Trump-UmfrageKeine Volksliebe für den Hightech-Jet F-35 – dafür für die Nato
Der F-35 hat nach der Wahl von Donald Trump im Volk einen schweren Stand, nur gerade 30 Prozent unterstützen den Kauf. Dafür befürworten 71 Prozent eine Annäherung an die Nato – sogar innerhalb der SVP sind 49 Prozent dafür.
Darum gehts
Nur 30 Prozent der Schweizer Bevölkerung unterstützen den Kauf des F-35-Jets.
71 Prozent der Befragten befürworten eine engere Zusammenarbeit mit der Nato.
Die SP fordert den Ausstieg aus dem F-35-Vertrag trotz möglicher Kosten von einer Milliarde Franken.
Eine Mehrheit der Schweizer möchte bei Rüstungsbeschaffungen europäische Anbieter bevorzugen.
Hat die Schweiz mit dem F-35 auf das richtige Kampfflugzeug gesetzt? Diese Frage wird in der Schweiz seit der Machtübernahme von Donald Trump lautstark diskutiert. Als Erste forderte SP-Nationalrätin Sarah Wyss in 20 Minuten den Ausstieg aus dem Vertrag – auch wenn die Schweiz dabei rund eine Milliarde Franken in den Sand setzen würde.
Klare Mehrheit gegen den F-35
Der amerikanische Hightech-Jet soll ab 2030 den Schweizer Luftraum schützen. Abgestimmt hat das Volk 2020 nur über den Kredit von sechs Milliarden Franken für einen neuen Flieger, die Typenwahl ist erst danach durch den Bundesrat erfolgt.

Der F-35 (hier bei einem Besuch in Emmen) findet im Volk keinen Anklang.
20min/Matthias SpicherUnd nun zeigt sich: Das Volk will den Jet nicht. In der Umfrage der Meinungsforscher Lucas Leemann und Fabio Wasserfallen (LeeWas) im Auftrag von 20 Minuten und Tamedia sagen nur gerade 30 Prozent, dass sie den Kauf des F-35 voll oder eher unterstützen. Bei den Frauen sind es gar nur 25 Prozent.

20 Minuten Visuals
Der F-35 stösst im Volk auf wenig Liebe.35'132 Personen nahmen zwischen dem 31. März und dem 1. April an der Umfrage teil.
Auffallend: Nicht einmal in der SVP-Wählerschaft steht eine Mehrheit hinter dem Jet – gerade einmal 44 Prozent würden den Kauf sicher oder eher unterstützen. Am wenigsten Fans hat das Flugzeug wenig überraschend bei den Grünen (9 Prozent) und der SP (12 Prozent).
Thomas Hurter (SVP): «Trump-Verunsicherung wurde aufgebauscht»
Trotzdem hält SVP-Nationalrat und Ex-Kampfjetpilot Thomas Hurter am Flugzeug fest: «Es gibt keinerlei Anzeichen, dass der F-35 nicht rechtzeitig geliefert oder nicht funktionieren wird wie geplant», sagt er auf Anfrage.

Thomas Hurter (SVP) flog viele Jahre selbst Kampfjets für die Schweizer Armee.
20min/Matthias SpicherHurter glaubt, das Umfrageergebnis sei Ausdruck einer Verunsicherung, die seit dem Amtsantritt von Donald Trump aufgebauscht worden sei.
SP-Nationalrätin Sarah Wyss hält an ihrer Ablehnung des Jets fest und fordert den schnellstmöglichen Ausstieg. Das Umfrageergebnis «erstaunt mich nicht», der Grund dafür sei die Skepsis gegenüber «dem Trump-Regime», so die Baslerin.

Sarah Wyss (SP) fordert die Kündigung des F-35-Vertrages – auch wenn die Schweiz dabei Geld verliert.
20min/Matthias SpicherMitte-Ständerätin Andrea Gmür-Schönenberger will ebenfalls nichts von einer Abkehr wissen. Der F-35 sei «das beste Flugzeug» – das erst noch auch von vielen anderen europäischen Ländern beschafft werde. Und: Er sei der Konkurrenz «in allen Bereichen» überlegen und erst noch kostengünstiger als diese.

Mitte-Ständerätin Andrea Gmür-Schönenberger ist nach wie vor vom F-35 überzeugt.
20min/Matthias SpicherNato-Annäherung Ja, Beitritt Nein
Die Schweiz soll enger mit der Nato zusammenarbeiten, findet die Bevölkerung. Das Verdikt ist mit über 70 Prozent Ja-Stimmen deutlich. Sogar in der SVP finden 49 Prozent eine engere Kooperation sinnvoll.

20 Minuten Visuals
Eine Annäherung an die NATO kommt im Volk an – einen Beitritt lehnt eine Mehrheit aber klar ab.35'132 Personen nahmen zwischen dem 31. März und dem 1. April an der Umfrage teil.
Ebenfalls sehr deutlich wird eine engere sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit der EU unterstützt – und zwar von 77 Prozent. Sogar eine knappe Mehrheit der SVP-Wählenden ist hierfür zu erwärmen. Chancenlos wäre allerdings ein Nato-Beitritt. Nur 37 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer wären dafür und damit für die Aufgabe der Neutralität zu haben.
Mitte-Links unterstützt Zusammenarbeit mit EU und Nato
Mitte-Ständerätin Gmür-Schönenberger sieht den eingeschlagenen Kurs des Bundesrates durch die Umfrage bestätigt: «Es braucht auch weiterhin eine internationale militärische Kooperation der Schweiz, sowohl mit der EU, als auch mit der Nato.»
Weitere Erkenntnisse zu Wehrpflicht für Frauen und Rüstungskäufen
Dem schliesst sich Sarah Wyss (SP) an: «Eine Zusammenarbeit mit demokratischen Rechtsstaaten ist notwendiger denn je. Wir müssen in der Verteidigung mit Europa zusammenarbeiten», sagt sie.
So kam die Umfrage zustande
SVP-Politiker Thomas Hurter warnt allerdings, dass die Schweiz plötzlich auch zwei Prozent des Bruttoinlandproduktes für das Militär ausgeben müsste, wie es die Nato-Länder nach einer Abmachung schon sollen. Seine Partei ist weitgehend gegen internationale Militärkooperationen der Schweiz und setzt stattdessen auf die Idee der «immerwährenden, bewaffneten Neutralität».
Wie stehst du zur Zusammenarbeit der Schweiz mit der Nato?
Das VBS «kommentiert diese Umfrage nicht», schreibt ein Sprecher. Man betont aber die bisherige Position zum F-35 und zur internationalen Zusammenarbeit, soweit es die Neutralität zulasse.
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Die Universität Zürich attestiert 20 Minuten in einer Untersuchung, über Abstimmungen in der Schweiz besonders ausgewogen zu berichten.
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