Seit JuliBis zu 86 Prozent höher: Preise für Medikamente explodieren
Der Bund hat tiefere Medikamentenpreise versprochen. Die meistverkauften rezeptpflichtigen Mittel kosten nun aber laut «Ktipp» mehr.
Teure Medikamente: Darum gehts
Die Preise für 64 Prozent der Medikamente, die Krankenkassen in der Grundversicherung vergüten, sind seit Juli gesunken – sagt der Bundesrat.
Laut «Ktipp» haben sich die 50 meistverkauften rezeptpflichtigen Medikamente aber im Schnitt um 27 Prozent verteuert.
Bei den zehn meistverkauften beträgt das Preisplus im Schnitt sogar 53 Prozent.
Wenn du krank bist und ein Medikament brauchst, musst du dafür immer mehr Geld ausgeben: Seit Juli sind die Preise der 50 meistverkauften rezeptpflichtigen Medikamente im Schnitt um 27 Prozent gestiegen. Das zeigt ein Kostenvergleich des Konsumentenmagazins «Ktipp».
So hat «Ktipp» die Preise verglichen
«Ktipp» hat die Preise der 50 meistverkauften kostenpflichtigen Medikamente im Juli mit den heutigen Preisen verglichen. Das Magazin hat Ende September zudem eine Stichprobe ausgewertet, die zeigt, wie viel günstiger einige Medikamente im Ausland sind.
Bundesrat versprach tiefere Preise
Der Grund für die Analyse ist eine Änderung, die laut Bundesrat tiefere Preise bringen sollte: Er hat per 1. Juli die Vertriebsmarge von teuren Arzneimitteln geschmälert und die von günstigen Medikamenten angehoben. So soll der Betrag, den Spitäler und Apotheken an einer verkauften Packung verdienen dürfen, insgesamt sinken.
So änderten sich die Medikamentenpreise im Juli
Der Preis von Medikamenten setzt sich aus drei Komponenten zusammen: dem Fabrikabgabepreis, dem Vertriebsanteil und der Mehrwertsteuer. Der Fabrikabgabepreis ist der Teil, den der Hersteller des Medikaments erhält. Der Vertriebsanteil ist die Marge, mit der Arztpraxen, Apotheken und Spitäler ihre Kosten decken. Er beinhaltet auch einen Zuschlag für die Medikamenten-Packung.
Seit Juli ist auf Medikamenten mit Fabrikabgabepreisen bis zu 7.99 Franken eine Vertriebsmarge von neun Franken erlaubt. Für Medikamente zwischen acht und 4720.99 Franken sind es 16 Franken, ab 4721 Franken 300 Franken. Der Packungszuschlag beträgt bei Medikamenten, die weniger als fünf Franken kosten, neu neun statt vier Franken. Für teurere Medikamente ist er hingegen gesunken.
Diese Massnahmen sollen günstige Medikamente verteuern und teure vergünstigen. Laut Bund sollen nun 64 Prozent der Präparate auf der Spezialitätenliste des Bundesamts für Gesundheit günstiger sein. In dieser sind alle Medikamente drauf, die die Kassen in der Grundversicherung vergüten.
Im «Ktipp»-Test spürt man wenig davon: Patientinnen und Patienten bezahlen nun für 35 der 50 getesteten Präparate mehr. Die zehn meistverkauften haben sich gar um durchschnittlich 53 Prozent verteuert.
Wie stehst du zu den steigenden Preisen für die meistverkauften rezeptpflichtigen Medikamente?
Ein Medikament kostet nun fast 86 Prozent mehr
Auch folgende Medikamente haben sich laut «Ktipp» stark verteuert:
Irfen-400-Schmerztabletten (20 Stück) kosten statt 5.90 neu 10.95 Franken. Ihr Preis ist also um fast 86 Prozent gestiegen.
Eine Packung Novalgin-Filmtabletten (500 mg, 50 Stück) hat sich um 58 Prozent verteuert, sie kostet neu 13.5 statt 8.30 Franken.
Der Preis von Ventolin 100 mcg (200 Dosierungen) ist um 55 Prozent von 8.75 auf 13.60 Franken gestiegen.
Das sagt das Bundesamt für Gesundheit
Das Bundesamt für Gesundheit sagt auf Anfrage von «Ktipp», dass die Gewinnmarge bei Medikamenten mit Preisen unter 30 Franken gestiegen, die mit Preisen zwischen 30 und 2570 Franken aber gesunken sei. Verteuert habe sich bloss ein Drittel der rezeptpflichtigen Medikamente.
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