Vance in Grönland: US-Vizepräsident provoziert mit Insel-Besuch

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US-Vizepräsident«Arschkalt hier»: JD Vance besucht Trumps Wunschinsel Grönland

Mit höchst undiplomatischen Aussagen verschreckt Trump-Vize JD Vance die Europäer. Nun besucht er Grönland – ohne Kontakt zur einheimischen Bevölkerung.

US-Vizepräsident JD Vance traf am Freitag auf Grönland ein.
Mit dabei ist auch die Ehefrau von JD Vance und Second Lady der USA, Usha Vance.
Eingeladen hat Vance von offizieller grönländischer Seite niemand.
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US-Vizepräsident JD Vance traf am Freitag auf Grönland ein.

Getty Images

Darum gehts

  • JD Vance, der Vizepräsident unter Trump, sorgt mit undiplomatischen Aussagen für Unruhe in Europa.

  • Vance besucht Grönland, bleibt jedoch auf dem US-Militärstützpunkt Pituffik und meidet den Kontakt zur einheimischen Bevölkerung.

  • Grönland ist strategisch wichtig für die USA, insbesondere wegen seiner Rohstoffe und der militärischen Kontrolle der Arktis.

US-Vizepräsident JD Vance scheut keine Konfrontation und provoziert nun mit einer umstrittenen Reise nach Grönland – die Eisinsel, die aus Sicht seines Chefs Donald Trump zu den USA gehören sollte. Auf dem US-Militärstützpunkt Pituffik könnte der 40 Jahre alte Republikaner zu seiner möglicherweise nächsten Breitseite gegen Europa austeilen – und das im völlig abgeschiedenen Norden der grössten Insel der Welt.

Als er erstmals grönländischen Boden betritt, wundert sich der US-Vize zunächst über die frostigen minus 18 Grad. «Es ist arschkalt hier», sagt er zur Begrüssung der US-Soldaten, die in der weltweit nördlichsten US-Militäreinrichtung stationiert sind.

Raketenabwehr und Weltraumüberwachung

Zusammen mit seiner Ehefrau Usha und einer US-Delegation landete Vance am späten Nachmittag (MEZ) auf dem abgeschiedenen US-Militärstützpunkt Pituffik etwa 1500 Kilometer nördlich der Hauptstadt Nuuk. Mit dabei sind auch Trumps Nationaler Sicherheitsberater Mike Waltz und Energieminister Chris Wright, wie in Aufnahmen von US-Sendern zu sehen war.

Die US-Basis Pituffik liegt rund 1500 Kilometer nördlich der Hauptstadt Nuuk.

Die US-Basis Pituffik liegt rund 1500 Kilometer nördlich der Hauptstadt Nuuk.

AFP

Die Pituffik-Basis, die bis vor zwei Jahren Thule Air Base hiess, hat immense Bedeutung für die globale Raketenabwehr und die Weltraumüberwachung. Offiziell standen auf dem Stützpunkt ein Briefing über die Sicherheitslage in der Arktis und eine Begegnung mit den stationierten US-Soldaten an. Inoffiziell dürfte sich Europa – in erster Linie Dänemark, zu dessen Königreich Grönland zählt – aber auch auf eine neue Verbalattacke gefasst machen müssen.

Vance spielt Trumps Äusserungen  herunter

US-Vizepräsident J.D. Vance hat Dänemark und Europa kritisiert. Dänemark habe Grönland nicht ausreichend gesichert und zu wenig für den Schutz des Stützpunkts und der US-Truppen getan. Auch andere europäische Verbündete würden beim Militär nicht mit den USA Schritt halten.

Zugleich relativierte Vance Trumps Forderung, die USA sollten Grönland besitzen. Der Präsident wolle damit auf Sicherheitsmängel hinweisen. Man hoffe, die Menschen in Grönland entschieden sich freiwillig für eine Partnerschaft mit den USA – Gewalt sei nicht nötig. Trump hatte in der Vergangenheit den Einsatz des Militärs jedoch nicht ausgeschlossen.

Neue Regierungskoalition auf Grönland steht

Trump hat seit längerem ein Auge auf die Eisinsel geworfen. Sie ist bedeutend für das Weltklima, aber auch für die militärische Kontrolle der Arktis, in die der russische Präsident Wladimir Putin weitere Soldaten entsenden will, wie er gerade angekündigt hat. Grönland ist noch dazu reich an Rohstoffen wie zum Beispiel dringend benötigten seltenen Erden. Ausserdem verlaufen in der Region wichtige Schifffahrtsrouten.

Auf der Insel ist man alles andere als begeistert, dass Trump seit Monaten Besitzansprüche geltend macht. «Wir können die wiederholten Aussagen zur Annexion und Kontrolle Grönlands nicht akzeptieren», erklärten der bisherige Regierungschef und künftige Finanzminister Múte B. Egede und die Spitzen der weiteren grönländischen Parlamentsparteien gemeinsam.

Eingeladen hat Vance von offizieller grönländischer Seite niemand. Vielmehr demonstrierten die Inselpolitiker am Tag des Vance-Besuches grösstmögliche Einheit: Vier der fünf Parlamentsparteien unterzeichneten in Nuuk einen Vertrag zu einer breit aufgestellten Regierungskoalition, mit der sie dem Druck aus den USA standhalten wollen.

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Kein direkter Kontakt mit Bevölkerung

Vance blieb der Hauptstadt fern. Vor dem Hintergrund des anhaltenden Zwists um die grösste Insel der Erde kann man seine Reise wahlweise als Eskalation oder als Deeskalation betrachten: Einerseits ist er der bislang ranghöchste Vertreter des Trump-Lagers, der nach Grönland gereist ist.

Andererseits vermied der Vizepräsident mit dem Kurztrip auf die US-Basis den direkten Kontakt mit der grönländischen Bevölkerung – anders als etwa Präsidentensohn Donald Trump Jr. bei einem öffentlichkeitswirksamen Besuch in Nuuk im Januar. Und auch anders, als es bei der ursprünglich auf drei Tage ausgelegten Tour seiner Frau mitsamt Hundeschlittenrennen im Ort Sisimiut geplant war.

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