Problem-Schutzmaske«Austausch geht nicht so schnell»: Experten nehmen Swiss in Schutz
Schutzmasken eines fehleranfälligen Typs könnten bei der Notlandung in Graz zum Tod eines Swiss-Crewmitglieds beigetragen haben. Bereits vor einem Jahr kündigte die Swiss den Austausch der Masken an.
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Darum gehts
Eine Woche nach der Notlandung des Swiss-Flugs LX1885 in Graz ist ein Crewmitglied verstorben.
Das Crewmitglied trug eine Schutzmaske, bei der bereits 2023 festgestellt wurde, dass sie fehleranfällig ist.
Dass der Austausch dieses Masken-Typs noch nicht vollständig abgeschlossen ist, liege laut Experten an aufwändigen Prozessen in der Luftfahrt.
Man könne der Swiss keinen Vorwurf machen, dass in der Unglücksmaschine noch die fehleranfälligen Masken installiert waren.
Fehleranfällige Schutzmasken könnten zum Tod des Crewmitglieds nach der Notlandung des Swiss-Flugs LX1885 in Graz beigetragen haben. Bereits 2023 stellte die Airline Probleme mit der sogenannten PBE-Schutzausrüstung fest und kündigte den Austausch des entsprechenden Modells an.
Doch dieser Prozess ist noch nicht vollständig abgeschlossen: Der Unglücksflieger hatte noch die alten Masken. Aviatik-Experten betonen jedoch, dass solche Austauschprozesse in der Luftfahrt Zeit benötigen.
Neue Masken müssen neu zertifiziert werden
«Knapp tausend solche PBE-Masken auszutauschen geht nicht von heute auf morgen», sagt der Aviatik-Experte Stefan Eiselin. Die Schutzausrüstung müsse genau auf den Flugzeugtyp abgestimmt werden. «Die Masken benötigen einen speziellen Behälter, der dann ins Flugzeug passen und installiert werden muss.» Alles müsse von den Behörden neu geprüft und zertifiziert werden. «Es kann auch sein, dass das gewünschte Modell in so hoher Stückzahl gar nicht so schnell erhältlich ist.»
Ausserdem könnten solche Arbeiten nur dann durchgeführt werden, wenn das Flugzeug am Boden sei – was im Sommer durch die hohe Auslastung der Flotte zusätzlich erschwert werde, so Eiselin. Er will der Fluggesellschaft darum keinen Vorwurf machen: «Die Swiss hat das Problem erkannt und Massnahmen eingeleitet.»
Bei Langstreckenfliegern zuerst ausgetauscht
Schon im Oktober 2023 meldete die Fluggesellschaft den Behörden die Probleme und startete mit dem Austausch der Schutzausrüstung. Dies geschah laut Hansjörg Bürgi, Chefredaktor von SkyNews.ch zuerst auf den Langstreckenfliegern. «Das macht Sinn, da diese Flüge länger dauern und bei einer Rauchentwicklung eine Notlandung unter Umständen nicht so schnell möglich ist», so Bürgi.
Laut Swiss ist die Mehrheit ihrer Flugzeuge mittlerweile mit Schutzmasken eines anderen Herstellers ausgerüstet, einzig die A220-Flugzeuge – der Typ der Unglücksmaschine – seien noch nicht umgerüstet.
Trainings für Umgang mit Maskentyp
Weil die Austauschaktion laut Swiss mehrere Monate in Anspruch nimmt, hat die Fluggesellschaft letztes Jahr für alle Crews ein zusätzliches Trainingsprogramm in die Wege geleitet, das sie auf die besondere Handhabung des fehleranfälligen Maskentyps sensibilisieren soll. Die Probleme reichten von Schwierigkeiten beim Auspacken bis hin zu Funktionsstörungen.
Die Swiss betont, dass der Austausch der Masken vor einem Jahr auf ihre eigene Initiative hin erfolgte und es keine offizielle oder behördliche Anweisung dazu gegeben habe und auch weiterhin nicht gebe. «Diese Art Maske ist weltweit bei verschiedenen Airlines im Einsatz», so der Swiss-Mediensprecher Michael Pelzer.
Wie funktioniert die PBE-Schutzmaske?
Laut Hersteller bietet das sogenannte Protective Breathing Equipment (PBE) Crewmitgliedern in Notfallsituationen frisch erzeugten Sauerstoff und zusätzlichen Schutz für Kopf und Oberkörper. «Das ist eine Art Haube, ähnlich wie ein Imkeranzug, den Flight Attendants bei Rauchentwicklung tragen können», erklärt Eiselin.
Ein in der Haube integriertes chemisches Verfahren erzeuge eigenständig Sauerstoff, sodass die Trägerin oder der Träger von der Aussenluft unabhängig bleibe. «Das ermöglicht es der Crew, weiterzuarbeiten und sich im Flugzeug zu bewegen, auch wenn die Luft durch Rauch belastet ist.» Eine Kontamination der Lunge durch Rauch soll laut Hersteller so verhindert werden. Die Maske könne innerhalb von weniger als 15 Sekunden aufgesetzt werden, heisst es weiter.
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