Skifahren für Veteranen: Britische Soldaten finden neue Hoffnung in Klosters

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Klosters GRAfghanistan-Veteran Stefan fand in der Skiwoche ins Leben zurück

Mit einem Skiausflug in der Schweiz schenkt die Organisation «Supporting Wounded Veterans» britischen Ex-Soldaten neue Hoffnung. Viele von ihnen kämpfen mit posttraumatischen Belastungsstörungen.

In Klosters unterstützt die Organisation «Supporting Wounded Veterans» britische Ex-Soldaten mit körperlichen und seelischen Wunden. Für viele von ihnen wird die Skiausfahrt zum Wendepunkt in ihrem Leben.
«Skifahren hat mir ein Stück Freiheit zurückgegeben» – Stefan verlor bei einer Explosion in Afghanistan beide Beine und entwickelte eine posttraumatische Belastungsstörung. Durch das Skifahren mit dem Monoski fand er neue Lebensfreude.
«Vor meinen Augen starben Freunde» – Martin war Offizier in einer Fallschirmjägereinheit und kann mit den Erinnerungen an den Krieg gut umgehen. Heute unterstützt er andere Veteranen, um ihnen bei deren Traumata zu helfen.
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In Klosters unterstützt die Organisation «Supporting Wounded Veterans» britische Ex-Soldaten mit körperlichen und seelischen Wunden. Für viele von ihnen wird die Skiausfahrt zum Wendepunkt in ihrem Leben.

20min/ths

Darum gehts

  • Die britische Wohltätigkeitsorganisation «Supporting Wounded Veterans» (SWV) ermöglicht Kriegsveteranen eine Skiwoche in Klosters, die ihnen neue Lebensfreude schenken soll.

  • Veteranen wie Stefan und Martin erzählten im Gespräch mit 20 Minuten, wie das Programm ihr Leben verändert hat.

  • Rund 60 Freiwillige, darunter Anna und Ajax, begleiten die Teilnehmer und unterstützen sie.

Staub wirbelt auf, als die Truppe sich langsam und vorsichtig durch das zerbombte Terrain bewegt. Überall liegen Trümmer – überall lauert die Gefahr einer versteckten Bombe. Stefan (40) hat bereits Kriegsgelände im Kosovo gesichert, nun hier in Afghanistan. Plötzlich ein ohrenbetäubender Knall. Die Druckwelle schleuderte ihn durch die Luft, die Welt verschwimmt.

Das war 2016, irgendwo im afghanischen Hinterland.

Jetzt sitzt Stefan mit einer Tasse Kaffee in der Sonne auf der Restaurantterrasse in Madrisa Klosters und erzählt seine Geschichte. Mit geübten Handgriffen nimmt er seine beiden Prothesen ab und legt sie neben seine Krücken. «Bei der Explosion verlor ich beide Beine und entwickelte eine posttraumatische Belastungsstörung», sagte er. Seine Stimme ist ruhig, mit scharfem Blick fokussiert er die Tasse vor ihm.

Stefan verlor bei einer Explosion in Afghanistan beide Beine und entwickelte eine posttraumatische Belastungsstörung, doch durch das Skifahren mit dem Monoski fand er neue Lebensfreude.

Stefan verlor bei einer Explosion in Afghanistan beide Beine und entwickelte eine posttraumatische Belastungsstörung, doch durch das Skifahren mit dem Monoski fand er neue Lebensfreude.

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Die Pisten des Skigebiets Madrisa sind trotz Saisonende gut gefüllt. Am Anfängerhang machen diese Woche nicht nur Kinder ihre ersten Schwünge, sondern auch britische Kriegsveteranen. Sie werden von der Wohltätigkeitsorganisation «Supporting Wounded Veterans» (SWV) unterstützt, die sich für ehemalige Soldaten mit körperlichen und seelischen Wunden einsetzt (siehe unten).

Stefan: «Skifahren hat mir ein Stück Freiheit zurückgegeben»

Trotz seiner körperlichen Einschränkungen ist Stefan ebenfalls auf der Piste unterwegs – auf einem Monoski. Er ist bereits das fünfte Mal in Klosters und gehört zu den Veteranen, die als Unterstützung für neue Teilnehmer zurückkommen. «Das Programm hat mir selbst sehr geholfen. Jetzt möchte ich meine Erfahrungen weitergeben und andere unterstützen.»

Der 40-jährige britische Veteran Stefan ist bereits zum fünften Mal in Klosters. Inzwischen beherrscht er das Fahren mit dem Monoski souverän.

Privat

Nach der Explosion kämpfte Stefan sich über zwei Jahre lang zurück ins Leben. «2019 befand ich mich an einem sehr dunklen Punkt in meinem Leben. Ich wusste, dass sich etwas ändern muss und so kontaktierte ich SWV», sagte er.

In Klosters lernte er innerhalb einer Woche, mit dem Monoski zu fahren. Als er vom Skifahren spricht, ändert sich seine Miene schlagartig und seine Augen strahlen: «Auf der Piste bin ich genauso schnell wie alle anderen. Skifahren hat mir ein Stück Freiheit zurückgegeben und ich merkte, dass das Leben nicht trostlos sein muss.»

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Martin: «Vor meinen Augen starben Freunde»

Um zwölf Uhr treffen immer mehr Leute im Restaurant ein. Einige lachen und strahlen, andere sind zurückhaltender und scannen strategisch den Raum. Abgesehen vom britischen Akzent und den blauen Westen über den Skianzügen sehen viele der Kriegsveteranen aus wie alle anderen Skigäste.

Begleitet werden die Veteranen von rund 60 Freiwilligen – darunter auch Anna (27) und Ajax (22). Beide sind als sogenannte Buddies tätig. Ihre Aufgabe ist es nicht, die Veteranen professionell zu betreuen, sondern ihnen als Freunde beizustehen. «Ich habe noch nie eine Organisation gesehen, die so etwas macht», sagt Ajax, der bereits zum sechsten Mal in Klosters dabei ist. Klosters ist beiden ans Herz gewachsen: «Es ist ein toller Ort für mentale Gesundheit. Das ganze Dorf hilft mit, um den Veteranen eine unvergessliche Woche zu ermöglichen», so Anna.
Eine Woche lang verbringen die Veteranen auf den Pisten von Madrisa Klosters.
Am Kinderhang stehen einige Veteranen zum ersten mal auf Ski oder Snowboard.
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Begleitet werden die Veteranen von rund 60 Freiwilligen – darunter auch Anna (27) und Ajax (22). Beide sind als sogenannte Buddies tätig. Ihre Aufgabe ist es nicht, die Veteranen professionell zu betreuen, sondern ihnen als Freunde beizustehen. «Ich habe noch nie eine Organisation gesehen, die so etwas macht», sagt Ajax, der bereits zum sechsten Mal in Klosters dabei ist. Klosters ist beiden ans Herz gewachsen: «Es ist ein toller Ort für mentale Gesundheit. Das ganze Dorf hilft mit, um den Veteranen eine unvergessliche Woche zu ermöglichen», so Anna.

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Nach dem gemeinsamen Mittagessen tritt ein Mann mit ernster Miene vor die Veteranen und verkündet den Tagesablauf des Skiausflugs – in einem Tonfall, der stark an einen militärischen Appell erinnert. Martin (44) war Offizier einer Fallschirmjägereinheit in Afghanistan. Seine Mission: die gezielte Ausschaltung hochrangiger Terroristen. «Ich habe viele Menschen erschossen. Vor meinen Augen starben Freunde. Ich habe Dinge gesehen, die mich für immer begleiten werden», erzählt er in einer sachlichen Tonlage.

Martin war Offizier in einer Fallschirmjägereinheit und kann mit den Erinnerungen an den Krieg gut umgehen.

Martin war Offizier in einer Fallschirmjägereinheit und kann mit den Erinnerungen an den Krieg gut umgehen.

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Im Krieg wurde er zweimal angeschossen, seine rechte Körperhälfte ist bis heute eingeschränkt. Und doch würde Martin sofort wieder in den Krieg ziehen: «Wäre ich nicht als invalide eingestuft, wäre ich längst wieder im Einsatz.» Als Captain fühlte er sich nicht nur gebraucht, sondern auch erfüllt: «Ich vermisse es, meine Einheit zu leiten und zu beschützen. Sie war die beste der Welt.»

«Der Krieg hat uns geprägt, aber er definiert uns nicht.»

Martin

Durch seine aufrechte Haltung und seinen direkten Blick strahlt Martin Stärke und Zuversicht aus. Er hat bereits vielen anderen Veteranen geholfen, sich ins Leben zurückzukämpfen – darunter auch dem Sanitäter, der ihm einst im Einsatz das Leben rettete. Vor ein paar Jahren traf Martin ihn bei genau diesem jährlichen Skiausflug. Der Sanitäter sagte Martin damals etwas, das ihm bis heute nachgeht: «Er sagte mir, dass jeder wisse, dass er mir das Leben gerettet hat. Aber nur die wenigsten, dass ich auch sein Leben gerettet habe.» Dank Martin und seiner Unterstützung schaffte der Sanitäter es, sein Kriegstrauma zu überwinden.

Über die Organisation

Die Wohltätigkeitsorganisation «Supporting Wounded Veterans» wurde gegründet, nachdem Gilly Norton sah, dass viele Soldaten nach ihrer Rückkehr aus dem Krieg vom Staat zu wenig unterstützt wurden. Das Ziel der Organisation ist es, Veteranen nicht nur in ihrer Rehabilitation zu helfen, sondern sie auch wieder ins Berufsleben zu integrieren.

Der Krieg habe Martin nicht gebrochen – im Gegenteil: «Ich möchte den anderen Veteranen Mut machen. Sie sollen wissen, dass sie mit ihren Erinnerungen nicht allein sind. Wir sind eine Gemeinschaft, die füreinander einsteht», sagt er. «Der Krieg hat uns geprägt, aber er definiert uns nicht. Wir sind mehr als unsere Erlebnisse.»

Gilly: «Die Zeit in den Bergen ist ein Wendepunkt»

Neben den Pisten kommt in der Frühlingssonne immer mehr Grün zum Vorschein. Trotz Traumwetter ist für viele Veteranen der Schritt nach Klosters nicht einfach, erklärt die Gründerin und CEO von SWV Gilly Norton: «Viele haben Mühe, Hilfe anzunehmen. Die Zeit hier in den Bergen ist für viele Veteranen dann ein Wendepunkt.»

Gilly Norton gründete die Wohltätigkeitsorganisation, weil sie der Meinung war, dass Kriegsveteranen vom Staat zu wenig Unterstützung erhielten.

Gilly Norton gründete die Wohltätigkeitsorganisation, weil sie der Meinung war, dass Kriegsveteranen vom Staat zu wenig Unterstützung erhielten.

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Gilly arbeitet am Nachmittag vom Restaurant aus, während die Veteranen nach dem Mittag erneut Helm und Skijacken anziehen. Martin trägt noch einmal Sonnencreme auf, Stefan montiert wieder seine Prothesen. Auf seine Krücken gestützt, macht er sich auf den Weg zum Monoski. Beim Abschied sagt Martin mit fester Stimme: «Take care» – dann verschwindet er im Schnee.

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