Reto Nause: «Vielleicht gehe ich mal wieder in die Reitschule»

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Auf ein Glas Wasser...Reto Nause: «Vielleicht gehe ich mal wieder in die Reitschule»

Seit einem Jahr sitzt Reto Nause für die Mitte im Nationalrat. Im Gespräch mit 20 Minuten erklärt der Berner Sicherheitsdirektor, was ihn im Parlament antreibt und weshalb ihm der Abschied aus der Stadtregierung besonders schwerfällt.

Ein Jahr nach den Wahlen trifft 20 Minuten neue Parlamentsmitglieder zu einem Getränk ihrer Wahl. Im Interview spricht Mitte-Nationalrat Reto Nause über seine Erfahrungen im Parlament und seinen bevorstehenden Abschied aus der Berner Stadtregierung.
Der gebürtige Birmenstorfer politisiert seit fast zwei Jahrzehnten auf kommunaler Ebene in Bern: Zunächst vier Jahre in der Legislative, danach in der Stadtregierung. (Archivbild)
In seiner Freizeit hört der 53-Jährige am liebsten harte Gitarrenklänge von AC/DC – kommt aufgrund seiner Söhne aber auch nicht um die gelegentlichen «Hip-Hop-Fritzen» herum. (Archivbild)
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Ein Jahr nach den Wahlen trifft 20 Minuten neue Parlamentsmitglieder zu einem Getränk ihrer Wahl. Im Interview spricht Mitte-Nationalrat Reto Nause über seine Erfahrungen im Parlament und seinen bevorstehenden Abschied aus der Berner Stadtregierung.

20min/Kaspar Schwarzenbach

Darum gehts

  • Ein Jahr nach den Wahlen trifft 20 Minuten neue Mitglieder im Parlament während der Session auf ein Getränk ihrer Wahl.

  • Mitte-Nationlarat Reto Nause hat als Stadtberner Sicherheitsdirektor bereits landesweite Bekanntheit erreicht.

  • Im Interview spricht der Berner über seine grösste politische Errungenschaft, seine schlimmsten Fehler und seine besten Entscheidungen.

  • Daneben verrät Nause, weshalb er eine Tierpatenschaft übernommen hat und warum ihm der Abschied aus der Stadtregierung schwerfällt.

An einem Nachmittag im Dezember hat 20 Minuten Nationalrat Reto Nause in der «Galerie des Alpes» im Bundeshaus zum Interview getroffen. Regelmässig und leidenschaftlich führt der Berner Gäste durch das Parlamentsgebäude – und erinnert sich ehrfürchtig an seinen Amtsantritt vor einem Jahr zurück: «Das war ein richtiger Gänsehaut-Moment.»

Die Stadtberner Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie verabschiedet ihren langjährigen Vorsitzenden Reto Nause mit einem Spalier vor dem Bundeshaus: «Da hatte ich Tränen in den Augen», erklärt der abtretende Sicherheitsdirektor und amtierende Mitte-Nationalrat.

Die Stadtberner Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie verabschiedet ihren langjährigen Vorsitzenden Reto Nause mit einem Spalier vor dem Bundeshaus: «Da hatte ich Tränen in den Augen», erklärt der abtretende Sicherheitsdirektor und amtierende Mitte-Nationalrat.

Privat

Auf die Frage nach seinem aktuellen Befinden zieht Nause verlegen die Mundwinkel nach oben: «Es ist eine emotionale Zeit.» Kein Wunder, denn seit fast zwei Jahrzehnten politisiert der 53-Jährige auf kommunaler Ebene in Bern – zunächst vier Jahre in der Legislative, danach in der Stadtregierung, wo der Mitte-Politiker in der links-grünen Bundesstadt dreimal bestätigt wurde. Doch nach 16 Jahren war Ende Dezember 2024 Schluss – aufgrund der Amtszeitbeschränkung durfte Nause nicht zur Wiederwahl antreten.

Reto Nause (Die Mitte) träumte als Bub vom Fliegen

Seine «wohlbehütete» Kindheit verbrachte der Sohn einer Bernerin und eines Deutschen im Elternhaus in Birmenstorf im Kanton Aargau. Als Bub träumte Nause vom Fliegen und wollte Pilot werden. Als «rebellischer Schüler» am Gymnasium in Baden folgten dann die ersten politischen Gehversuche: Er organisierte die «Kanti-Rock-Nacht» für seine Gspändli und kämpfte lautstark für Bancomaten auf dem Schulgelände und Zeugnisnoten für die Lehrerschaft – «handfeste politische Forderungen», schmunzelt Nause zwischen zwei Schlucken aus seinem Wasserglas.

Mitte-Nationalrat Reto Nause blickt im Interview bei einem Glas Wasser auf sein erstes Jahr im Nationalrat zurück und bedankt sich für vier bewegte Amtszeiten in der Berner Stadtregierung.

Mitte-Nationalrat Reto Nause blickt im Interview bei einem Glas Wasser auf sein erstes Jahr im Nationalrat zurück und bedankt sich für vier bewegte Amtszeiten in der Berner Stadtregierung.

20min/Kaspar Schwarzenbach

Den Weg in die Politik beschreibt Nause als beschwerlich. «Nach meinen ersten gescheiterten Grossratswahlen dachte ich mir: So ein undankbarer Seich, damit musst du gleich wieder aufhören.» Letzten Endes hätten persönliche Niederlagen ihm aber den nötigen Antrieb geliefert, dennoch weiterzumachen: «Wahrscheinlich die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe – ein absoluter Glücksgriff.»

«Duschen mit Doris» als Sprungbrett

Allen anfänglichen Schwierigkeiten zum Trotz erlangte Nause bereits 1999 nationale Bekanntheit als Parteisekretär der CVP Aargau: Unter seiner Ägide verteilte die Kantonalpartei für Doris Leuthard Tausende Beutel mit Duschmittel – geschmückt mit dem Antlitz der späteren Bundesrätin.

Die damalige CVP-Präsidentin Doris Leuthard gab am 10. Mai 2006 ihre Kandidatur für den Bundesrat bekannt. Im Hintergrund: Der heutige Mitte-Nationalrat und damalige CVP-Generalsekretär Reto Nause. (Archivbild)

Die damalige CVP-Präsidentin Doris Leuthard gab am 10. Mai 2006 ihre Kandidatur für den Bundesrat bekannt. Im Hintergrund: Der heutige Mitte-Nationalrat und damalige CVP-Generalsekretär Reto Nause. (Archivbild)

Tamedia/Béatrice Devènes

«Duschbad – Erfrischender Aargau» lautete die Aufschrift auf dem Beutel. Die Aargauer Zeitung prägte daraufhin das geflügelte Wort «Duschen mit Doris» – obwohl die Kampagne eigentlich nicht von Erfolg gekrönt war.

Seine «grösste politische Errungenschaft»

Im Anschluss zog es den Aargauer nach Bern, wo der damals 33-Jährige 2004 in den Stadtrat gewählt wurde – vier Jahre später folgte die Wahl in die Exekutive. Auf die Zeit in der Stadtregierung angesprochen, leuchten seine Augen vor Leidenschaft: «Zweifelsfrei meine grösste politische Errungenschaft.»

Vielen Stadtbernern wird Nause insbesondere als Sicherheitsdirektor am anderen Ende von Gummischrotgewehren und Wasserwerfern in Erinnerung bleiben – obwohl er lieber für andere Leistungen unvergessen bleiben würde: «Beispielsweise die CO₂-Emissionsreduktion im Gebäudebereich, mit der wir den Weg zu Netto-Null geebnet haben.»

Vermummte Menschen vor der Berner Reitschule: Vielen Stadtbernerinnen und Stadtbernern wird Reto Nause insbesondere als Sicherheitsdirektor in Erinnerung bleiben, der immer wieder mit gewalttätigen Ausschreitungen im Umfeld der Reithalle zu kämpfen hatte. (Archivbild)

Vermummte Menschen vor der Berner Reitschule: Vielen Stadtbernerinnen und Stadtbernern wird Reto Nause insbesondere als Sicherheitsdirektor in Erinnerung bleiben, der immer wieder mit gewalttätigen Ausschreitungen im Umfeld der Reithalle zu kämpfen hatte. (Archivbild)

Tamedia/Jürg Spori

Als junger Mann habe er selbst noch regelmässig Konzerte im Dachstock der Reitschule besucht, als Stadtberner Sicherheitsdirektor seien diese Besuche leider nicht mehr möglich gewesen – «vielleicht eines Tages wieder», bedauert Nause.

Wahl in den Nationalrat als «Bubentraum»

Mit der Wahl in den Nationalrat erfüllte sich der 53-Jährige 2023 dann einen «Bubentraum». Im Nationalrat könne er seine Erfahrung gewinnbringend ausspielen – freue sich gleichzeitig aber über das veränderte Herausforderungsprofil.

Mit der Wahl in den Nationalrat habe er sich einen «Bubentraum» erfüllt, erklärt Reto Nause. Im Nationalrat könne er seine langjährige Erfahrung gewinnbringend ausspielen. (Archivbild)

Mit der Wahl in den Nationalrat habe er sich einen «Bubentraum» erfüllt, erklärt Reto Nause. Im Nationalrat könne er seine langjährige Erfahrung gewinnbringend ausspielen. (Archivbild)

20min/Matthias Spicher

«16 Jahre lang musste ich mir im Rathaus anhören, was für ein Gigu ich bin. Jetzt kann ich diesen Spiess im Bundeshaus ein wenig umdrehen», erklärt Nause mit einem Augenzwinkern.

Fünf Fragen an Reto Nause

Wo haben Sie Ihr erstes Sackgeld verdient?
Ich glaube, mein erster Job war im Pneu-Lager bei der AMAG – da habe ich nach der Arbeit immer wie ein Michelin-Männchen gerochen.

Was war Ihre grösste Jugendsünde, Ihr grösster Fehler?
Da gibt es leider huere viele! Wir waren zeitweise richtige Saugoofen. Ich habe Tausende Fehler gemacht – aber keinen, der besonders heraussticht.

Sind Sie ein Coop-Kind oder ein Migros-Kind?
Das ist mir eigentlich ziemlich Wurst: Was auch immer näher liegt – wenn es kein Bier mehr im Kühlschrank hat, werde ich aber zum Coop-Kind.

Was ist Ihre Lieblings-Musik oder Ihr Lieblings-Künstler?
Ich höre gerne AC/DC, Lenny Kravitz oder die Rolling Stones. Durch meine Söhne werde ich auch ständig mit diesen Hip-Hop-Fritzen konfrontiert, das finde ich teilweise auch recht witzig.

Ungünstigerweise ist Horst aus dem Berner Tierpark etwas kamerascheu. Zur Vertröstung ein Symbolbild von Frischlingen im Natur- und Tierpark Goldau.

Ungünstigerweise ist Horst aus dem Berner Tierpark etwas kamerascheu. Zur Vertröstung ein Symbolbild von Frischlingen im Natur- und Tierpark Goldau.

Natur- und Tierpark Goldau/Condi Scherrer

Haben Sie ein Haustier?
Ich habe eine Tierpatenschaft für Horst – er ist der Neuzugang im Wildschwein-Gehege im Tierpark Dählhölzli: Der Cheib hat eine tolle Frisur, die meiner ein bisschen ähnlich sieht.

Serie «Eis go zieh mit ...»

Während der Parlamentssessionen trifft sich 20 Minuten mit bekannten und weniger bekannten Politikern verschiedener Parteien auf ein Bier. Oder auch auf ein Glas Wein, einen Kaffee oder einen Himbeersirup. Hauptsache, es entstehen spannende Gespräche, die auch einen Einblick in die Persönlichkeiten hinter der politischen Arbeit erlauben.

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