Schönheitsideal«Hübsch, wenn sie dünn wäre» – Frauen sprechen über Schönheitsideale
Eine Studie zeigt, wie gross der Druck auf Frauen noch immer ist, einem Schönheitsideal zu entsprechen. Wir haben mit Frauen gesprochen, wie es ihnen damit geht.
Darum gehts
Eine Studie zeigt, dass viele Frauen grossen Druck verspüren, einem Schönheitsideal zu entsprechen – jede fünfte würde dafür Lebensjahre opfern.
Frauen berichten von starkem Druck durch Gesellschaft, kulturelle Erwartungen und Social Media, schön sein zu müssen.
Während einige den Wunsch nach Schönheit als verständlich empfinden, sehen andere dies als Luxusproblem.
Für ihr Schönheitsideal würde fast jede zweite Frau ein Jahr oder mehr ihres Lebens opfern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von «Dove». Bei jungen Frauen zwischen 18 und 24 Jahren steigt dieser Anteil auf die Hälfte. Und: Jede fünfte Frau wäre bereit, sogar fünf Jahre früher zu sterben, um den aktuellen Schönheitsidealen zu entsprechen. Die Umfrage mit über 33'000 Personen zwischen zehn und 84 Jahren beleuchtet den Einfluss von Schönheitsidealen und der Schönheitsindustrie auf das Selbstbild von Frauen.
Wir wollten wissen: Würdet ihr auch früher sterben, um «ideal schön» zu sein? Wie stark verspürt ihr den Druck, schön sein zu müssen? Woher kommt das? Das ist eure Meinung.
Annika (26): «Trotz Normalgewicht wurde mir als Kind zu Diäten geraten»

Annika (26, links) kann verstehen, dass viele Frauen den Tausch eingehen würden, so auch sie selbst. Larasati (27, rechts) hingegen ist zufrieden mit ihrem Äusseren und würde daran nichts ändern.
20minIch kann nachvollziehen, dass viele Frauen diesen Tausch machen würden und würde es selbst wohl auch tun. Uns Frauen wird von klein auf eingetrichtert, dass wir hübsch sein müssen. Ich selbst bin in den 2000er-Jahren aufgewachsen und habe das sehr stark gespürt, schon in der Primarschule war das Aussehen tagtäglich Thema. Als Kind wurde mir von Erwachsenen und Lehrpersonen schon gesagt, ich solle abnehmen, obwohl ich normalgewichtig war. Von einem Arzt wurde mir jung eine Diät empfohlen. Ich hatte immer das Gefühl, die Leute gingen mit mir nach dem Motto um: «Sie wäre hübsch, wenn sie nur dünn wäre.»
Dazu kommt, dass ich Maschinenbau studiere, ein sehr männlich dominiertes Feld. Da wird man als Frau oft beäugt und beurteilt. Zudem habe ich eine koreanische Herkunft, dort ist das Schönheitsideal sehr streng – man muss sehr dünn sein, grosse Augen und lange Beine haben.
Larasati (27): «Würde nichts an meinem Aussehen ändern»
Ich bin ganz anders aufgewachsen als meine Freundin Annika. Ich weiss noch, als Kind habe ich mal ein Lied von Beyoncé gehört – «Beauty is Pain». Meine Mutter erklärte mir daraufhin, dass das Unsinn ist. Als Kind wurde mir von meinen Verwandten immer gesagt, wie schön ich sei, zwar lag der Fokus dabei auch immer auf meinem Aussehen als Mädchen, trotzdem konnte ich dadurch ein gutes Selbstbewusstsein entwickeln und würde daher nichts an meiner Optik ändern. Ich trage auch sehr selten Make-up, höchstens meine Pickel decke ich manchmal ab.
Lorena (19): «Einem Schönheitsideal nachzueifern ist ein Luxusproblem»

Lorena (19) findet man solle Beautyprozeduren nur dann vornehmen, wenn man es für sich selbst tut.
20minIch finde es bescheuert, dass man Lebensjahre für Schönheit geben würde. Dabei handelt es sich echt um ein Luxusproblem und zeigt, wie gut es uns geht. Viel wichtiger ist es, dass wir uns um unsere Mitmenschen kümmern, als um uns selbst. Ich kann nachvollziehen, dass im Teeniealter ein gewisser Druck besteht, schön sein zu müssen, aber irgendwann muss man da rauswachsen und wenn man Beautyprozeduren macht oder sich schminkt, sollte man es für sich selbst tun und nicht für andere.
Anita (31): «Männer haben ein verzerrtes Bild, wie natürliche Frauen aussehen»
Ich würde wohl auch einige Lebensjahre für Schönheit geben. Das ist einfach die heutige Gesellschaft, auf Social Media kann man sich ständig vergleichen, dabei sind viele Bilder bearbeitet, das setzt unter Druck. Ich selbst gebe 300 bis 400 Franken im Monat für Beauty Produkte aus, zum Beispiel für Collagen-Cremes und würde mir grössere Brüste wünschen. Dazu kommt, dass Männer heute ein verzerrtes Bild davon haben, wie eine natürliche Frau aussieht. Wenn Frauen schon untergewichtig sind, halten sie dies noch für schlank und gesund.
Elise (27): «Jedes Lebensjahr mit seinen Lieben ist wertvoll»

Elise (27) sind die Lebensjahre, die sie mit ihren Liebsten verbringen kann wichtiger, als dem perfekten Ideal zu entsprechen.
20minIch würde niemals Lebensjahre für Schönheit hergeben, jedes Jahr, das man mit Menschen, die man liebt, verbringen kann, ist wertvoll. Ich persönlich verwende auch sehr selten Social Media und wenn, dann folge ich nur engen Freunden, daher vergleiche ich mich auch nicht so sehr mit anderen Frauen online. Ich würde also auch nichts an mir optisch ändern, wenn ich könnte. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass Frauen je nach persönlichen Erfahrungen oder kulturellem Background so empfinden – zum Beispiel, wenn man längere Zeit single ist.
Albina (19): «Social Media kann grossen Schaden anrichten»

Albina (19) erzählt von einem starken Druck, schön sein zu müssen, den sie unter anderem mit ihrer ukrainischen Herkunft begründet.
20minIch verstehe, dass Frauen Lebensjahre für Schönheit geben würden, ich würde das auch machen. Ich komme aus der Ukraine, da ist der Druck, schön zu sein, gross, noch grösser als hier. Ich denke, Social Media hat dabei einen starken Einfluss und kann bezüglich dem Selbstbild einen grossen Schaden anrichten. Ich hatte mal Akne, was mich sehr verunsichert hat und bin deswegen auch zum Dermatologen gegangen. Dass einige Frauen aber Intelligenz gegen Schönheit tauschen würden, verstehe ich nicht, das würde ich nie machen.
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