UkraineNach Zerstörung der An-225 – wird jetzt die zweite Antonow fertiggestellt?
In den ersten Tagen der russischen Invasion wurde die einzigartige Antonow An-225 in ihrem Hangar am Flughafen Kiew-Hostomel zerstört. Nun soll das unfertige Schwesternflugzeug vollendet werden.
Darum gehts
Die Bilder der komplett zerstörten Antonow An-225 im zerbombten Hangar am Flughafen Kiew-Hostomel dürfte für viele Aviatik-Fans ein bitterer Schlag gewesen sein. Es war das einzige funktionsfähige Modell des grössten jemals gebauten Frachtflugzeugs, das ursprünglich für die Beförderung des sowjetischen Buran-Orbiters entwickelt wurde. Das Buran-Programm war der direkte sowjetische Konkurrent zum Space Shuttle der Nasa, wurde allerdings nach nur einem unbemannten Probeflug wegen Budgetproblemen 1993 eingestellt.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion im Jahre 1991 verschwand die An-225 zunächst für mehrere Jahre in einer Lagerhalle, bevor sie im Rahmen der Privatisierung diverser Firmen auf dem Gebiet der nun unabhängigen Ukraine wieder reaktiviert wurde. Seither nutzten verschiedenste Firmen rund um den Globus das gigantische Flugzeug zur Beförderung übergrosser Frachtgüter, während der Corona-Pandemie kam die An-225 auch zur Beförderung von Masken und Schutzanzügen zum Einsatz.
Zweite An-225 zu 70 Prozent vollendet
Seit der nahezu vollständigen Zerstörung der Antonow «Mrija» am 27. Februar 2022 ist die Zukunft des weltgrössten Flugzeugs ungewiss. Zu Sowjet-Zeiten wurde mit dem Bau zweier An-225 begonnen, jedoch wurde nur die «Mrija» komplett vollendet. Das Schwesternflugzeug ist seit 1994 eingelagert und soll zu etwa 70 Prozent vollendet sein. Schon in der Vergangenheit gab es Bemühungen, das Flugzeug zu vollenden, diese scheiterten jedoch immer an fehlender Finanzierung.
Und die Finanzierung für die Komplettierung der Antonow An-225 hat es in sich: Experten schätzen die Kosten auf mindestens eine Milliarde US-Dollar, wie «Flugrevue» berichtet. Die 70 bereits vollendeten Prozent täuschen nämlich, nach fast 30 Jahren Stillstand müssen viele Komponenten ausgetauscht werden, andere Bestandteile wie die Triebwerke und moderne Avionik-Systeme müssen gar komplett neu konstruiert werden. Dass das Frachtflugzeug diese Kosten im laufenden Betrieb wieder amortisiert, ist unwahrscheinlich: Aufgrund der enormen Betriebskosten wird die An-225 nur für sehr spezielle Transporte verwendet und kann nur ausgewählte Flughäfen anfliegen. Auch in der Schweiz machte die «Mrija» in der Vergangenheit Halt.
Startplattform für Raketen?
Eine mögliche Chance für eine gewinnbringende Nutzung des Flugzeugs könnte sich höchstens in den oberen Teilen der Atmosphäre bieten: Die Antonov würde dabei als Trägerplattform für Weltraumprogramme dienen. So könnten Satelliten und andere Objekte günstiger ins All gebracht werden, da ein grosser Teil des Treibstoffes einer konventionellen Rakete dazu dient, der Erdanziehungskraft zu entfliehen. Hier könnten Starts vom Rand der Atmosphäre zu einer deutlichen Kostensenkung führen.
Laut Dmytro Antonow, der 1500 Stunden seines Lebens im Cockpit der An-225 «Mrija» verbracht hat, spricht vor allem der symbolische Wert der riesigen Antonow für eine Inbetriebnahme der zweiten Antonow. «Die neue Mrija wird als Symbol geschaffen werden – nicht nur für die Ukraine, sondern für die ganze Welt. Ein Symbol des Sieges», so der Pilot. Technisch sei die Vollendung des Flugzeuges machbar, nun müsse man die finanziellen Bedingungen abklären.
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