Ozempic und WegovyAusgerechnet Diätspritzen krempeln Lebensmittelindustrie um
Die als «Abnehmspritzen» genutzten Medikamente führen zu einer Abneigung gegenüber Fetten und Zucker. Bei der Lebensmittelindustrie löst dies ein Umdenken aus – wenn auch ein vorsichtiges.
Ozempic und Wegovy: Darum gehts
Aufkommende Medikamente wie Ozempic führen zu einem Strategiewechsel bei der Lebensmittelindustrie. Eine Wirkung der Spritzen führt zu weniger Konsum von fett- und zuckerhaltigen Produkten.
Dabei verstärken die «Diätspritzen» einen Trend in der Nahrungsmittelindustrie zu «gesünderen» Produkten. Allerdings ist diese Veränderung nur in spezifischen Bereichen spürbar.
Besonders betroffen sind Lebensmittelprodukte, die bereits zuvor als «Diätprodukte» vermarktet worden sind. In diesem Bereich werden nun Produkte als «Begleitung zu den Spritzen» entwickelt.
Sind die Zeiten von übermässig fett- und zuckerhaltigen Produkten vorbei? Eine Wirkung der aktuellen Trend-«Abnehmspritzen» wie Wegovy oder dem Diabetes-Medikament Ozempic ist eine geringe Lust oder gar Abneigung auf ebensolche fett- und zuckerbeladenen Produkte.
Bis Ende des Jahrzehnts erwartet UBS Research rund 40 Millionen Konsumenten der Spritzen. Für die Lebensmittelindustrie hat das Folgen. Das «Handelsblatt» etwa schreibt von einer Bewegung zu gesunder Ernährung aus Angst. Patrik Schwendimann, Nahrungsmittelanalyst bei der ZKB, ordnet dieses Umdenken gegenüber 20 Minuten ein.
Ozempic und Wegovy verstärken Trend
Die Bedenken, dass die «Abnehmspritzen» die Lebensmittelindustrie nachhaltig umkrempeln werden, bestünden schon seit letztem Jahr. «Wie gross und wie nachhaltig der Effekt sein wird, weiss bis heute niemand», so Schwendimann.
Hast du schon einmal darüber nachgedacht, zur «Abnehmspritze» zu greifen?
Fakt sei aber: «Der Trend zu gesünderen Angeboten gibt es zwar schon lange. Ozempic und Co. haben diesen aber noch einmal verstärkt und zudem kommt neu vor allem die Komponente des geringeren Appetits hinzu.» Besonders betroffen seien Märkte in westlichen Ländern, in denen Übergewicht ein grosses Thema sei.
Ergänzungsmittel zu den Spritzen

Nestlé bietet bereits jetzt Produkte an, die in Ergänzung zu den Spritzen gedacht sind.
20min/Vanessa LamSo werden etwa bei Nestlé bereits jetzt schon Produkte entwickelt, die als Ergänzung zu den Spritzen angeboten werden. «Nestlé geht davon aus, dass man im Bereich Nestlé Health Science von dem Trend profitieren kann.»
Dass die Hersteller nun aber auch in ihrem gesamten Sortiment die Kalorien zurückfahren werden, bezweifelt Schwendimann. «Viele Bereiche sind nicht direkt betroffen. Bei Nestlé sind gut ein Fünftel der Produkte potenziell direkt betroffen. Nestlé erzielt inzwischen die Mehrheit des Umsatzes mit Heimtiernahrung, Kaffee und Nutrition.»
Trend oder nachhaltiges Phänomen?
Hinzu kommt, dass vieles auch noch unklar ist. «Wir wissen noch nicht, ob es sich bei den Abnehmspritzen nur um einen Trend für ein paar Jahre handelt oder ein nachhaltiges Phänomen», so Schwendimann.

McDonald's konnte trotz des Trends zu gesünderer Ernährung in den letzten Jahrzehnten Erfolg verzeichnet.
20min/Celia NoglerAls Beispiel führt Schwendimann McDonald's an: «Die sinnvolle Bewegung in Richtung gesunde Ernährung gibt es schon Jahrzehnte. Da hätte man ein Einbrechen der Zahlen bei dem Unternehmen erwarten können. Trotzdem geht es dem Unternehmen weiterhin erstaunlich gut. Der Aktienkurs von McDonald's hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht.»
Schlussendlich seien es nicht die Unternehmen, die in erster Linie fett- und zuckerhaltige Ernährung am Leben halten, meint Schwendimann. «Wir Kunden entscheiden, was gekauft wird. »
Das sagen die grossen Hersteller:
Nestlé: Mit der Diversität unseres Produktangebotes und unserer Firmenstrategie, die auf gute Ernährung und Gesundheit fokussiert ist, sehen wir Chancen in diesem Bereich. Schon heute sind etwa CHF 1,5 Milliarden Umsatz unseres Nestlé Health Science-Geschäfts von Produkten, die stark komplementär zu GLP1-Therapien sind.
Unilever: Die Zeit wird zeigen, ob sich diese Medikamente durchsetzen werden. Sollte dies der Fall sein, sind wir mit unserem Portfolio gut aufgestellt, um darauf zu reagieren. Wir haben im Laufe der Jahre gute Fortschritte bei der Verbesserung der Ernährungsqualität unserer Produkte gemacht. Wir haben Mini-Formate und Proteinoptionen mit unseren Kultmarken.
Coca-Cola: Coca-Cola bietet bereits, unabhängig von diesem Thema, eine breite Palette an Erfrischungsgetränken an, darunter auch zuckerfreie und kalorienreduzierte Varianten, um Konsumenten eine Wahl zu bieten.
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