Energiekrise: Stahlwerk Gerlafingen beantragt Kurzarbeit – wegen hohem Strompreis

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EnergiekriseStahlwerk Gerlafingen beantragt Kurzarbeit – wegen hohem Strompreis

Die steigenden Energiepreise machen auch dem Gerlafinger Stahlwerk zu schaffen. Weil sie die Preise für ihre Produkte kaum erhöhen kann, hat die Firma nun Kurzarbeit beantragt.

Die Firma Stahl Gerlafingen verbraucht jährlich etwa so viel Strom wie die ganze Stadt Bern.
Zudem verbraucht das Unternehmen so viel Gas wie 16’000 Einfamilienhäuser.
Weil die steigenden Energiepreise ihre «Existenz bedrohen», hat Stahl Gerlafingen nun Kurzarbeit beantragt. (Symbolbild)
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Die Firma Stahl Gerlafingen verbraucht jährlich etwa so viel Strom wie die ganze Stadt Bern.

Tamedia

Darum gehts

So viel Strom wie rund 70’000 Haushalte und etwa so viel wie die ganze Stadt Bern – mit einem Stromverbrauch von 360 Gigawattstunden Strom pro Jahr gehört die Firma Stahl Gerlafingen zu den grössten Energieverbraucherinnen des Landes. Wegen der hohen Energiepreise seit dem Kriegsausbruch hat das Unternehmen nun Kurzarbeit angemeldet, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. 

Die Kosten fallen deshalb so hoch aus, weil die Produktion von Stahl sehr energieintensiv ist. Schrott wird mit bis zu 1500 Grad geschmolzen, woraus schliesslich Stahlstangen, Stahldraht oder Stahlgitter entstehen. Neben dem vielen Strom benötigt die Firma auch 450 Gigawattstunden Gas pro Jahr, was ungefähr dem Verbrauch von 16’000 Einfamilienhäusern entspricht, die mit Gas heizen. 

«Die hohen Energiepreise bedrohen unsere Existenz»

«Ich schlafe nicht gut», sagt Stahlwerk-Firmenchef Alain Creteur zur «NZZ am Sonntag». «Die hohen Energiepreise bedrohen unsere Existenz.» Man könne zwar den Preis der Produkte erhöhen, dieser sei dann jedoch für die Bauindustrie zu teuer. So würden Baufirmen stattdessen ihren Stahl aus dem Ausland, wie zum Beispiel Italien, Spanien oder Frankreich holen. Dort würden die Stahlfirmen vom Staat finanziell unterstützt. «Das ist ein riesiger Wettbewerbsnachteil», so Creteur.

Bist du bereit, für Produkte mehr zu bezahlen?

Weil es laut dem CEO möglich ist, dass die Stahlfirma ihre Produktion reduzieren muss, hat sie vorsorglich für die Monate Oktober bis Dezember Kurzarbeit angemeldet. «Es kann sein, dass niemand in Kurzarbeit muss. Es kann aber auch sein, dass wir einen Teil der Belegschaft oder alle 560 Mitarbeitenden nach Hause schicken müssen», sagt Creteur. Laut eigenen Angaben sei der Antrag bewilligt worden. 

Preise werden um rund zehn Prozent erhöht

Eine Umfrage der «NZZ am Sonntag» ergab, dass Stahl Gerlafingen zu den ersten Schweizer Unternehmen gehört, die wegen der steigenden Energiepreise Kurzarbeit angemeldet haben. Andere Branchen sind betroffen, beispielsweise die Gastronomie. Das Berner Ristorante Ambiente bekämpft die hohen Energiekosten, indem sie ihre Produkte verteuern. «Wir haben keine andere Wahl und müssen die Preise wohl um rund zehn Prozent erhöhen», hiess es vor einigen Tagen auf Anfrage von 20 Minuten. Der Einkauf habe sich nämlich um über 30 Prozent verteuert. Nur so könne man die Löhne trotzdem bezahlen.

Auch Bäckereien und Konditoreien leiden unter der Inflation. Für sie sind nicht nur die Ausgaben für Material und Energie explodiert, sondern auch der Personalmangel macht ihnen zu schaffen. So musste beispielsweise der Egli Beck aus Grenchen seine Öffnungszeiten anpassen und das Sortiment verkleinern, weil er zu wenig Personal findet.

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