Schweiz: Trafigura und Ex-Manager verurteilt

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Trafigura-ProzessSchweizer Novum: Top-Manager muss wegen Korruption in Haft

Das Bundesstrafgericht in Bellinzona verurteilt Trafigura. Der Rohstoffhändler muss 150 Millionen Franken zahlen, ein Ex-Manager wandert in Haft.

Trafigura wurde schuldig gesprochen.
Der Konzern muss 150 Millionen Franken zahlen, weil er unzureichend gegen Schmiergeldzahlungen vorging. Das entschied das Bundesstrafgericht in Bellinzona.
Laut der Anklage erhielt ein angolanischer Beamter zwischen April 2009 und Oktober 2011 rund fünf Millionen Franken Schmiergeld von einem Ex-Trafigura-Mitarbeiter. (Symbolbild)
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Trafigura wurde schuldig gesprochen.

Trafigura Group

Darum gehts

  • Die Schweizer Rohstoffhandelsfirma Trafigura wurde verurteilt, wie die Tamedia-Zeitungen berichten.

  • Das Unternehmen muss 150 Millionen Franken zahlen, davon 146 Millionen an ungerechtfertigten Gewinnen.

  • Der ehemalige Manager Mike Wainwright erhielt eine Haftstrafe von 32 Monaten.

  • Der Fall begann mit Korruptionsvorwürfen in Angola, die 2016 ans Licht kamen.

  • Das Urteil ist ein Novum in der Schweiz, da es einen ranghohen Mitarbeiter betrifft.

Die Schweizer Rohstoffhandelsfirma Trafigura ist vom Bundesstrafgericht in Bellinzona schuldig gesprochen worden. Der Konzern muss 150 Millionen Franken zahlen, weil er unzureichend gegen Schmiergeldzahlungen vorging. In einem Statement von Mitte November weist Trafigura die erhobenen Vorwürfe zurück. Der Konzern betont, seine Massnahmen gegen Korruption und Bestechung extern überprüft zu haben. Diese seien als rechtskonform eingestuft worden – sowohl in Bezug auf geltendes Recht als auch internationale Standards.

Drei Millionen Franken entfallen auf eine Busse, 146 Millionen sind ungerechtfertigte Gewinne, die zurückerstattet werden müssen, wie die Tamedia-Zeitungen berichten. Zudem wurde der ehemalige Manager Mike Wainwright zu 32 Monaten Haft verurteilt, wovon er zwölf Monate absitzen muss. Die zwölf Monate könnten nach Schweizer Recht jedoch unter elektronischer Überwachung verbüsst werden. Dies hat das Bundesgericht vergangenes Jahr entschieden.

Anwalt kündigt Berufung an

Wainwrights Anwalt, Daniel Kinzer, kritisierte das Urteil als unbegründet. Die Verurteilung basiere auf allgemeinen Annahmen und ignoriere entlastende Beweise, erklärte er. Sein Mandant habe nie Bestechungsgelder gezahlt oder deren Zahlung veranlasst. Wainwright werde das Urteil anfechten und seine Argumente vor der höheren Berufungskammer vorbringen.

In einem Statement von Mitte November weist Trafigura die erhobenen Vorwürfe zurück. Der Konzern betont, seine Massnahmen gegen Korruption und Bestechung extern überprüft zu haben. Diese seien als rechtskonform eingestuft worden – sowohl in Bezug auf geltendes Recht als auch internationale Standards.

Vorwürfe zu Korruptionsgeschäften in Angola

Der Fall nahm seinen Anfang mit den Aussagen eines früheren Mitarbeiters, der 2016 in Brasilien verhaftet wurde. Er arbeitete mit den Behörden zusammen und belastete Trafigura mit Vorwürfen zu Korruptionsgeschäften in Angola. Die Bundesanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf und reichte im Dezember 2023 Anklage gegen den Konzern sowie mehrere Führungskräfte ein.

Laut der Anklage erhielt ein angolanischer Beamter zwischen April 2009 und Oktober 2011 rund fünf Millionen Franken Schmiergeld von einem Ex-Trafigura-Mitarbeiter. Ziel war es, Trafigura einen Vorteil in der angolanischen Erdölbranche zu verschaffen. Der Konzern habe so ein Quasi-Monopol in Angola aufgebaut. Die Zahlungen liefen über eine Beratungsfirma mit Sitz in der Schweiz, die von einem ehemaligen Trafigura-Mitarbeiter geleitet wurde.

Anwalt forderte einen Freispruch

Wainwright, der früher eine Schlüsselrolle im Unternehmen innehatte, bestritt die Vorwürfe vor Gericht. Sein Anwalt forderte einen Freispruch. «Ich hatte keinen Grund zur Annahme, dass diese Zahlungen zu unzulässigen Zwecken erfolgt sind», sagte Wainwright während des Prozesses.

Seine Aufgabe sei es lediglich gewesen, die finanziellen Aspekte der Zusammenarbeit mit der Beratungsfirma zu prüfen. «Vor der Untersuchung hatte ich noch nie von dieser Firma gehört», behauptete er.

Urteil ist ein Novum in der Schweiz

Die Bundesanwaltschaft legte E-Mails und Online-Chats als Beweise vor, die zeigen sollen, dass Wainwright in die Vorgänge involviert war. Medienberichten zufolge steht dies im Widerspruch zu seinen Aussagen. Besonders an den ersten Verhandlungstagen war das öffentliche Interesse am Prozess gross.

Das Urteil ist ein Novum in der Schweiz: Noch nie zuvor wurde ein ranghoher Mitarbeiter eines grossen Schweizer Unternehmens wegen Korruption im Ausland verurteilt. Trafigura, mit Hauptsitz in Singapur und einer wichtigen Niederlassung in Genf, hat noch nicht bekannt gegeben, ob es das Urteil anfechten wird.

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