Neo-SP-Nationalrätin«Sie hat das Selbstbewusstsein der Jungen» – so tickt Farah Rumy
Pflegefachfrau Farah Rumy (31) aus Grenchen ist neu SP-Nationalrätin. Sie könnte eine der prägenden Stimmen werden.
Darum gehts
Mit den zweiten Wahlgängen für den Ständerat rückten weitere Kandidierende in den Nationalrat nach.
Eine davon ist Farah Rumy, Pflegefachfrau aus dem Kanton Solothurn.
Sie sei ein Arbeitstier, heisst es aus ihrem Umfeld. Das zeigt auch ihr Lebenslauf.
Der Wahlsonntag war nicht nur für neu gewählte Ständeratsmitglieder erfreulich, sondern auch für jene, die ihren Sitz im Nationalrat erben (siehe Box). Eine davon ist Farah Rumy aus Grenchen SO. Die 31-Jährige ist ab Dezember Teil der sechsköpfigen Solothurner Vertretung in der grossen Kammer.
Rumys Erfolg sorgte sofort für Schlagzeilen: «Erste Nationalrätin mit sri-lankischen Wurzeln», titelten die Medien. Sie kam mit ihrer Familie in den Neunzigerjahren in die Schweiz, der Vater fand hier einen guten Job. Doch die sri-lankische Herkunft ist nicht das Attribut, mit dem sie geschmückt werden will. «Ich bin stolz auf meine Herkunft. Aber ich möchte, dass mein Leistungsausweis im Zentrum steht», sagt sie im Gespräch mit 20 Minuten.
Wahlen 2023
Zwei Pflegefachleute im Nationalrat
Mit dem Wahlsonntag vom 19. November rücken gleich zwei Pflegefachpersonen ins Parlament nach: Farah Rumy, die im Kanton Solothurn auf Franiska Roth folgt, sowie der Zürcher Patrick Hässig (GLP), der Tiana Moser beerbt. Weiter ist auch Maya Bally (Mitte, Aargau) ab 2024 Nationalrätin, sie rückt für Marianne Binder nach. (blu)
Das Engagement ist in der Tat beachtlich: Vorstand der SP Grenchen, Co-Präsidentin der SP-Migrant:innen Kanton Solothurn, Vorstand der Spitex Grenchen, Co-Präsidentin des Solothurner Pflegeverbands, Mitglied der Bürgerratskommission und der Einbürgerungskommission. Zudem lancierte Farah Rumy Initiativen wie die «Restess-Bar» gegen Food-Waste oder «Schenk einen Brief» während der Corona-Zeit.
Neben alldem ist sie seit zwei Jahren Kantonsrätin und zu 80 Prozent berufstätig. Bis vor kurzem als Pflegefachfrau bei den Solothurner Spitälern, jetzt als Berufsschullehrerin.
Wie geht das alles zusammen? Sie müsse sich überlegen, welche Ämter mit dem Nationalratsmandat noch vereinbar sind, sagt sie. Ämterkumulation wolle sie nicht betreiben, doch sie habe das Glück, dass sie sich in der Politik verwirklichen könne. Was ihr wichtig ist, findet sie in der Politik wieder.
«Meine Eltern haben politisches Engagement gefördert. Sie haben uns nach unserer Meinung gefragt.»
Das hat bei Farah Rumy früh angefangen. Schon als Kind habe sie zu vielem eine Meinung gehabt und sie geäussert. «Meine Eltern haben das gefördert. Sie sind sehr offen und fortschrittlich, schon meine Grossmutter war eine Feministin.»
Ihre wichtigsten Themen sind durch den Lebenslauf fast schon vorbestimmt: Farah Rumy hat sich für die Pflegeinitiative engagiert, die im November 2021 vom Volk angenommen wurde, und arbeitet heute an deren Umsetzung mit. Die Pflege wird ihr Spezialgebiet bleiben. «Es braucht bessere Arbeitsbedingungen, weniger Open-End-Dienste, mehr Flexibilität bei den Schichten, eine Einspring-Prämie, und schliesslich auch mehr Lohn.» Weitere Themen sind Arbeitnehmerrechte und Migration, in beidem engagiert sie sich heute schon.
Teilst du die Ansichten von Farah Rumy?
Sie kniet sich offensichtlich rein. Das sagen auch politische Weggefährten. Es sei nicht ganz einfach, als junge Frau im Kantonsrat akzeptiert und respektiert zu werden, sagt Grüne-Fraktionschefin Anna Engeler. Doch Farah habe das geschafft, weil sie sich sehr schnell eingearbeitet habe und dossierfest sei. Auch vernetze sie sich über die Parteigrenzen hinaus. Sie habe das Selbstbewusstsein der Jungen, das vielleicht nicht allen, vor allem nicht der älteren Generation gefalle. «Aber ich finde das toll.»
SVP-Kantonsrat Werner Ruchti, der mit Farah Rumy in der Justizkommission sitzt, zeigt sich überrascht. Es gab andere in der SP, die nach seiner Ansicht vorher an der Reihe gewesen wären. Doch der Entscheid war bei den Wahlberechtigten. Auch wenn Ruchti mit den Positionen von Farah Rumy oft nicht einverstanden ist, respektiere er ihr Engagement für die Pflege. «Sie hat jahrelang an der Front gestanden.» Auch ihm fällt das Selbstbewusstsein von Farah Rumy auf, mit Blick auf ihre erst 31 Jahre. «Ich gehöre mit 55 zu einer Generation, die den Älteren noch zugehört hat. Aber bei den Jungen heute ist das eben anders.»
Yoga und Meditation
Fragt sich, was die private Farah Rumy noch macht, wenn alle Ämter erledigt sind. Dann finde man sie in der Natur oder mit einem Buch. Yoga und Meditation gehören täglich dazu, das hat sie während der körperlich und emotional anstrengenden Arbeit im Spital angefangen. «Ich brauchte eine Strategie, um mit arbeitsintensiven Situationen klarzukommen. Das werde ich weiterhin so machen.»
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