Ukraine-KriegVideo soll Drohnenexplosion über Putin-Residenz zeigen – das steckt dahinter
Ein Video, das den Drohnenangriff auf die Kreml-Residenz des russischen Präsidenten zeigen soll, macht derzeit die Runde. Experten warnen derweil von einer False-Flag-Operation.
Derzeit kursieren unzählige Videos, die früh in der Mittwochnacht aufgenommen worden sein sollen. Sie zeigen Flammen und Rauch auf der Kuppel der Kreml-Residenz.
TelegramDarum gehts
Russische Medien vermeldeten, am frühen Mittwochmorgen zwei Drohnen über Moskau abgeschossen zu haben.
Ziel soll demnach die Kreml-Residenz von Wladimir Putin gewesen sein.
Videos sollen die Explosion zeigen – deren Echtheit ist aber schwierig zu belegen.
Die Ukraine soll in der Nacht auf Mittwoch versucht haben, mit Drohnen die Kreml-Residenz von Russland-Präsident Wladimir Putin anzugreifen. Das berichtet der Kreml-Pressedienst in Moskau. Im Netz kursieren derweil unzählige Videos, die einerseits einen Überflug und die anschliessende Detonation der einen Drohne, aber auch Rauchwolken und Feuer auf dem Kuppeldach von Putins Kreml-Residenz zeigen. Die Echtheit der Aufnahmen kann derzeit nicht verifiziert werden.
Alles steht bereit für Siegesparade
Besonders ein Video macht derzeit die Runde: Es zeigt das mächtige Gebäude mit einer markanten Kuppel, auf der eine grosse Russlandflagge weht, gefilmt von der anderen Seite des Roten Platzes. Auf dem Platz sind bereits grosse Tribünen für die Feier anlässlich des «Tag des Sieges» aufgebaut, an dem Russland jeweils den Sieg über Nazi-Deutschland feiert.
Dieses Video soll den Drohnenangriff zeigen – mehrere Details lassen aber Zweifel an der Echtheit aufkommen.
TelegramPlötzlich taucht auf den Aufnahmen, die von einer Überwachungskamera zu stammen scheinen, in der linken oberen Ecke ein graues Flugobjekt auf, fliegt auf die Kuppel zu – dann kommt es zur Explosion. Verschiedene Details machen aber stutzig: So ist die Drohne trotz dem dunklen Nachthimmel von Beginn an gut sichtbar. Manchmal ist ihre Form über mehrere Frames klar erkennbar, dann verwandelt sie sich wieder in einen Pixel-Brei. Als das Flugobjekt vor dem Mond durchfliegt, scheint es hinter dem hell strahlenden Himmelskörper zu verschwinden, statt Teile davon zu verdecken. Während des Videos sind zwei Personen zu erkennen, die an der linken Seite der Kuppel hinaufklettern – von der Explosion scheinen sie nicht sonderlich beeindruckt.
Echt wirkt hingegen die Explosion. Auf diversen anderen Videos, aus unterschiedlichen Perspektiven gefilmt, sind denn auch Brände oder dicke Rauchschwaden sichtbar, die über der Kuppel von Putins Residenz auftauchen. Laut russischen Berichten habe sich der Kremlchef zum Zeitpunkt der Explosionen nicht im Gebäude aufgehalten.
«Zwei unbemannte Luftfahrzeuge waren auf den Kreml gerichtet. Als Ergebnis rechtzeitiger Massnahmen des Militärs und der Spezialdienste wurden die Drohnen per Radarsystem deaktiviert», heisst es in dem Bericht. Die Ukraine weist derweil die Verantwortung für den Angriff zurück. Man sei überrascht, von einem Terror-Staat des Terrorismus beschuldigt zu werden, sagt Serhii Njkjforow, Sprecher des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski. «Was in Moskau passiert ist, ist offensichtlich eine Eskalation vor der Feier am 9. Mai».
False-Flag-Operation, damit sich Putin nicht dem Volk stellen muss?
Den Vorwurf einer False-Flag-Operation, also einer Kampfhandlung unter feindlicher Flagge, die dem eigenen Vorteil dienen soll, teilt auch der deutsche Kriegsjournalist «Tendar». Der angebliche ukrainische Drohnenangriff ins Herzen des Kremls würde Russland etwa die Möglichkeit geben, die 9.-Mai-Parade unter dem Vorwand von Sicherheitsbedenken abzusagen. Damit, so argumentiert «Tendar», wäre nicht nur Putins Auftritt in aller Öffentlichkeit, bei dem sich etwa kritische Stimmen erheben oder gar Angriffe erfolgen könnten, erledigt, sondern der Kreml würde sich auch die Schmach während der Panzer-Parade ersparen – der Kriegsjournalist geht nämlich davon aus, dass fast alle funktionsfähigen russischen Panzer derzeit im Einsatz stehen.
Falls es tatsächlich eine ukrainische Drohne war, die unbehelligt bis nach Moskau vordringen konnte und dort über dem Kreml-Gebäude detonierte, würde dies der russischen Luftabwehr ein sehr schlechtes Zeugnis ausstellen. Schon in der Vergangenheit warf eine mutmasslich ukrainische Drohne, die sich mit Sprengstoff beladen bis 20 Kilometer an die russische Hauptstadt annäherte und womöglich Putin als Ziel hatte, Fragen zu den Kapazitäten und der Zuverlässigkeit der russischen Luftabwehr auf.

Mitten im Herzen Moskaus gab es am 3. Mai mehrere Explosionen. Dass die russischen Flugabwehrsysteme rund um die Stadt, hier rot mit dem Raketenwerfersymbol eingezeichnet, die Drohnen allesamt nicht abgeschossen haben, nährt die Vermutung, dass es sich um eine False-Flag-Aktion der Russen handeln könnte.
geoconfirmed.netZuvor hatte Russland im Januar 2023 auf verschiedensten Gebäuden in Moskau Flugabwehrsysteme vom Typ Pantsir und S-400 platziert, so etwa auf dem Dach des Verteidigungsministeriums. Dass die angeblichen Drohnen trotz dieser modernen Abwehrsysteme bis ins Herzen der Hauptstadt vordringen konnten, dürfte dem Kreml massiv Kopfzerbrechen bereiten – es sei den, das Ganze war vom Kreml von langer Hand geplant.
Ukraine verfügt über Langstrecken-Drohnen
Die Drohnen könnten aber auch ganz in der Nähe des Kremls gestartet worden sein – entweder von russischen oder ukrainischen Widerstandskämpfern oder von Kreml-treuen Personen, die mit der Durchführung der False-Flag-Operation betraut worden wären. Doch die Ukraine verfügt durchaus über grössere Drohnen, die auch mit Fracht Distanzen von bis zu 800 Kilometern zurücklegen können sollen – etwa die UJ-22, von denen ein Exemplar Ende April nur 20 Kilometer vor Moskau abgestürzt sein soll.
Beschäftigt dich oder jemanden, den du kennst, der Krieg in der Ukraine?
Hier findest du Hilfe für dich und andere:
Fragen und Antworten zum Krieg in der Ukraine (Staatssekretariat für Migration)
Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer SRK, Tel. 058 400 47 77
Kriegsangst?, Tipps von Pro Juventute
Beratungsangebot (Deutsch, Ukrainisch, Russisch), von Pro Juventute
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Anmeldung und Infos für Gastfamilien:
Schweizerische Flüchtlingshilfe, Tel. 058 105 05 55
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