RNA- statt DNA-Schäden: Sonnenbrand entsteht anders als gedacht

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StudieSonnenbrand: «Was in den Lehrbüchern steht, ist falsch»

Zugegeben: Die Gefahr, derzeit einen Sonnenbrand zu bekommen, ist nicht allzu gross. Doch die Entdeckung von Forschenden aus Dänemark und Singapur macht ihn jetzt zum Thema.

Wer nicht vorsorgt, kann sich&nbsp;<a data-li-document-ref="101996067" href="https://20min.ch/101996067">auch im Winter einen Sonnenbrand holen.</a>
Zwar fällt die UV-Belastung in den Wintermonaten geringer aus, doch sie reicht, um zu Sonnenbrand und Hautschäden zu führen.
Deshalb raten Fachleute dazu, alle exponierten Bereiche wie Gesicht, Hals, Nacken, Décolleté und Handrücken auch im Winter vor der Sonne zu schützen.
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Wer nicht vorsorgt, kann sich auch im Winter einen Sonnenbrand holen.

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Darum gehts

  • Forschende haben herausgefunden, dass Sonnenbrand nicht durch Schäden an der DNA, sondern an der RNA entsteht.

  • Diese Erkenntnis stellt einen Paradigmenwechsel in der Wissenschaft dar.

  • Die Studie könnte neue Ansätze für die Vorbeugung und Behandlung von Sonnenbrand und Hautkrankheiten ermöglichen.

Die Art, wie wir Sonnenbrand vorbeugen und behandeln, könnte künftig eine andere sein. Grund dafür sind neue Erkenntnisse von Forschenden aus Dänemark und Singapur.

Was hat das Team entdeckt?

Das Team um Anna Constance Vind hat herausgefunden, dass Sonnenbrand anders entsteht als bis anhin gedacht: «Sonnenbrand schädigt die DNA, was zu Zelltod und Entzündungen führt. So steht es in den Lehrbüchern», erklärt die Assistenzprofessorin vom Departement für Zelluläre und Molekulare Medizin. Doch das sei falsch.

Was ist denn richtig?

Vind und ihre Kolleginnen und Kollegen haben herausgefunden, dass die akuten Auswirkungen eines Sonnenbrands auf eine Schädigung der RNA und nicht der DNA zurückzuführen sind. «Wir haben festgestellt, dass die Zellen nach UV-Bestrahlung zunächst auf eine Schädigung der RNA reagieren und dass dies den Zelltod und die Entzündung der Haut auslöst», so Vinds Kollege Simon Bekker-Jensen.

«DNA-Schäden sind schwerwiegend, da die Mutationen an die Nachkommen der Zellen weitergegeben werden.»

Anna Constance Vind, Universität Kopenhagen

Laut der Studie, die sowohl an Mäusen als auch an menschlichen Hautzellen durchgeführt wurde, löste eine Schädigung der sogenannten Messenger-RNA (mRNA) eine Stressreaktion aus. Diese Reaktion stellt eine Art Überwachungssystem innerhalb der Zellen dar. Dadurch wird eine Rekrutierung von Immunzellen angestossen, was zur Entzündung der Haut führt.

Welchen Unterschied macht es, dass die RNA und nicht die DNA geschädigt wird?

Einen grossen. RNA ist DNA zwar ähnlich, aber es gibt einen deutlichen Unterschied: Während DNA langlebig ist, ist RNA ein flüchtigeres Molekül. Was das bedeutet, erklärt Vind: «DNA-Schäden sind schwerwiegend, da die Mutationen an die Nachkommen der Zellen weitergegeben werden. RNA-Schäden kommen ständig vor und verursachen keine dauerhaften Mutationen. Daher glaubten wir früher, dass die RNA weniger wichtig sei, solange die DNA intakt ist. Tatsächlich lösen jedoch Schäden an der RNA als Erstes eine Reaktion auf UV-Strahlung aus», so Vind. Die Reaktionen auf die UV-bedingten Schäden der DNA setzen hingegen erst später ein.

Bekommst du häufig Sonnenbrand?

Was bedeutet das für uns?

Es ist nach wie vor sinnvoll, sich vor Sonnenbrand zu schützen, denn noch sind viele Fragen offen. Die Studie verändert jedoch das Verständnis von Sonnenbränden und den Abwehrmechanismen der Haut: RNA-Schäden lösen eine schnellere und wirksamere Reaktion aus und schützen die Haut so vor weiteren Schäden. «Die Tatsache, dass nicht die DNA die erste Reaktion der Haut auf UV-Strahlung steuert, sondern etwas anderes, und zwar effektiver und schneller, stellt einen ziemlichen Paradigmenwechsel dar», erklärt Vind. Jetzt gelte es, die Funktion von RNA-Schäden zu verstehen, heisst es in einer Mitteilung, «weil diese langfristig unsere gesamte Herangehensweise an die Vorbeugung und Behandlung von Sonnenbrand verändern könnten.»

«RNA-Schäden kommen ständig vor und verursachen keine dauerhaften Mutationen.»

Anna Constance Vind, Universität Kopenhagen

Auswirkungen könnten die neuen Erkenntnisse auch auf die Behandlung von entzündlichen Hautkrankheiten haben: Denn «viele von diesen werden durch Sonneneinstrahlung verschlimmert», so Co-Autor Franklin Zhong. Daher öffne das Verständnis, wie unsere Haut auf zellulärer Ebene auf UV-Schäden reagiert, die Tür zu innovativen Behandlungen für bestimmte chronische Hautkrankheiten.

Die Studie wurde im Fachjournal «Molecular Cell» veröffentlicht.

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