StuttgartOpernbesucher brechen wegen Blut und Sexszenen zusammen
Ein wenig muss es die Stuttgarter Staatsoper geahnt haben: Die Opernperformance «Sancta» hat sie mit einer Altersfreigabe ab 18 Jahren und deutlichen Warnungen versehen. Zurecht, wie sich zeigt.
Darum gehts
In der Staatsoper Stuttgart wird Florentina Holzingers «Sancta» aufgeführt.
Bei den ersten beiden Aufführungen mussten insgesamt 18 Zuschauerinnen und Zuschauer wegen Übelkeit und Schockzuständen behandelt werden.
Die Aufführung ist ab 18 Jahren, die Oper warnt vor expliziten sexuellen Szenen und echtem Blut.
Trotz einer Altersfreigabe ab 18 Jahren und fettgedruckten Warnhinweisen hinterlässt eine aktuelle freizügige und blutige Opernperformance in Stuttgart ihre Spuren bei zarter besaiteten Besucherinnen und Besuchern.
Rund um die ersten beiden Vorstellungen von Florentina Holzingers «Sancta» habe sich der Besucherservice um insgesamt 18 Menschen gekümmert, die zum Teil über Übelkeit geklagt hätten, sagte der Sprecher der Staatsoper, Sebastian Ebling. In drei Fällen habe ein Arzt dazu geholt werden müssen.
Würdest du dir «Sancta» ansehen?
Holzingers Inszenierungen sorgen für Aufsehen
Mit ihren Arbeiten, bei denen sie radikal und freizügig weibliche Körper in Szene setzt, schmerzhafte Stunts einbaut und auch vor Trash nicht zurückschreckt, sorgt Holzinger seit Jahren für Aufsehen in der Theaterwelt. In «Sancta» bringt sie mit aufreizender Deutlichkeit lesbische Liebesszenen auf die Bühne, zieht christliche Rituale ins Lächerliche und prangert die sexuelle Unterdrückung der Frau an.
Spiritualität, Sexualität, aber auch Religionskritik und ein kritischer Blick auf religiöse und gesellschaftliche Gewalt ständen im Mittelpunkt der Aufführungen, informiert auch die Staatsoper. «Grenzen auszuloten und lustvoll zu überschreiten war von jeher eine zentrale Aufgabe der Kunst», zitiert die Oper ihren Intendanten Viktor Schoner.
Der Trailer zu «Sancta»
YoutubeOpernhaus warnt ausdrücklich
Das Haus warnt auf seiner Homepage aber auch ausdrücklich, die Aufführung der skandalumwitterten österreichischen Aktionskünstlerin zeige explizite sexuelle Handlungen sowie Darstellungen und Beschreibungen auch von sexueller Gewalt. Auch seien echtes Blut sowie Kunstblut, Piercingvorgänge und eine Verwundung zu sehen. Stroboskopeffekte, Lautstärke und Weihrauch würden ebenfalls eingesetzt.
Die Oper empfiehlt die Performance Zuschauern, die «wagemutig auf der Suche nach neuen Theatererfahrungen sind», wie es auf der Homepage heisst. Allerdings sei Performancekunst neben dem Einsatz einiger Theatermittel eben «kein Fake, sondern echt», sagte Ebling. Im Fall der in «Sancta» gezeigten, auch sexuellen Gewalt warnt das Haus daher auch explizit vor Retraumatisierungen.

Die Veranstalter warnen auf der Website vor dem Inhalt.
Staatstheater StuttgartDas sagt die Staatsoper dazu
Nach Angaben von Opernsprecher Ebling soll mit Blick auf die noch geplanten fünf «Sancta»-Abende nichts geändert werden. Auch kämen Übelkeit und Ohnmacht immer wieder vor, sagte er. Die Premiere sei umjubelt gewesen. Er sei überzeugt, es seien im Wesentlichen Menschen in den Besucherreihen gewesen, «die wussten, worauf sie sich einlassen».
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Polizei nach Kanton
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche
Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein
Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer
LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Beratungsstellen für gewaltausübende Personen
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