Angriff auf Hortkinder in Zürich: Wieso greift man wehrlose Kinder an?

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Messerangriff in ZürichHerr Knecht, wieso geht jemand auf wehrlose Kinder los?

In Zürich Oerlikon verletzte ein Mann drei fünfjährige Buben mit einer Stichwaffe. Die Hintergründe sind unklar. Laut Forensiker Thomas Knecht könnte der Täter psychotisches oder amokartiges Verhalten gezeigt haben.

Ein 23-jähriger Chinese griff am Dienstag eine Gruppe Hortkinder an.
Der Hort wurde im Anschluss abgesperrt.
Laut der Polizei konnten sich die Kinder in den Hort retten.
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Ein 23-jähriger Chinese griff am Dienstag eine Gruppe Hortkinder an.

20min/News-Scout

Darum gehts

  • In Zürich Oerlikon griff ein 23-jähriger Chinese Hortkinder mit einer Stichwaffe an. Dabei wurden drei Buben verletzt, einer schwer und zwei mittelschwer.

  • Forensiker Thomas Knecht vermutet, dass der Täter aufgrund eines psychotischen Zustands oder amokartigen Phänomenen handelte.

  • Der mutmassliche Täter wurde festgenommen.

Ein 23-jähriger Chinese hat am Dienstag eine Gruppe Hortkinder in Oerlikon mit einer Stichwaffe angegriffen. Drei fünfjährige Buben wurden verletzt, einer schwer, zwei mittelschwer. Der mutmassliche Täter wurde festgenommen.

Die Tat schockiert nicht nur die direkte Umgebung. Viele fragen sich: Wieso macht jemand so etwas? Dazu Forensiker Thomas Knecht.

Herr Knecht, wieso geht jemand mit einer Stichwaffe auf eine Gruppe wehrloser Kinder los?

Derzeit ist bezüglich des Motivs nichts bekannt. Weil die Kinder auf offener Strasse angegriffen wurden, gehe ich davon aus, dass sie Zufallsopfer waren. Der mutmassliche Täter verspürte wohl einen starken Zerstörungsdrang. Das hört sich zwar schrecklich an, aber wahrscheinlich waren sie zur falschen Zeit am falschen Ort.

Aber wie ist jemand überhaupt zu so etwas fähig?

Hier sehe ich zwei Möglichkeiten. Entweder wies der mutmassliche Täter ein paranoides, psychotisches Verhalten auf. Solche Täter verlieren jeglichen Bezug zur Realität und haben Wahnvorstellungen. Sie werden von ihrem inneren Zustand geleitet und projizieren ihr wahnhaftes Feindbild auf die Opfer, hier Kleinkinder. Sie haben den Drang, den Feind zu beseitigen, da er in ihrer Psychose eine Gefahr darstellt.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass der Mann amokartige Phänomene zeigte. Solche Täter nenne ich auch «Terroristen in eigener Sache», weil sie aus persönlicher Misere handeln. Sie wollen grossen Schaden anrichten. Alle sollen erschüttert werden. Sie sind von einer extrinsischen Motivation geleitet. Rationalität spielt für sie keine Rolle, sie wollen schlicht Schrecken verbreiten.

Judith Hödl, Mediensprecherin der Stadtpolizei Zürich, nimmt Stellung zu den Ereignissen.

20min

In beiden Szenarien bleibt der Fakt, dass die Opfer erst fünf Jahre alt waren …

Sowohl psychotische als auch aggressionsgetriebene Täter empfinden zum Tatzeitpunkt keine «zarten Emotionen». Diese werden ausgeblendet, oder anders gesagt, sind sie dagegen immunisiert. Dass Kinder explizit zu Opfern werden, ist eher selten. Es ist jedoch typisch, dass schwächere Personen als Opfer gewählt werden.

Der mutmassliche Täter ist erst 23 Jahre alt ...

Das ist nicht unüblich. Junge Männer bis 25 Jahre sind besonders anfällig, schwere Gewaltdelikte zu begehen. Erklärungen dafür sind in der Forschung Unreife oder eine erhöhte Aggression. In diesem Fall ist jedoch auffällig, dass der mutmassliche Täter nicht von hier ist. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass einige Personen straffällig oder auch psychotisch werden, wenn sie sich auf «fremdem Terrain» befinden, also weg sind von ihrer vertrauten Umgebung.

Was droht einem solchen Täter?

Abschliessend kann man das nicht sagen. Es ist denkbar, dass der 23-Jährige sich wegen einer versuchten vorsätzlichen Tötung verantworten muss. Wenn jemand so etwas Abstruses macht, gibt es eine grosse Chance, dass eine psychopathologische Störung vorliegt. Somit ist es wahrscheinlich, dass dem Täter eine stationäre Massnahme auferlegt wird.

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