Protect Our Winters will den Winter retten

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Protect Our Winters«Klimaschutz heisst nicht Verzicht»

Nicholas Bornstein will der Wintersport-Community den Klimaschutz näherbringen. Der Geschäftsführer von Protect Our Winters Schweiz setzt dabei auf intensive Naturerlebnisse und ökonomische Chancen.

Adrian Schräder
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Adrian Schräder
Die NGO Protect Our Winters setzt sich für den Klimaschutz ein – mit dabei sind auch Profialpinisten wie Nicolas Hojac (2. von links).
Gegründet wurde Protect Our Winters Schweiz 2017 von Nicholas Bornstein, dem heutigen Geschäftsführer.
Die Organisation setzt auf Themen wie Bildung oder Mobilität und engagiert sich politisch, wie etwa für das Klimaschutzgesetz.
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Die NGO Protect Our Winters setzt sich für den Klimaschutz ein – mit dabei sind auch Profialpinisten wie Nicolas Hojac (2. von links).

POW

Worum es geht

  • Die Organisation Protect Our Winters setzt sich weltweit für den Klimaschutz ein.

  • Protect Our Winters will die Liebe der Wintersport-Gemeinschaft für die Bergwelt dazu nutzen, etwas zu bewegen.

  • In der Schweiz zählt die NGO aktuell 1000 Mitglieder und fokussiert sich auf Themen wie Bildung und Mobilität.

  • Schweizer Skiorte seien bezüglich Klimaschutz bemüht, es könne jedoch noch einiges getan werden, sagt Geschäftsführer Nicholas Bornstein.

Protect Our Winters heisst eine in den USA gegründete Organisation, die seit einiger Zeit auch in der Schweiz aktiv ist. Doch kann man den Winter überhaupt bewahren? Geschäftsführer und Wintersportfanatiker Nicholas Bornstein gibt Auskunft.

Herr Bornstein, der Winter steht vor der Tür. Mit welchen Gefühlen sehen Sie den kommenden Wochen entgegen?

Nicholas Bornstein: Ich freue mich unglaublich auf den Winter. Gleichzeitig weiss ich auch, dass die Winter nicht mehr dieselben sind wie früher: Temperaturschwankungen, späterer Start, Regen auf 2000 Metern mitten im Winter oder auch Extremniederschläge sind Phänomene, die wir häufiger sehen werden – und schon sehen.

Sie setzen sich mit Protect Our Winters für die Berge und den Klimaschutz ein. Wie genau?

Mittels Kampagnen zur klimafreundlichen Mobilität oder unserem Projekt, mit dem wir lokales und saisonales Essen gemeinsam mit den Gästen in eine SAC-Hütte bringen. Aber auch mit Sensibilisierungsarbeit wie Auftritten an Events, Vorträgen bei Vereinen, Umweltbildungsarbeit bei Unternehmen und natürlich mit Kampagnen wie für die Wahlen 2023 oder die Abstimmung zum Klimaschutzgesetz.

Ketzerisch gefragt: Kann man den Winter bewahren?

Nein, aber wir können den Klimawandel eindämmen und unseren Nachfahren einen gesünderen Planeten überlassen. Und das Wichtigste: Man kann die Liebe der Menschen für die Berge dazu nutzen, etwas zu bewegen und sie für den Klimaschutz zu aktivieren. Das ist das Ziel unserer Organisation.

Wie ist Protect Our Winters Schweiz organisiert?

Wir sind ein Verein mit einem Vorstand und einer Geschäftsstelle mit vier Vollzeitangestellten. Dazu kommt eine wachsende Zahl von Mitgliedern und Botschaftern. Aktuell zählen wir in der Schweiz über 1000 Mitglieder. International sind es bereits mehrere Zehntausend.

POW arbeitet mit verschiedenen sogenannten «Alliances» zusammen – Botschafterinnen und Botschafter aus unterschiedlichen Bereichen. Was leisten diese?

Wir nutzen unsere Botschafterinnen und Botschafter, um unsere Themen und Botschaften in neue Zielgruppen zu bringen, unsere Kampagnen sichtbarer zu machen und gemeinsam Projekte umzusetzen. So nutzen wir sie auch für Vorträge oder Workshops. Oder wir führen gemeinsam mit Bergführern Skitouren durch und bringen so Interessierten die Bergwelt näher. Wir arbeiten aber auch mit Künstlerinnen und Künstlern zusammen, mit denen wir beispielsweise Produkt-Collabs machen. So haben wir mit der Schweizer Illustratorin Corinne Weidmann Trinkflaschen mit einer Illustration des Morteratsch-Gletschers bedruckt. Die Flaschen verkaufen wir bei uns im Webshop.

Ihr empfehlt allen, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Berge zu reisen. Gibt es auch Empfehlungen von euch, WO man Skifahren gehen soll? Gibt es bei euch eine Rangliste der nachhaltigsten Skigebiete?

Wir führen keine Rangliste, denn das wäre nicht ehrlich. Einen Impact haben alle Skigebiete, fast alle grossen Skigebiete in der Schweiz tun etwas fürs Klima, so beziehen viele 100 Prozent erneuerbaren Strom. Andermatt heizt zusätzlich auch klimaneutral mit lokalem Holz, Arosa setzt auf Wasserkraft bei der Produktion von Elektrizität, etc. Wer sich im Skisport der Nachhaltigkeit verschliesst, handelt gegen seine Geschäftsinteressen. Das heisst jedoch nicht, dass alles gut ist. Wir sind der Meinung, dass noch viel mehr gemacht werden muss. Gerade das Gastroangebot könnte vielerorts noch klimaschonender sein.

Es heisst, ihr seid «die Stimme der Outdoor-Community». Gibt es die überhaupt? Ist das nicht eine total heterogene Gruppe?

Wir haben zum Ziel, diese heterogene Gruppe zu vereinen und sie fürs Thema Klima zu mobilisieren. Das tun wir über ihre Leidenschaft für die Berge. Denn das vereint diese Gruppe: Sie lieben die Berge. Und wir wollen diese Liebe aktiv nutzen.

Auf Ihrer Website steht, dass Sie Bildung für die wichtigste Klimaschutzmassnahme halten. Ist es nicht so, dass wir eigentlich alle wüssten, was man tun und lassen sollte, aber nicht bereit dazu sind, zu verzichten?

Wir sind überzeugt, dass man immer noch mehr in Bildung investieren kann. Viele Leute wollen dem Thema Klima nicht immer mit der nötigen Offenheit begegnen. Und nein, im Gegenteil, Klimaschutz betreiben heisst keineswegs verzichten! Bildung heisst, sich im Klaren zu sein, was man selber beitragen kann, welche Optionen man als Bürgerin und Bürger im täglichen Leben hat, für wen man abstimmen kann, welche Kaufentscheide man wie beeinflussen kann etc. Bildung heisst auch, über neue Technologien informiert zu sein. Wenn Klimaschutz mit Verzicht gleichgesetzt wird, haben wir etwas falsch gemacht. Denn den Klimawandel zu bekämpfen, soll auch ökonomische Chancen eröffnen.

Was sind eure konkreten Ziele für nächstes Jahr?

Das sind einige! Die Stabilisierung unserer Geschäftsstelle, damit der Verein weiter gesund wachsen kann. Dann Akzente im Thema Mobilität setzen mit einem neuen Projekt. Und ganz generell aufzeigen, dass Klimaschutz nicht ins Links-Rechts-Schema passen muss, sondern dass es uns alle angeht und wir alle zu Lösungen beitragen können.

Mehr Informationen unter Protectourwinters.ch. 

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