Waadt: Vorwürfe gegen Finanzdirektorin Valérie Dittli

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Waadtländer FinanzdirektorinNoch mehr Ärger für Politstar Dittli – darf sie Doktortitel gar nicht tragen?

Gemäss RTS-Recherchen zahlte Valérie Dittli nie Steuern im Kanton Waadt, obwohl sie dort lebte. Nun kommen Fragen um ihren Doktortitel und vergangene Anstellungsverhältnisse hinzu. 

Valérie Dittli ist seit acht Monaten Finanzdirektorin des Kantons Waadt. Sie sieht sich aktuell mit einer Reihe von Vorwürfen konfrontiert.
So hat eine Recherche des Westschweizer Radios (RTS) ergeben, dass Dittli nie Steuern im Kanton Waadt bezahlte, obwohl sie dort lebte und sich politisch engagierte.
Nun haben Nachforschungen des «Tages-Anzeigers» gezeigt, dass es auch bei Dittlis Aussagen zu ihrem Anstellungsverhältnis an der Uni Lausanne und beim Schweizerischen Nationalfonds Ungereimtheiten gibt.
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Valérie Dittli ist seit acht Monaten Finanzdirektorin des Kantons Waadt. Sie sieht sich aktuell mit einer Reihe von Vorwürfen konfrontiert.

Yvain Genevay / Tamedia

Darum gehts

  • Die Finanzdirektorin des Kantons Waadt ist mit einer Reihe von Vorwürfen konfrontiert.

  • So soll sie nie im Kanton Waadt Steuern bezahlt haben, obwohl sie dort gearbeitet hatte und politisch engagiert war.

  • Dittli verteidigte sich gegen die Vorwürfe, doch kamen neue Ungereimtheiten zum Vorschein – so dürfte sie ihren Doktortitel wohl eigentlich noch nicht tragen.

Das Westschweizer Radio (RTS) enthüllte Ende letzter Woche, dass Valérie Dittli (Die Mitte), die seit acht Monaten Finanzdirektorin des Kantons Waadt ist, ihre Steuern nie im Kanton Waadt bezahlt habe. Dittli ist seit 2016 mit Zweitwohnsitz in Lausanne gemeldet, lebte dort und war dort politisch engagiert, bezahlte jedoch ihre Steuern im Kanton Zug. 

Das RTS hat ausgerechnet, dass die 30-Jährige damit bis zu 20'000 Franken gespart habe. Die Vorwürfe sind darum happig: Die Finanzdirektorin soll ausgerechnet jene Steuerverwaltung geprellt haben, deren Chefin sie heute ist.

Deshalb wurde bereits Dittlis Rücktritt gefordert. Am Freitagabend nahm die Finanzdirektorin dann Stellung in einer Sendung des RTS. Sie wolle «vollumfänglich Transparenz schaffen», kündigte sie eingangs an, wie die Zeitungen der Tamedia berichten. Die Transparenz sei ihr extrem wichtig. Doch Recherchen der Tamedia-Zeitungen haben ergeben, dass Dittli erneut Irrtümer und Ungereimtheiten präsentierte.

Fragen nach Anstellung und Doktortitel

So habe Dittli angegeben, sie sei zwischen 2016 und 2020 während ihres Doktorats zu 50 Prozent an der Universität Lausanne tätig gewesen und habe mit einem weiteren 50-Prozent-Pensum für ein Projekt des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gearbeitet. Jedoch sei sie laut der Datenbank des SNF nie für ein entsprechendes Forschungsprojekt tätig gewesen. Der Rechtsprofessor, für den Dittli als Assistentin fungierte, habe angegeben, dass diese zu 100 Prozent an der Universität tätig gewesen sei. 

Weiter Fragezeichen gibt es rund um Dittlis Doktortitel. Gemäss Lausanner Universitätsreglement darf den Titel nur tragen, wer seine Dissertation publiziert. Es zeige sich jedoch, dass die Arbeit Dittlis bis heute nicht publiziert sei und auch keine Exemplare davon in der Lausanner Universitätsbibliothek verfügbar seien. Die Uni gibt selbst an,  die Doktoratsurkunde erst zu verschicken, wenn sämtliche Formalitäten erledigt sind. Nichtsdestotrotz habe Dittli sich bei ihrer Kandidatur für den Waadtländer Staatsrat 2022 als promovierte Rechtswissenschaftlerin bezeichnet. 

Gemäss den Zeitungen der Tamedia waren weder Valérie Dittli noch deren Mediensprecher am Montagnachmittag für eine Stellungnahme verfügbar.

Für Valérie Dittli gilt die Unschuldsvermutung.

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