Deutschland: Was will die AfD und wer sind ihre Wähler?

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Partei-PorträtAfD: Die Partei, in die Millionen Deutsche ihre Hoffnung stecken

Die AfD könnte gemäss Umfragen bei den nächsten Wahlen massiv zulegen. Das Hauptthema der Partei ist die Zuwanderung. Doch was fordert die AfD, was verspricht sie in ihrem Wahlprogramm – und wer wählt sie?

Bei den anstehenden Wahlen im Herbst könnte die AfD in grosse Erfolge feiern. Laut den Umfragen könne sie in mehreren ostdeutschen Bundesländern zur stärksten Kraft werden.
Zuwanderung ist das grosse Thema der AfD. Vonseiten der Politikerinnen und Politiker heisst es immer wieder, dass man «im grossen Stil» abschieben wolle.
Das Thema ist auch in den Plakatkampagnen der Partei präsent. 
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Bei den anstehenden Wahlen im Herbst könnte die AfD in grosse Erfolge feiern. Laut den Umfragen könne sie in mehreren ostdeutschen Bundesländern zur stärksten Kraft werden.

Stefan Sauer/dpa

Darum gehts

  • Die AfD wird in einigen deutschen Bundesländern immer stärker.

  • Gemäss Wahlumfragen könnte die rechte Partei bei den nächsten Bundestagswahlen stark zulegen. Zudem wird erwartet, dass sie in mehreren östlichen Bundesländern bei den Landtagswahlen zur stärksten Kraft wird.

  • Vieles dreht sich um die Zuwanderung, die Partei fordert strikte Grenzkontrollen, Nulltoleranz und Abschiebungen.

  • Besonders beliebt ist die Partei bei Männern mittleren Alters. Doch sie findet auch immer mehr Anklang bei jungen Menschen.

Die «Alternative für Deutschland» (AfD) gilt als erfolgreichste neue Partei in Deutschland. Bei den letzten Bundestagswahlen 2021 erreichte sie 10,3 Prozent der Wählerstimmen. Die nächste landesweite Wahl steht 2025 an. Wäre sie heute, würden gemäss Umfragen rund 19 Prozent der Wahlberechtigten das Kreuz bei der AfD setzen.

Eine Reportage aus den AfD-Hochburgen Görlitz und Bautzen.

20min

Das sind die grossen Themen der Partei

Migrationspolitik

Das Grundsatzprogramm der AfD ist in 14 Themen unterteilt. Verschiedene Umfragen zeigen jedoch, dass die Zuwanderung beim Wahlentscheid der Wählerbasis das ausschlaggebende Thema ist. Die Partei fordert eine vollständige Schliessung der EU-Aussengrenzen. Einwandern soll nur dürfen, wer integrationsfähig ist und als Arbeitskraft gebraucht wird. Wer sich nicht integriert, soll sanktioniert und letztlich abgeschoben werden können. Zudem sollen Geflüchtete in «sicheren Staaten» verweilen und erst nach der «Anerkennung eines Schutzgrundes» nach Deutschland reisen dürfen.

Geheimtreffen zu «Remigration»

Am 10. Januar publizierte das Recherche-Kollektiv «Correctiv» einen Bericht zu einem Geheimtreffen in Potsdam Ende November, bei dem unter anderem AfD-Politiker und Vertreter der rechtsextremen Szene anwesend waren. Vor Ort soll über die «Remigration» und Abschiebung von Millionen Menschen aus Deutschland gesprochen worden sein. Die Recherche löste bundesweit grosse «Demonstrationen gegen rechts» aus.

Dexit: Austritt aus der EU?

Die AfD lehnt die EU als politisches Bündnis ab. Man wolle keine «fremde Bevormundung». Stattdessen will die Partei die Neugründung einer Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Beim Parteitag 2021 sprach sich eine Mehrheit für einen Austritt aus der EU, einen sogenannten «Dexit» aus. In diesem Punkt ist sind sich die Mitglieder und die Parteichefs jedoch nicht einig. Bisher hiess es stets, dass der Austritt Ultima Ratio sein soll, sollte die EU sich nicht grundlegend reformieren lassen.

Wirtschaft und Finanzen

Die AfD gibt sich als Partei der Arbeiter und «kleinen Leute». Bei den Gegnern stösst das auf Kritik. Denn: Die AfD will zum einen die Steuern senken, etwa bei der Erbschaftssteuer, und eine Abgabegrenze für Superreiche einführen. Zum anderen lehnt sie staatliche Subventionen ab und will gewisse Sozialleistungen verringern. Sonst macht sich die Partei grundlegend für eine freie Marktwirtschaft, einen schlanken Staat, gegen Freihandelsabkommen und wirtschaftliche Sanktionen, wie zum Beispiel gegen Russland, stark.

Seit ihrer Gründung 2013 fordert die AfD zudem, das «Euro-Experiment» zu beenden. Sollte die Regierung das nicht unterstützen, brauche es zum Verbleib im Währungsverbund eine Volksabstimmung.

Landesverbände als rechtsextrem eingestuft

Die AfD-Landesverbände in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt werden vom Verfassungsschutz als «gesichert rechtsextrem» eingestuft. In Sachsen wird das unter anderem damit begründet, dass keine öffentliche Distanzierung gegenüber führenden Funktionsträgern stattfindet, die sich rechtsextremistisch äussern. Zudem gebe es zahlreiche Belege für strukturelle und strategische Verbindungen der AfD Sachsen mit gesichert extremistischen Akteuren, wie den «Freien Sachsen» oder der «Identitären Bewegung». Andere Landesverbände gelten als Verdachtsfälle und werden vom Verfassungsschutz beobachtet.

Die wichtigsten Köpfe

Alice Weidel, Co-Vorsitzende der AfD-Bundesfraktion und Bundesprecherin.
Tino Chrupalla, Co-AfD-Bundesvorsitzender und Bundessprecher. 
Björn Höcke, Vorsitzender der Thüringer AfD-Landtagsfraktion. Wegen seiner Äusserungen und Nähe zu rechtsextremen Gruppierungen gilt er als eine der umstrittensten Figuren in der Partei.
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Alice Weidel, Co-Vorsitzende der AfD-Bundesfraktion und Bundesprecherin.

Michael Kappeler/dpa

Wer wählt die AfD?

Immer mehr Anklang bei jungen Männern

Sowohl bei den Bundestagswahlen 2021 als auch bei den Landtagswahlen 2023 war ein Grossteil der AfD-Wähler männlich und mittleren Alters. Bei den Landtagswahlen in Hessen und Bayern im letzten Oktober zeigte sich jedoch, dass die Partei auch bei den unter 25-Jährigen Anklang fand. In Bayern haben 16 Prozent der Jungen die AfD gewählt, neun Prozent mehr als noch 2018. In Hessen waren es 18 Prozent, acht Prozent mehr als bei den letzten Wahlen.

Welche Partei würdest du in Deutschland wählen?

Arbeiter wählen blau

2021 wählten 21 Prozent der Arbeiterinnen und Arbeiter die AfD, so wurde sie zur zweitstärksten Partei bei der Berufsgruppe hinter der SPD (26 Prozent). Auch in Hessen und Bayern war die Partei vor allem bei den Arbeiterinnen und Arbeitern stark. In Hessen sind 40 Prozent der AfD-Wählerbasis Teil der Berufsgattung.

Beliebt in ländlichen Regionen

Die AfD hat vor allem in den ländlichen Regionen Erfolg. Besonders stark ist die Partei im Osten. Doch auch in den Hochburgen sieht man: In den Städten schreibt die AfD schlechtere Resultate als auf dem Land. 24,6 Prozent der Sachsen wählten 2021 die AfD, in Dresden erreichte die Partei hingegen maximal 19 und in Leipzig 15,6 Prozent.

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Dieser Artikel ist Teil der 20-Minuten-Serie über die politischen Probleme in Deutschland:

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