Session zum CS-Aus: Hier killt Karin Keller-Sutter den CS-Deal

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Session zum CS-AusWegen dieser Aussage von Keller-Sutter schoss die SP den CS-Deal ab

Warum scheiterte der CS-Deal am Mittwoch im Nationalrat? Recherchen von 20 Minuten ergeben: Das Scheitern lässt sich auf einen exakten Moment festnageln.

Karin Keller-Sutter musste am Mittwoch das zweifache Nein des Nationalrates zum CS-Deal verdauen.
Lange war die SP bereit, dem CS-Deal zuzustimmen, wenn ein verbindlicher Kulturwechsel bei den Boni der Banker im Gesetz enthalten gewesen wäre. 
In ihren Beteuerungen, den Finanzplatz zu reformieren, blieb sie für den Geschmack der Linken zu unverbindlich.
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Karin Keller-Sutter musste am Mittwoch das zweifache Nein des Nationalrates zum CS-Deal verdauen.

20min/Matthias Spicher

Darum gehts

  • Die Debatte um die CS-Garantien war ein regelrechter Krimi.

  • Bis zuletzt liess die SP eine Türe offen, um dem Deal zuzustimmen.

  • Doch um 14 Uhr am Mittwoch schlug Bundesrätin Karin Keller-Sutter mit einer entscheidenden Antwort diese Türe zu.

In vielen Stunden Debatte sagte der Ständerat zweimal Ja zum Notkredit für die CS-Rettung, der Nationalrat zweimal Nein. Das Geschäft war nach dem zweiten Nein des Nationalrates erledigt. Die «unheilige Allianz» aus SP, Grünen und SVP brachte das Geschäft zum Absturz. Auswirkungen in der Praxis hat die Ablehnung trotzdem keine.

Während SVP und Grüne schon früh klarmachten, dass sie nicht umzustimmen seien, liess die SP die Türe einen Spalt weit offen. Eine Rekonstruktion zeigt, in welchem exakten Moment die SP diese Türe schloss.

Dienstag – die Vorgeschichte

Schon am Dienstag debattierten Stände- und Nationalrat stundenlang über den Kredit zur CS-Rettung. Der Ständerat sagte Ja, der Nationalrat lehnte um ein Uhr nachts ab. Alle Vorstösse von links und rechts, Verschärfungen oder Bedingungen in den CS-Deal einzufügen, wurden abgelehnt.

Mittwochmorgen – die Brücke des Ständerates

Am Mittwochmorgen beugte sich der Ständerat erneut über das Geschäft und fand eine Formulierung, von der auch Keller-Sutter glaubte, die SP würde nun zustimmen. Der Deal hätte den Bundesrat eingeladen, höhere Eigenkapitalquoten und Boni-Beschränkungen zu – und das ist entscheidend – «prüfen», es hätte ihn aber nicht dazu «verpflichtet».

Mittwochnachmittag – der Moment des Scheiterns

Die zweite Runde im Nationalrat begann um 13 Uhr. Doch eine Fraktion fehlte zu Beginn fast komplett: die SP. Nur einige wenige Mitglieder waren im Saal.

20min/Stefan Lanz

Wie mehrere parteiinterne Quellen bestätigten, rang die Fraktion bis zur letzten Minute darum, ob man dem Deal mit der Brücke des Ständerates und der darin enthaltenen unverbindlichen Verschärfung bei Boni und Eigenkapital eine Chance geben wollte oder nicht. Vielleicht würde es ja gelingen, Keller-Sutter statt der blossen «Prüfung» in der Debatte ein verbindliches Versprechen zu entlocken. Man entschied, Keller-Sutter diese letzte Chance zu geben.

War es richtig, den CS-Deal abzulehnen?

Und so schritt Fraktionschef Roger Nordmann früh in der Debatte ans Rednerpult und verkündete: «Wenn sich die Frau Bundesrätin verpflichtet, stärkere Eigenkapitalvorschriften und Boni-Verbote in die Vorlage aufzunehmen, dann wird eine Mehrheit unserer Fraktion die Vorlage annehmen.»

Kurz nach 14 Uhr – die alles entscheidende Frage

Wenige Minuten später dann die entscheidende Frage an Keller-Sutter von der SP: «Können Sie mir bestätigen, dass die nächste Gesetzesanpassung eine substanzielle Erhöhung der Eigenkapitalquote und eine Beschränkung der Boni bei allen systemrelevanten Banken beinhalten wird?»

In ihrer Antwort verweist die Finanzministerin zwar auf kommende schärfere Eigenkapitalvorschriften und stellt in Aussicht, dem Parlament eine Vorlage zu Boni-Beschränkungen vorzulegen, doch beides war den Genossinnen und Genossen zu unverbindlich. Auf den von ihnen geforderten Kulturwechsel bei den «Boni-Bankern» lässt sich Keller-Sutter nicht ein.

Daraufhin wuselt Co-Parteichef Wermuth zwischen seinen Kolleginnen und Kollegen hin und her und spürt den Puls. «Ich sage Nein», hört er fast unisono. Die Türe zum CS-Deal knallt damit zu. Die SP sagt Nein. 103 Nein- zu 71 Ja-Stimmen lautet das Endresultat um 14.14 Uhr.

20min/Stefan Lanz

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