Nik GuggerJetzt wehrt sich der einzige adoptierte Nationalrat gegen Verbot
Der Bundesrat will Adoptionen aus dem Ausland verbieten. Doch dagegen regt sich nun Widerstand. Angeführt wird dieser von Nik Gugger, dem einzigen aus dem Ausland adoptierten Parlamentarier in Bundesbern.
Darum gehts
Nik Gugger, adoptiert aus Indien, kämpft gegen das geplante Verbot von Auslandsadoptionen.
Der Bundesrat will das Verbot einführen, um Kinderhandel zu verhindern.
Gugger sieht das Verbot als falsch und hat eine Petition dagegen gestartet.
Barbara Gysi (SP) unterstützt das Verbot und betont die Wichtigkeit des Aufwachsens im Herkunftsland.
Sollen Eltern, die ein Kind aus dem Ausland adoptieren wollen, das auch künftig dürfen? Nein, findet der Bundesrat. Justizminister Beat Jans hat vor wenigen Wochen angekündigt, dass die Landesregierung solche Adoptionen per Gesetz verbieten will.
Grund: Kürzlich zeigten mehrere Berichte im Auftrag der Eidgenossenschaft, dass in der Vergangenheit viel Leid verursacht wurde, indem korrupte Beamte und gar Hebammen beispielsweise in Indien und Sri Lanka Kinder den Eltern wegnahmen und sie regelrecht in die Schweiz verkauften.
Nik Gugger (EVP): Mich gäbe es ohne Adoption nicht
Doch gegen das Adoptionsverbot formiert sich nun Widerstand. Der Winterthurer Nationalrat Nik Gugger wurde als Kleinkind von einem Schweizer Paar aus Indien adoptiert. Nach einer steilen Karriere sitzt er heute im Parlament und hat erst kürzlich entscheidend mitgeholfen, das Freihandelsabkommen der Schweiz mit Indien zum Abschluss zu bringen.

Nationalrat Nik Gugger spielte eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen Indien und der Schweiz.
20min/Matthias SpicherSein Vorteil: Er kennt beide Kulturen und Mentalitäten in- und auswendig. Seine Verdienste wurden weit in andere politische Lager und ins Wirtschaftsdepartement geschätzt und gewürdigt.
Gugger sieht sich als lebender Beweis, dass es auch erfolgreiche Adoptionsbiografien gibt. Darum wollen er und andere Nationalräte nun Druck machen. In der Fragestunde am kommenden Montag muss sich Beat Jans kritischen Fragen stellen.
«Wird plötzlich Kollege Gugger stigmatisiert?»
Unter anderem: «Gäbe es Nationalrat Nik Gugger, wenn Adoptionen aus dem Ausland verboten wären?» oder: «Verbot von Auslandsadoptionen: Wird plötzlich Kollege Gugger stigmatisiert?» Letztere Frage stammt von Stefan Müller-Altermatt, der selbst kürzlich ein Kind mit Down-Syndrom aus Armenien adoptiert hat.
Doch auch ausserhalb des Parlamentes regt sich Opposition. Erst kürzlich wurde ein Verein namens «Schweizer Gruppe für Adoption und Familien» (SGAF) gegründet. Dieser findet, der Bundesrat wolle eine «zutiefst falsche Entscheidung» fällen. Gugger selbst hat indes eine Petition lanciert und hofft, in den kommenden Tagen über 1000 Unterschriften zusammenzubekommen. Er meint: «Das Adoptionsverbot wird Beat Jans noch um die Ohren fliegen», die Opposition werde zu gross sein. Tatsächlich bekämpft auch die FDP die Vorlage offensiv.
Barbara Gysi (SP) fordert: Switzerland first bei Adoptionen
Unterstützung erhält Jans von seiner Parteikollegin Barbara Gysi. Sie ist Präsidentin der Organisation «Pflege- und Adoptivkinder Schweiz». Als solche unterstütze sie ein Verbot von internationalen Adoptionen «im Grundsatz».
Sollte die Schweiz Adoptionen aus dem Ausland weiterhin erlauben?
Beat Jans’ Schritt nennt sie «mutig». Denn das sogenannte Haager Abkommen, das Missbräuche – und insbesondere Kinderhandel – verhindern soll, gebe den Schweizer Behörden keine ausreichende Sicherheit, ob die Adoptionsfreigabe der Kinder im Herkunftsland rechtmässig ablief.
Grundsätzlich sollen Kinder, «wenn immer möglich im angestammten sozialen Umfeld aufwachsen können», so Gysi weiter. Sie plädiert darum dafür, die Bedingungen im Herkunftsland zu verbessern. «Zudem: Auch in der Schweiz findet sich nicht für alle Kinder, die zur Adoption freigegeben sind, eine geeignete Adoptivfamilie». Oder anders ausgedrückt: Switzerland first bei Adoptionen.
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