U-Boot-Unglück«Wohl Maschinenausfall oder Kollision»: Experte schätzt ein
Am Donnerstag ist ein Tauchboot in Hurghada vor der ägyptischen Küste gesunken. Wie das genau geschehen konnte, ist noch unklar. Ein Experte ordnet die Situation ein.
Darum gehts
Ein U-Boot sank vor der Küste von Hurghada mit 44 Menschen an Bord.
Laut lokalen Medien sind dabei mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen, neun wurden verletzt, 29 gerettet.
Experte Jürgen Weber sieht einen Maschinenausfall oder eine Kollision als mögliche Ursachen.
Vor der ägyptischen Küste im Touristenort Hurghada ist am Donnerstag ein Tauchboot gesunken. Laut lokalen Medien waren 44 Personen an Bord, darunter auch Kinder. Mindestens sechs Menschen sind nach aktuellen Berichten gestorben, neun weitere wurden verletzt, 29 Menschen konnten gerettet werden. Bei den Touristen an Bord soll es sich um Russen handeln, berichten lokale Medien.
Wie das Unglück passieren konnte, ist momentan noch unklar. U-Boot-Experte Jürgen Weber wagt für 20 Minuten eine Einschätzung.
Herr Weber, was könnte die wahrscheinlichste Ursache für den Unfall gewesen sein?
Jürgen Weber: Ich könnte mir zwei Szenarien vorstellen: entweder einen Maschinenausfall oder eine Kollision. So wie es aussieht, taucht das U-Boot dynamisch – sinkt oder steigt also mithilfe von Rudern. Wenn diese ausfallen, kann das Tauchboot nicht mehr auftauchen und steckt fest. Wenn das Tauchboot unter Wasser beispielsweise mit einem Korallenriff kollidiert ist, besteht die Gefahr eines Wassereinbruchs – bis hin zum Sinken des Bootes.
Demnach könnte es sein, dass die Todesopfer ertrunken sind. Es könnte aber auch sein, dass sie durch den Stress einen Schock erlitten haben und dadurch gestorben sind. Das sind aber alles nur Spekulationen.
Auf was achten als Passagier?
Sigrun Brabenetz führt in Hurghada das Tourismusbüro Fara + Hamada, das Ausflüge vor Ort anbietet, und kennt sich gut in der Region aus. Sie rät Touristen, auf folgende fünf Punkte zu achten, bevor sie an Bord eines Touristen-U-Boots gehen:
Bevor ihr einen Ausflug bucht, erkundigt euch, ob in eurer Landessprache ein Guide vorhanden ist, der euch instruiert beziehungsweise immer an eurer Seite ist.
Lasst euch immer die erforderlichen Lizenzen inklusive Versicherungen zeigen. Leider gibt es sehr viel schwarze Schafe in Ägypten.
Man muss sich bewusst sein, dass wenn etwas passiert, dass es meist mit dem Tod oder schweren Verletzungen beziehungsweise in Massenpanik enden kann. Da nützen auch keine Schwimmwesten.
Wenn etwas passiert, ist das Wichtigste, dass die Passagiere sich sofort mit der jeweiligen Botschaft in Verbindung setzen. Diese helfen sofort weiter.
In der Situation selbst Ruhe bewahren. Jedes Boot hat einen Notruf und umso ruhiger die Passagiere bleiben, umso schneller kann Panik verhindert werden und Rettung schneller stattfinden.

Sigrun Brabenetz und Hamada Abdullah organisieren Reisen in Ägypten.
PrivatWie ist der Sicherheitsstandard von touristischen U-Booten in der Region?
Die Leute, die das U-Boot betreiben, sind eher von Profit getrieben. Die Zertifizierung für ein Tauchboot ist sehr kostspielig – ob die Betreiber dafür reglemässig Geld investieren wollten, ist fraglich. Sehr wahrscheinlich hatten die Passagiere auch keine Rettungswesten an oder hatten zuvor kein Sicherheitsbriefing erhalten. Das hätte die Sicherheit erhöht.
Als Tourist zu erkennen, ob ein Tauchboot sicher ist oder nicht, ist schwer. Konkrete Merkmale gibt es hier nicht. Ich selbst würde aber in Ägypten nie an Bord eines solchen Tauchboot gehen.

Der U-Boot-Experte Jürgen Weber vermutet einen Maschinenausfall oder eine Kollision als mögliche Ursache.
Screenshot/tagesschau.deWelche Notfallsysteme gibt es bei Tauchbooten?
Bei einem professionellen U-Boot gibt es Mechanismen und die Crew ist für den Extremfall ausgebildet. Bei diesem touristischen Tauchboot bezweifle ich, dass es solche Mechanismen gab. Der Raum des Tauchbootes scheint mir jedoch gross genug, dass die Passagiere dort einige Stunden mit dem Sauerstoff auskommen müssten.
Wie hätten die Passagiere reagieren sollen?
Ich kann mir gut vorstellen, dass Panik entstanden ist. Eltern wollen ihre Kinder retten, die Crew verliert die Kontrolle, Sprachprobleme zwischen russischen Passgieren und ägyptischer Bootsführung sind vorprogrammiert. Das Beste in einer solchen Situation wäre es, ruhig zu bleiben. Das ist natürlich einfacher als gesagt.
Wenn man in so einer Extremsituation zusätzlich nicht vorbereitet und mit Sicherheitsmassnahmen vertraut ist, sind die Chancen schlecht, Ruhe zu bewahren. Selbst etwas machen kann man in dieser Situation nicht, ausser hoffen, dass der Kapitän das U-Boot wieder in den Griff bekommt.
Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?
Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.