Nicole Argentieri ermittelt gegen Schweizer Rohstoffhändler

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Nicole ArgentieriVor dieser Frau zittern die Schweizer Rohstoffhändler

Nicole Argentieri leitet die Kriminalabteilung des US-Justizministeriums. Nun hat es die «Frau mit der eisernen Faust» auf Schweizer Öl- und Rohstoffhändler abgesehen.

Die Leiterin der Kriminalabteilung des US-Justizministeriums, Nicole Argentieri, hat die Ermittlungen gegen vier Schweizer Rohstoffhändler geführt.
Einst Mafia-Jägerin in New York, beaufsichtigt die Tochter einer italienischen Arbeiterfamilie aus Staten Island heute mehr als 1400 Bundesanwälte und Mitarbeiter des US-Justizministeriums, die Strafverfolgungen im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität durchführen.
Im vergangenen Jahr war es auch Argentieri, die die Ermittlungen gegen die weltgrösste Kryptobörse Binance aufnahm. Die Plattform wurde schliesslich wegen einer Reihe von Rechtsverstössen in den USA zu einer Rekordstrafe von mehr als vier Milliarden Dollar verurteilt.
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Die Leiterin der Kriminalabteilung des US-Justizministeriums, Nicole Argentieri, hat die Ermittlungen gegen vier Schweizer Rohstoffhändler geführt.

Getty Images via AFP

Darum gehts

  • Nicole Argentieri hat die Ermittlungen gegen Schweizer Rohstoffhändler geführt.

  • Ihre Arbeit führte dazu, dass die Unternehmen Glencore, Trafigura, Vitol und Gunvor zu hohen Geldstrafen verurteilt wurden.

  • Ein Porträt einer Frau, die nie locker lässt.

Die Leiterin der Kriminalabteilung des US-Justizministeriums, Nicole Argentieri, hat es auf vier Schweizer Öl- und Rohstoffriesen abgesehen. In den letzten Monaten hat Argentieri die Unternehmen Glencore, Trafigura, Vitol und Gunvor zu Geldstrafen von insgesamt über mehr als 1,7 Milliarden Dollar verdonnert.

Erst vergangene Woche hatte der Rohstoff-Handelskonzern Trafigura sich in einem Verfahren in den USA wegen Vorwürfen der Bestechung in Brasilien schuldig bekannt und sich bereit erklärt, 127 Millionen Dollar an Geldstrafen und wegen entgangener Gewinne zu zahlen.

Der Schweizer Rohstoffhandelskonzern Trafigura hat sich in einem Verfahren in den USA wegen Korruptionsvorwürfen schuldig bekannt. Das Unternehmen muss nun eine Geldstrafe von über 127 Millionen Dollar zahlen.

Der Schweizer Rohstoffhandelskonzern Trafigura hat sich in einem Verfahren in den USA wegen Korruptionsvorwürfen schuldig bekannt. Das Unternehmen muss nun eine Geldstrafe von über 127 Millionen Dollar zahlen.

IMAGO/Pond5 Images

Auch Vitol, Gunvor und Glencore müssen zahlen

Der jüngste Fall ordnet sich in einer Reihe von Korruptionsfällen bei den grössten Rohstoffhandelsfirmen der Welt ein. So hatte der Ölhändler Gunvor, der über Genf wichtige Teile seines Geschäfts abwickelt, gestanden, Bestechungsgelder in Ecuador bezahlt zu haben, was zu Geldstrafen in Höhe von mehr als 660 Millionen Dollar führte.

Ein ehemaliger Angestellter des Genfer Ölhändler Vitol wurde wegen Geldwäsche von Bestechungsgeldern verurteilt. Bereits 2020 hatte sich das Unternehmen bereit erklärt, mehr als 160 Millionen Dollar an Behörden in den USA und Brasilien wegen Bestechung in Lateinamerika zu zahlen.

Und auch der Zuger Rohstoffriese Glencore wurde vom US-Justizministerium wegen Bestechung mit Strafen belegt. 2022 bekannte sich Glencore in mehreren Fällen der Bestechung in Afrika und Lateinamerika schuldig, um Zugang zu Öl zu erhalten, und erhielt Strafen von mehr als einer Milliarde Dollar.

Nicole Argentieri ist derzeit Leiterin der Kriminalabteilung des US-Justizministeriums.

Nicole Argentieri ist derzeit Leiterin der Kriminalabteilung des US-Justizministeriums.

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Die Frau mit der eisernen Faust

Die Fälle haben eines gemeinsam: Hinter den Ermittlungen steckt die erfahrene Nicole Argentieri. Einst Mafia-Jägerin in New York, beaufsichtigt die Tochter einer italienischen Arbeiterfamilie aus Staten Island heute mehr als 1400 Bundesanwälte und Mitarbeiter des US-Justizministeriums, die Strafverfolgungen im Zusammenhang unter anderem mit organisierter Kriminalität, Cybercrimes, Korruption, Geldwäsche, Bankgeheimnisgesetz, Ausbeutung von Kindern, internationaler Drogenhandel oder Menschenrechtsverletzungen durchführen.

«Sie verfügt über umfangreiche Erfahrung bei der Bearbeitung der Fälle, die sie betreut.»

Elizabeth Geddes, Arbeitskollegin

Argentieri lässt nie locker: Sie war mit ihrem ersten Kind schwanger, als sie das Schlussplädoyer gegen einen Mafiaboss hielt. Der Kriminelle wurde schliesslich zu 30 Jahren Haft verurteilt.

«Sie hat eine eiserne Faust, die in einen Samthandschuh gehüllt ist», sagte ein enger Freund zu «Bloomberg». Argentieri habe sich nie davor gescheut, heikle und herausfordernde Themen anzugehen, meint auch ein hochrangiger Beamter des Justizministeriums.

Unternehmen müssen sich an die Regeln halten

«Sie verfügt über umfangreiche Erfahrung bei der Bearbeitung der Fälle, die sie betreut», sagte Elizabeth Geddes, die eng mit Argentieri bei der Staatsanwaltschaft in Brooklyn zusammenarbeitete.

«Bleibt dran, unsere Arbeit hier ist noch nicht erledigt.»

Nicole Argentieri

Im vergangenen Jahr war es auch Argentieri, die die Ermittlungen gegen die weltgrösste Kryptobörse Binance aufnahm. Die Plattform wurde schliesslich wegen einer Reihe von Rechtsverstössen in den USA zu einer Rekordstrafe von mehr als vier Milliarden Dollar verurteilt. «Bleibt dran, unsere Arbeit hier ist noch nicht erledigt», drohte Argentieri damals. Ihre Botschaft sei wirklich einfach – man müsse sich an die Regeln halten.

Das gilt auch für die Schweizer Rohstoffhändler.

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