Sagaing-StörungDie tektonische Zeitbombe in Myanmar
Das schwere Erdbeben in Myanmar, das weite Teile Südostasiens erschüttert hat, ereignete sich an der Sagaing-Störung. Sie sorgt regelmässig für Erdbeben mit einer Stärke von 7 oder mehr.

Die Sagaing-Störung zieht sich vom Norden in den Süden durch Myanmar.
Jens Sapski/Erdbebennews.deDarum gehts
Ein Erdbeben der Magnitude 7,7 ereignete sich an der Sagaing-Störung.
Die tektonische Verwerfung, erstreckt sich über 1300 Kilometer von Norden nach Süden durch Myanmar.
Sie gilt als eine der aktivsten kontinentalen Störungen der Welt.
Der wasserreiche, weicher Boden der Region verschlimmert die Auswirkungen von Erdbeben.
Vergangene Erdbeben in der Region führten zu grossen Zerstörungen.
Im südostasiatischen Myanmar hat sich um 7.21 Uhr mitteleuropäischer Zeit ein Erdbeben der Stärke 7,7 ereignet. Das Epizentrum lag nach ersten Erkenntnissen rund 17 Kilometer nordwestlich der Millionenstadt Mandalay. Von dort breiteten sich die Erdbebenwellen nach Süden aus. Zwölf Minuten später kam es zu einem Nachbeben der Stärke 6,4. Da sich die Beben in einem dichtbesiedelten Gebiet ereignet haben, ist mit grossen Schäden und vielen Opfern zu rechnen.
Verwerfung zwischen zwei Kontinentalplatten
Myanmar liegt in einer seismisch sehr aktiven Zone. Das Land wird von der Sangaing-Störung durchzogen. Diese tektonische Verwerfung erstreckt sich über etwa 1300 Kilometer von Kachin im Norden bis zum Andaman-Meer im Süden, wie der deutsche Erdbebenexperte Jens Skapski auf Erdbebennews.de schreibt. An der Sangaing-Störung treffen die Burma-Platte und die Sunda-Platte aufeinander, die wiederum zwischen der indischen und der eurasischen Kontinentalplatte eingeklemmt sind.
Die Bewegung der Platten hat zur Folge, dass sich die Sagaing-Störung jährlich um etwa zehn bis 35 Millimeter verschiebt. Das führt zu einer steten Verformung der Erdkruste und zu einem Spannungsaufbau, was die Wahrscheinlichkeit für starke Erdbeben erhöht. Im zentralen Meiktila-Segment der Sagaing-Störung, wo das Epizentrum lag, ereignete sich das letzte schwere Beben mit einer Stärke von 8,2 im Jahr 1839. Da entlang der Sagaing-Störung grosse Beben über Magnitude 7 im Schnitt alle 150 bis 180 Jahre auftreten, galt das Meiktila-Segment schon im Vorfeld als tektonische Zeitbombe, so Sapski.
Problematische Umgebung entlang der Sagaing-Störung
Die Landschaft entlang der Sagaing-Störung ist sehr wasserreich. Mit dem Irrawaddy durchquert zudem einer der mächtigsten Flüsse Südostasiens die Region. Dies kann bei schweren Erdbeben fatal sein. Denn wasserreicher, sehr weicher Boden reagiere auf Erdbebenwellen wie ein «Wackelpudding», schreibt Sapski. Das führe zu einer Verstärkung der Bodenbewegungen und somit zu schlimmeren Schäden. Nicht zu vernachlässigen sei auch die Gefahr von Erdrutschen, besonders im hügeligen bis bergigen Gelände östlich von Mandalay.
Eine Gefahr ist auch die sogenannte Bodenverflüssigung. Dabei vermischen sich Wasser und Sand durch die starken Erschütterungen zu einer schlammigen Masse. Vom Erdbeben von 1839 wird berichtet, dass so ganze Dörfer vom Erdboden verschluckt wurden.
Frühere Erdbeben an der Sagaing-Störung
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts haben sich in der Region dutzende Erdbeben von einer Stärke über 7 ereignet. 1930 sorgten zwei schwere Beben in der 80 Kilometer nördlich von Yangon gelegenen Stadt Bago für grosse Schäden. Die Region Mandalay wurde 1956 (Stärke 7,1) und 2012 (Stärke (6,8) von zerstörerischen Beben heimgesucht. Es starben jeweils dutzende Menschen. 1946 ereigneten sich im nördlichen Segment der Sagaing-Störung im Abstand von 3 Minuten zwei Erdbeben der Stärke 7,3 und 7,7. Beim Beben von 1839, dem sogenannten Ava-Erdbeben, wurde die damalige Hauptstadt Ava (heute: Inwa) fast vollständig zerstört, die britische Kolonialverwaltung schätzte die Zahl der Todesopfer auf 300 bis 400.
Das Erdbeben sorgte auch in der thailändischen Hauptstadt Bangkok für Panik.
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