Killerwale rammen Schiff – Verhalten könnte «Rache» sein

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Vor Spaniens KüsteSchweizer Kapitän erlebte Killerwal-Attacke – «es war brutal»

Vor der spanischen Küste kommt es immer wieder zu aggressiven Attacken von einer Gruppe Schwertwalen auf Segelschiffe. Ein Schweizer Segelschiff wurde gar versenkt.

So attackierte eine Gruppe Killerwale die Mustique in den Morgenstunden des 25. Mai 2023.

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Darum gehts

  • Am Donnerstag wurde ein britisches Segelboot von Killerwalen in der Strasse von Gibraltar angegriffen.

  • Zuvor war das Schweizer Segelschiff Champagne attackiert worden.

  • Der Skipper schilderte in einer Fachzeitschrift sein Erlebnis.

Die wiederholten Killerwal-Attacken vor der Küste Spaniens haben Segelschiffbesitzer aufgeschreckt. Wer noch vorhatte, im Sommer mit seinem Schiff rauszufahren, überlegt es sich gerade zweimal. Andere gaben ihre Sommerpläne ganz auf: «Ich habe mit meinem Segler gesprochen, und er sagte mir, dass er dieses Jahr nicht mit dem Boot rausfahren wollte, falls wir von Killerwalen angegriffen werden. Er weiss besser als jeder andere, was vor sich geht. Er hat Angst», sagt ein spanischer Unternehmer zu «El Mundo».

Die Angriffe der Schwertwale auf der Strasse von Gibraltar sind nicht neu, doch in den letzten Wochen haben sie zugenommen. In der Nacht auf Donnerstag kam es zu einer äusserst aggressiven Attacke durch eine Gruppe von Killerwalen auf einem Segelschiff. Das Schiff wurde stundenlang von den Tieren gerammt. Dabei wurde das Ruder gebrochen, das Heck bekam einen Riss. Die Crew der Mustique musste einen Notruf absetzen und von der spanischen Küstenwache gerettet werden.

Boot der Schweizer Segelschule sank vor Cádiz

Einer der schwersten Vorfälle erlebte allerdings die Crew der Champagne am 5. Mai. Die vierköpfige Besatzung befand sich auf dem 15 Meter langen Ausbildungstörn der Schweizer Segel- und Motorbootsschule HOZ Hochseezentrum International von Teneriffa über Málaga nach Palma de Mallorca. 

«Es waren zwei kleine und ein grösserer Killerwal», erzählte der Skipper der Champagne, Werner Schaufelberger, zur Fachzeitschrift «Yacht». «Die kleinen schlugen von hinten gegen das Ruder, während der grosse Killerwal immer wieder zurücksetzte und das Boot mit voller Wucht von der Seite rammte», so der erfahrene Schaufelberger. 

Sofort stellte der 72-jährige Schweizer Motor und Autopilot aus, doch die Killerwale liessen nicht nach. «Es war brutal», so der Profiskipper. «Wir lagen dann jeweils um 90 bis 100 Grad anders», beschreibt Schaufelberger die Situation. Ab und zu habe es für einige Minuten Ruhe gegeben. «Doch dann ging es wieder weiter.»

Als der Maschinenraum der Mustique sich mit Wasser füllte, musste die Crew einen Notruf absetzen.

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Schaufelberger bestätigt mit seinen Beobachtungen die Theorie des Meeresbiologen Alfredo López Fernández. Der Forscher vermutet, dass die Angriffe eine Racheaktion von Killerwalweibchen White Gladis sei. Das Tier habe einen traumatischen Zwischenfall mit einem Boot erlitten und dadurch ein aggressives Verhalten entwickelt. Dieses bringe White Gladis anderen erwachsenen Killerwalen bei, deren Nachwuchs die Attacken nun ebenfalls imitierten.

Die jungen Wale schauten sich die Technik der Erwachsenen ab

«Die beiden kleinen Orcas haben sich die Technik von dem grossen abgeschaut und kamen jetzt auch mit etwas Anlauf auf das Schiff zugeschossen. Hauptsächlich auf das Ruder, aber auch auf den Kiel», erzählt Schaufelberger in «Yacht». Nach etwa eineinhalb Stunden bemerkte die Crew im hinteren Bereich einen Wassereinbruch.

Bald wurde der Besatzung klar, dass sie Hilfe brauchte. Die spanische Küstenwache schickte einen Helikopter und ein Seenotrettungsschiff los. Die schwer beschädigte Champagne wurde in den Hafen von Barbate bei der spanischen Stadt Cádiz geschleppt, sank aber in der Einfahrt. Auf Twitter veröffentlichte die Behörde ein Bild der Rettungsaktion der Champagne.

Wie «El Mundo» erklärt, halten sich die Schwertwale im Frühling und Frühsommer in den Gewässern der Strasse von Gibraltar auf. Dort bleiben sie bis Juli, wenn sie sich auf den Weg in die Gewässer vor der portugiesischen Küste machen. 

Du weisst von einem Tier in Not?

Hier findest du Hilfe:

Feuerwehr, Tel. 118 (Tierrettung)

Polizei, Tel. 117 (bei Wildtieren)

Tierrettungsdienst, Tel. 0800 211 222 (bei Notfällen) 

Schweizerische Tiermeldezentrale, wenn ein Tier entlaufen/zugelaufen ist

Stiftung für das Tier im Recht, für rechtliche Fragen

GTRD, Grosstier-Rettungsdienst, Tel.  079 700 70 70 (Notruf)

Schweizerische Vogelwarte Sempach, für Fragen zu Wildvögeln, Tel. 041 462 97 00


Tierquälerei:

Meldung beim kantonalen Veterinäramt oder beim Schweizer Tierschutz (anonym möglich)

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