Elternzeit: Junge Mitte will eine nationale Elternzeit einführen

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Neue Studie57 Prozent der Schweizer wollen mehr Elternzeit – bezahlen soll der Staat

Die Junge Mitte wagt einen neuen Versuch für mehr Elternzeit. Eine Studie zeigt. Die Zustimmung dafür ist da, dafür bezahlen will aber kaum jemand selber. 

Die Junge Mitte will eine nationale Elternzeit einführen.
Dafür soll mithilfe von Standesinitiativen das Parlament dazu aufgefordert werden, eine trag- und mehrheitsfähige Lösung zu finden.
Gemäss einer Umfrage von Sotomo sind 57 Prozent der Befragten einem Ausbau des bezahlten Urlaubs für Eltern positiv gestimmt.
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Die Junge Mitte will eine nationale Elternzeit einführen.

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Darum gehts

  • Die Junge Mitte will eine nationale Elternzeit einführen.

  • Das Parlament soll eine mehrheitsfähige Lösung finden.

  • Gemäss Umfrage des Forschungsinstituts Sotomo sei über die Hälfte der Befragten für oder eher für einen Ausbau des bezahlten Urlaubs bei Elternschaft.     

Am Dienstag stellte die Junge Mitte an einer Medienkonferenz ihr Vorhaben für eine nationale Elternzeit vor. Diese sei elementar für die Gleichstellung und biete zudem einen volkswirtschaftlichen Nutzen, so die Junge Mitte. Das Forschungsinstitut Sotomo hat im Auftrag der Jungpartei hierzu eine Umfrage durchgeführt: Demnach seien 57 Prozent der Befragten einem Ausbau des bezahlten Urlaubs für frischgebackene Eltern positiv gestimmt. Dieser soll idealerweise 16 Wochen für die Mutter und acht Wochen für den Vater betragen.

Aus der Studie geht auch hervor, dass sich deutliche Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen zeigen: Junge Menschen, Frauen, höher gebildete und Personen aus der lateinischen Schweiz sind eher für die Einführung einer Elternzeit. Entscheidend seien auch individuelle Werthaltungen, nicht die Kosten oder die angestrebte Finanzierung.

Die wichtigsten Gründe für die Elternzeit sind denn auch, dass sich diese positiv auf die Kinder auswirke, dass die Elternzeit wichtig sei für die Bindung des Kindes zum Vater und dass die Elternzeit die Familie stärke. 

Laut Umfrage sind die Hauptargumente für eine Elternzeit, dass sich diese positiv auf die Kinder auswirkt, mehr Frauen im Arbeitsmarkt bleiben und somit weniger Fachkräftemangel herrscht, sowie dass die Elternzeit die Familie stärkt.

Laut Umfrage sind die Hauptargumente für eine Elternzeit, dass sich diese positiv auf die Kinder auswirkt, mehr Frauen im Arbeitsmarkt bleiben und somit weniger Fachkräftemangel herrscht, sowie dass die Elternzeit die Familie stärkt.

Screenshot Sotomo

Die wichtigsten Argumente gegen mehr Elternzeit sind vor allem finanzieller Natur: So wird kritisiert, die Elternzeit hätte zu hohe Kosten für die Allgemeinheit zur Folge, Unternehmen würden finanziell zu stark belastet oder die Elternzeit wäre ein zu grosser Einschnitt in den freien Arbeitsmarkt. 

Argumente gegen die Elternzeit drehen sich vor allem ums Geld.

Argumente gegen die Elternzeit drehen sich vor allem ums Geld. 

Screenshot Sotomo 

Nur zehn Prozent wollen dafür bezahlen

Doch mehr Elternzeit muss jemand bezahlen: 30 Prozent sind der Meinung, dass der Staat bezahlen soll, 20 Prozent sehen am ehesten Überschüsse der Nationalbank für die Finanzierung. Weitere 20 Prozent sind der Meinung, dass durch eine Erhöhung der AHV-/EO-Beiträge Erwerbstätige und Unternehmen für die Zusatzkosten aufkommen sollen.

Ebenfalls 20 Prozent finden, dass die Unternehmen die Elternzeit ihrer Angestellten finanzieren sollten. Nur jeweils fünf Prozent der Befragten würden dafür Geld aufwenden, dass Private gespart haben oder eine Erhöhung oder Schaffung von neuen Steuern und Abgaben befürworten. 

Parlament soll beste Lösung finden

Bislang hatte die Thematik in der Schweiz einen schwierigen Stand: Zahlreiche Vorschläge scheiterten im Parlament oder auf Kantonsebene. Die Junge Mitte startet dennoch einen weiteren Versuch: In den kommenden Wochen würden nun in verschiedenen Kantonen Standesinitiativen zur Einführung einer national organisierten Elternzeit eingereicht. Diese stellten gewisse Anforderungen – dem Parlament werde jedoch genügend Spielraum gelassen, um eine tragfähige Lösung zu finden, so die Junge Mitte.

Um zu verhindern, dass einfach wieder konkrete Wochenzahlen gefordert würden, stellt die Junge Mitte folgende vier Bedingungen:

  • Die Elternzeit beträgt insgesamt mindestens 20 Wochen.

  • Der fixe Anteil der Mutter darf nicht kürzer sein als die aktuellen 14 Wochen Mutterschaftsurlaub.

  • Der fixe Anteil des Vaters soll mindestens 20 Prozent der gesamten Elternzeit betragen.

  • Beide Elternteile sollen Anteile der Elternzeit flexibel beziehen können.

«Elternzeit wird von Ideologien blockiert»

Mit den Standesinitiativen werde das Parlament aufgefordert, verschiedene Lösungen der Elternzeit in Bezug auf Chancen, Machbarkeit und Kosten zu prüfen. Ziel: Das Parlament soll die beste und vor allem eine mehrheitsfähige Lösung finden.

«Derzeit bleibt ein grosses Potenzial ungenutzt, weil notwendige Reformen beim Thema Elternzeit aufgrund von Ideologien blockiert sind», sagt Marc Rüdisüli, Präsident der Jungen Mitte Schweiz. «Die Nichterwerbstätigkeit von teuer ausgebildeten Fachkräften stellt einen volkswirtschaftlichen Verlust dar. Es ist Zeit für eine tragfähige nationale Lösung, die in der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Anklang findet», sagt er.

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