Schweizer erzählt - Trotz Verzicht auf Fleisch und Ferien reicht es nicht fürs Eigenheim

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Schweizer erzähltTrotz Verzicht auf Fleisch und Ferien reicht es nicht fürs Eigenheim

Wegen steigender Immobilienpreise platzt für viele der Traum vom Eigenheim. «Dass es trotz jahrelangem Sparen nicht reicht, war schwer zu akzeptieren», sagt ein Betroffener.

Gerade für junge Familien ist es im Moment schwierig, sich den Traum vom Wohneigentum zu erfüllen. Das erlebt auch M.C. (Name bekannt).  Der 31-Jährige wohnt mit seiner Frau und der zweijährigen Tochter in Kreuzlingen TG.
«Wir wollten uns eine Wohnung oder ein Haus kaufen, um darin unsere Kinder grosszuziehen», so C. Er und seine Frau hatten dafür auf viel verzichtet: «Wir haben wenig Fleisch gegessen, in einer günstigen Wohnung gelebt und wenn, dann nur billig Ferien gemacht.»
Bei der Familienplanung sei klar geworden, dass sie für einen Immobilienkauf noch weitere 15 Jahre sparen müssten: «Weil unsere Kinder in einer schönen Umgebung aufwachsen sollen, haben wir uns dann für eine gute Mietwohnung entschieden.»
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Gerade für junge Familien ist es im Moment schwierig, sich den Traum vom Wohneigentum zu erfüllen. Das erlebt auch M.C. (Name bekannt). Der 31-Jährige wohnt mit seiner Frau und der zweijährigen Tochter in Kreuzlingen TG.

Pexels (Symbolbild)

Darum gehts

  • Trotz jahrelangem Sparen kann sich 20-Minuten-Leser M.C.* kein Eigenheim leisten.

  • «Wir haben wenig Fleisch gegessen und billig Ferien gemacht», sagt er.

  • Leser M.B.* zeigt, dass es möglich ist, sich ein Eigenheim zu kaufen: «Wir haben zu dritt jeweils von 900 Franken im Monat gelebt und den Rest des Lohns gespart.»

Für viele Schweizerinnen und Schweizer platzt im Moment der Traum vom eigenen Haus: Wegen stark steigender Immobilienpreise können sich gerade junge Familien kein Wohneigentum mehr leisten.

Ein Betroffener ist M.C.* Der 31-Jährige wohnt mit seiner Frau und der zweijährigen Tochter in Kreuzlingen TG. «Wir wollten uns eine Wohnung oder ein Haus kaufen, um darin unsere Kinder grosszuziehen», so C. Doch trotz jahrelangem Sparen habe es nicht gereicht.

Schwer zu akzeptieren

C. und seine Frau hatten dafür auf viel verzichtet: «Wir haben wenig Fleisch gegessen, in einer günstigen Wohnung gelebt und wenn, dann nur billig Ferien gemacht.» Trotzdem hätten sie teils hohe Kosten gehabt, etwa weil sie Weiterbildungen selber bezahlen mussten. Insgesamt hätten sie pro Jahr rund 10'000 Franken auf die Seite legen können.

Als es an die Familienplanung ging, habe das Paar ein neues Budget aufgestellt, so C. Da sei klar geworden, dass sie für einen Immobilienkauf noch weitere 15 Jahre sparen müssten: «Weil unsere Kinder in einer schönen Umgebung aufwachsen sollen, haben wir uns dann für eine gute Mietwohnung entschieden.» Dass der Traum vom Eigenheim fürs Erste platzt, sei für ihn schwer zu akzeptieren gewesen, sagt C.

In seinem Umfeld hätten zwar einige Personen eigene Immobilien, so C.: «Die konnten sich das aber alle nur mit zusätzlichem Geld leisten, etwa aus einem Vorbezug der Erbschaft. Ich finde es sehr schade, dass es in der Schweiz nur mit Sparen fast unmöglich ist, eigenen Wohnraum zu kaufen.»

6000 Franken monatlich gespart

Dass es trotz überhitztem Immobilienmarkt (siehe Box) möglich ist, ein Eigenheim zu kaufen, zeigt das Beispiel von Leser M.B.* aus dem Kanton Aargau. «Ich habe mich mit zwei meiner Geschwister zusammengetan und viel gespart.» Über 2000 Franken ihres Lohnes hätten alle drei monatlich auf die Seite gelegt, so der 24-Jährige: «Nach Abzug der Fixkosten blieben für jeden im Schnitt noch 900 Franken zum Leben.»

Von diesem Geld konnten die Geschwister nach dreieinhalb Jahren ein Reihenhaus mit fünfeinhalb Zimmern in einer ländlichen Aargauer Gemeinde kaufen. Rund 180'000 Franken hätten sie als Eigenkapital bringen müssen, so B. «Jetzt leben wir als sechsköpfige Familie dort.» Mit dem Sparen ist es aber noch nicht vorbei, sagt der junge Mann: «Wir legen weiter Geld auf die Seite und wollen so schnell wie möglich mit dem Ertrag aus diesem Haus und unserem Ersparten eine grössere Immobilie kaufen.»

*Namen bekannt

Darum explodieren die Immobilienpreise

Laut Immobilien-Experte Stefan Heitmann ist die Nachfrage nach Wohneigentum während der Pandemie stark gestiegen. «Wir sehen aktuell im Schnitt Preise für Eigenheime, die zehn bis 15 Prozent über dem Schätzwert liegen», sagt er. Besonders junge Familien hätten so Mühe, eine Hypothek zu bekommen. Heitmann geht davon aus, dass die Immobilienpreise noch weiter ansteigen werden. Die Gefahr einer Immobilienkrise sei in der Schweiz aber nur gering, weil der Markt stark reguliert sei.

Stefan Heitmann ist Gründer und CEO des Hypothekarspezialisten Moneypark. Die TX Group, zu der auch 20 Minuten gehört, ist an Moneypark beteiligt.

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