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Stillen fördert die Bindung zwischen Mutter und Kind.
imago images/Westend61Erstaunliche FaktenWieso Muttermilch am Abend müde macht – und morgens nicht
Ob Einschlafhilfe oder Immun-Booster: Eine Stillberaterin verrät die fünf spannendsten Fakten zu Muttermilch.
Muttermilch ist weit mehr als nur Nahrung fürs Baby. Das menschliche High-End-Produkt hat überraschende Eigenschaften, wie Stillberaterin und Hebamme Nadia Bronzini weiss.
Über die Expertin
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Nadia Bronzini ist Stillberaterin, Hebamme und Co-Gründerin von Vida – eine Hebammen-Praxis, die auch online berät.
1. Einschlafhilfe
Forschende haben herausgefunden, dass sich die Zusammensetzung von Muttermilch im Laufe des Tages verändert. Am Abend wirkt sie wie eine Einschlafhilfe für Babys. «Melatonin, das sogenannte Schlafhormon, wird nächtlich in erhöhtem Mass als Inhaltsstoff ausgeschüttet – es entspricht dem Melatoninspiegel der Mutter», sagt die Stillberaterin. Am Morgen dagegen steigt der Cortisolspiegel in der Milch an, was wiederum beim Aufwachen hilft. «Das trägt dazu bei, dass gestillte Säuglinge leichter in einen Tag-Nacht-Rhythmus finden».
Tipp: Solltest du Muttermilch abpumpen, achte auf die Tageszeit. Sonst könnte es passieren, dass dein Baby am Morgen schläfrig ist und am Abend nicht zur Ruhe kommt.
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Der hohe Anteil an Melatonin wirkt beruhigend auf die Kleinen.
Pexels2. Immer einsatzbereit
Ab der 16. Schwangerschaftswoche bereitet sich der Körper auf das Stillen vor und produziert eine ganz besondere Milch: das Kolostrum. Diese erste Nahrung ist eine dickflüssige, gelbliche Milch. «Das Kolostrum hat hohe Anteile an Immunglobulinen, Laktoferrin, Lysozym und Makrophagen, welche das Kind vor Viren, Bakterien und verschiedenen Krankheiten schützen», so Bronzini. «Zudem stabilisiert es optimal den Blutzuckerspiegel des Neugeborenen und fördert die Ausscheidung des ersten Stuhlgangs».
Wusstest du, dass Kolostrum – in Absprache mit einer Fachperson –bereits am Ende der Schwangerschaft gewonnen und mit zur Geburt gebracht werden kann? «So lernen die Frauen bereits, wie die Brustmassage und die Handentleerung funktionieren, was ein grosser Vorteil in den ersten Wochen nach der Geburt sein kann», sagt Bronzini.
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Kolostrum ist dickflüssig und gelb wie Butter.
Getty Images3. Hautpflegeprodukt
Aufgrund der antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften wird Muttermilch auch häufig als Hausmittel bei verstopften Babynasen empfohlen. Einfach ein paar Tropfen aus der Brust streichen und in die Nasenlöcher des Babys träufeln. Wer ausserdem seinem Baby einen Spa-Moment bescheren möchte, kann einen Esslöffel Muttermilch ins Badewasser hinzugeben. Das beugt trockener Haut vor, ist kostenlos und bestens verträglich.
Wie stehst du zu der Idee, Muttermilch als Hausmittel zu verwenden?
4. Mehr Fett für Jungs
Die Zusammensetzung von Muttermilch ändert sich ständig. «Muttermilch besteht aus Fetten, Eiweiss, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen – zudem enthält sie viele Abwehrstoffe, Wachstumshormone und Präbiotika», erklärt Bronzini. Die Milch ist immer optimal an die Bedürfnisse des Kindes angepasst. Auch im Falle einer Krankheit. «Neben all den wichtigen Nährstoffen kann die Brust von deinem Körper produzierte Antikörper an das Baby weitergeben und Erkrankungen verhindern oder mildern».
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Muttermilch passt sich den Bedürfnissen des Babys an.
PexelsMuttermilch unterscheidet sich aber auch je nach Geschlecht. Laut der Harvard-Professorin Katie Hinde ist die Muttermilch bei Jungen reicher an Fett und Proteinen, Mädchen bekommen dafür mehr Milch ab. Hindes Studie beruft sich dabei auf Menschen, Affen und andere Säugetiere. Warum das so ist, bleibt bisher allerdings unbeantwortet.
5. Schutz für die Mutter
Laut der Krebsliga Schweiz haben Frauen, die ihre Kinder über einen längeren Zeitraum stillen, ein geringeres Risiko, später an Brustkrebs zu erkranken. Pro zwölf Monate Stillen – dabei werden alle Stillzeiten der Kinder zusammengerechnet – reduziert sich das Brustkrebsrisiko um etwa vier Prozent zusätzlich zur natürlichen Risikominderung durch jede Geburt. Der genaue Mechanismus ist bisher nicht vollständig erforscht. Es wird vermutet, dass sich die Struktur der Brust verändert. Zudem könnte die Verringerung der lebenslangen Hormonexposition eine Rolle spielen. Darüber hinaus kann Stillen das Risiko an Eierstockkrebs, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Leiden zu erkranken, senken.
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Auch die Mutter kann vom Stillen profitieren.
PexelsWelche erstaunlichen Fakten über Muttermilch kennst du noch?
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