Hotelzimmer und SonderzahlungenSwiss macht Personal mit Extras für Lufthansa-Angestellte sauer
Die Airline will ihr Personalproblem mit Angestellten aus Deutschland lösen. Die Swiss lockt mit 500 Franken pro Monat extra und weiteren Vorzügen.
Darum gehts
Bei der Swiss gibts nach der Massenentlassung in der Corona-Krise einen massiven Personalmangel. 600 Flugbegleitende fehlen der Airline, wie ein Flight Attendant zu 20 Minuten sagt. Das verbliebene Personal ist am Limit. Trotz Kritik bleibt die Swiss bei der Impfpflicht hart und holt die gefeuerten ungeimpften Angestellten nicht zurück.
Stattdessen rekrutiert die Swiss jetzt neues Personal in Deutschland. Rund 70 Flight Attendants des Mutterkonzerns Lufthansa sollen für maximal neun Monate in die Schweiz kommen und auf Kurz- und Langstrecken aushelfen. Es könnten aber auch mehr sein.
Für die Neuen gibts Bonuszahlungen
Die Airline lockt die Deutschen mit attraktiven Angeboten, wie dem direktem Einstieg als Kabinenchef, wie der Insider sagt. Die langjährigen Mitarbeitenden müssten hingegen lange auf diese Position warten.
Die temporären Neuen bekommen ausserdem eine monatliche Sonderzahlung von 500 Franken. Als Unterkunft bietet ihnen die Swiss ein Hotelzimmer. Wie viel die Airline dafür zahlt, wollte eine Sprecherin nicht sagen.
«Für das jetzige Personal ist es bitter»
Die Sonderbehandlung für die neuen Mitarbeitenden aus Deutschland macht die Angestellten sauer. Sie fühlen sich schlechter behandelt, wie das Branchen-Portal «Aerotelegraph» schreibt. Der Insider bestätigt: «Für das jetzige Personal ist es bitter». Für dieses gilt seit der Corona-Krise und noch bis Ende 2023 ein Sparmassnahmenpaket, das zu Teilen auch einen Lohnverzicht umfasst.
Personal aus dem Ausland rekrutieren – okay für dich?
Die Swiss versichert, dass die neuen Kolleginnen und Kollegen nicht besser, sondern gleichgestellt seien. Mit den 500 Franken Sonderzahlung pro Monat berücksichtige die Swiss etwa Sozialversicherungsabgaben und Krankenkassenprämien. Zudem sei es nötig, eine Unterkunft bereitzustellen, da es sich um einen befristeten Einsatz handle.
Gewerkschaft kritisiert Entlassungen
Bei der Gewerkschaft VPOD zeigt man Verständnis für den Ärger der Angestellten. Die Swiss habe sich den Personalmangel selbst zuzuschreiben. Ohne Not habe sie eine Massenentlassung durchgeführt, sagt VPOD-Regionalsekretär Stefan Brülisauer zu 20 Minuten.
Dass die Mitarbeitenden sich wegen der Einschnitte umorientieren, sei eine logische Konsequenz. Er fordert deshalb, dass die Airline die Krisenvereinbarungen sofort ausser Kraft setzt. Dann würden laut Brülisauer viele wieder gerne für die Swiss arbeiten und die «Personalrekrutierung im Ausland» wäre nicht mehr nötig.
Andere Firmen könnten nachziehen mit Personal aus dem Ausland
Für den Personalexperten Matthias Mölleney, der einst Personalchef der Vorgänger-Firma Swissair war, ist das Vorgehen der Swiss alternativlos. «Die Swiss hat keine Wahl. Entweder streicht sie weiter Flüge, oder stellt temporär Leute aus dem Ausland ein», sagt Mölleney zu 20 Minuten. Eine solche kurzfristige Lösung sei immer teuer.
Rückblickend sei es ein Fehler gewesen, dass die Swiss in der Krise viel Personal entliess. Früher sei schnell Ersatz verfügbar gewesen, doch jetzt sei der Markt leer. «Alle suchen nach Fachkräften. Es kann gut sein, dass auch andere Firmen nun Arbeitskräfte aus dem Ausland holen, um die Lücken zu füllen», so Mölleney.