Nordsee«Das Frachtschiff kam wie aus dem Nichts auf uns zu»
Noch sind die zwei Schiffe, die am Montag in der Nordsee kollidierten, nicht gelöscht. Eine Bergungsmission ist lanciert. Ein Überlebender schildert, wie er den Crash erlebte.
Nordsee: Der Schaden auf der Backbordseite der Stena Immaculate ist deutlich sichtbar.
Darum gehts
Ein Seemann, der bei der Kollision in der Nordsee an Bord der Stena Immaculate war, beschreibt, wie er den Unfall erlebte.
Die Gefahr für die Umwelt ist weiterhin gross.
Noch unklar ist zudem die Ursache der Kollision – Sabotage wird ausdrücklich nicht ausgeschlossen.
«Urplötzlich kam wie aus dem Nichts ein massives Schiff auf uns zu», erzählte ein Seemann, der zum Zeitpunkt der Kollision auf dem Tanker Stena Immaculate war, gegenüber CBS News. Der US-Bürger war nahe der Stelle, wo die MV Solong im rechten Winkel in die Backbordseite des Tankers prallte und ein grosses Loch in die Bordwand riss. Er habe «nur Sekunden» gehabt, auf die Gefahr zu reagieren, so der Mann weiter. Da die Ursache des Crashs noch nicht bekannt ist, wurde es der Crew untersagt, mit den Medien zu sprechen – der Augenzeuge will anonym bleiben.
Andere Augenzeugen geben an, auf der Brücke der Solong niemanden gesehen zu haben. Die Bemühungen der Mannschaften, ihre in Brand geratenen Schiffe selbst zu löschen, mussten sie rasch aufgeben. Die Flammen seien unmittelbar nach dem Crash aus dem Schiff geschlagen, die Crew habe sich in Schutzanzüge gestürzt und versucht, den Brand zu löschen.
Nach wenigen Momenten hätten die Männer aber erkannt, dass der Kampf aussichtslos war. Innert kurzer Zeit wurde die Crew durchgezählt, alle begaben sich in ein Rettungsboot. «Die Flammen leckten an uns, sodass einige ihre Haare verbrannten», berichtet ein Überlebender.
Ein Besatzungsmitglied wird weiterhin vermisst. Die britischen Behörden teilen mit, dass kaum noch Hoffnung bestehe.
Treibstoff für US Army bestimmt
Derzeit sind vier Schiffe des niederländischen Unternehmens Boskalis, das mit der Bergung betraut wurde, mit Löschmaterial unterwegs zur Stena Immaculate. «Wir müssen erst kühlen und dafür sorgen, dass die Temperatur auf dem Schiff unter ein bestimmtes Niveau sinkt, und dann können wir einen Versuch wagen, um zu löschen», so ein Sprecher.
Nach wie vor ist unklar, wie es zum Unglück kommen konnte: Zum Zeitpunkt der Kollision lag die mit Jet-Treibstoff für die US Army beladene Stena Immaculate vor Anker, ihre Position war bekannt. Dennoch rammte die MV Solong, die unter anderem Container mit hochgiftigem Natriumcyanid transportiert haben soll, den Tanker mit voller Fahrt im 90-Grad-Winkel auf der Backbordseite. Dabei hatte sie 16 Knoten, also fast 30 km/h, drauf.
Unglück in der Nordsee: Sabotage nicht ausgeschlossen
Laut einem hochrangigen Mitarbeiter des Weissen Hauses wird auch Sabotage nicht ausgeschlossen: So kursierten Spekulationen, dass die Solong-Kommandozentrale «von Russland oder einer anderen feindlichen Macht» gehackt worden war. Noch immer ist unklar, ob der Frachter auf Autopilot unterwegs war, als er in den Tanker krachte.
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