Ostschweiz: Polizei warnt vor Lesikon-Betrugsmasche

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Neue BetrugsmascheVorsicht, wenn deine Grosseltern solche Bücher zu Hause haben

Kürzlich wurde eine 90-Jährige aus dem Appenzeller Vorderland von Betrügern kontaktiert. Unbekannte fragen gezielt Besitzerinnen und Besitzer von Bertelsmann-Lexika an und versprechen, die Bücher für eine unrealistisch hohe Summe zu verkaufen.

Wer solche Lexika des Bertelsmann-Verlags besitzt, sollte Vorsicht walten lassen.
Einen solchen Zettel fand kürzlich eine 90-jährige Appenzellerin in ihrem Briefkasten.
Ein Betrüger bot an, ihr ihre Bertelsmann-Sammlung für mehrere Zehntausend Franken abzukaufen.
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Wer solche Lexika des Bertelsmann-Verlags besitzt, sollte Vorsicht walten lassen.

Wikipedia/Johann H. Addicks/CC BY-NC-ND 3.0

Darum gehts

  • In der Ostschweiz werden derzeit vermehrt Besitzerinnen und Besitzer von Bertelsmann-Lexika kontaktiert.

  • Dabei handelt es sich um eine neue Betrugsmasche, bei der die Sammelbände angeblich teuer verkauft werden können.

  • Die Kantonspolizei empfiehlt, Angehörige, die solche Lexika besitzen, zu warnen.

«Bitte rufen Sie mich an, es ist ganz wichtig. Grüsse Herr Ismail.» Die 90-jährige Nachbarin eines News-Scouts aus dem Appenzeller Vorderland entdeckte kürzlich einen Zettel mit dieser Nachricht in ihrem Briefkasten. «Meine Nachbarin bat mich um Hilfe und ich rief dann die Nummer auf dem Zettel an, da ich der Sache nicht traute», sagt der News-Scout zu 20 Minuten.

Zuerst sei niemand erreichbar gewesen, dann habe aber jemand zurückgerufen. Der News-Scout gab sich als Verwandter der Nachbarin aus. «Der Mann am Telefon fragte, ob wir immer noch im Besitz einer Bertelsmann Lexikothek seien, da meine Nachbarin die Buchreihe damals gekauft hatte», sagt der News-Scout weiter. Laut dem Unbekannten soll die Sammlung inzwischen mehrere Zehntausend Franken wert sein. «Er fragte, ob er vorbeikommen und die Lexika abkaufen könne», schildert der News-Scout. Für einen Terminvorschlag sei er per Whatsapp erreichbar.

Betrüger versprechen utopische Summen für Bücherverkauf

Daraufhin rief der News-Scout beim Medienkonzern Bertelsmann in Deutschland an und schilderte den Vorfall. «Sie teilten mir mit, dass es sich um eine Betrugsmasche handelt und dass es den Buchverlag in dieser Form gar nicht mehr gibt.» Dieser Betrug ist besonders in Deutschland verbreitet. Die angeblichen Kaufinteressenten geben an, die Buchsammlung könne teuer verkauft werden, solange die Betroffenen entweder weitere Bände zu überteuerten Preisen kaufen oder Sicherheitszahlungen von mehreren Zehntausend Franken bezahlen.

«Ich finde es eine Frechheit, einfach einen Notizzettel in einen Briefkasten zu werfen. Diese Betrüger haben sich gezielt ältere Menschen als Opfer ausgesucht», sagt der News-Scout aufgebracht. Er werde den Vorfall der Kantonspolizei melden.

Thurgauerin verlor mehrere Tausend Franken

Die Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden hat bis jetzt noch keine ähnlichen Anzeigen erhalten. Wie sieht es in anderen Kantonen der Ostschweiz aus? Bei der Kantonspolizei Thurgau kam es bisher zu einer Anzeige. «Die betroffene Person erstattete im Dezember 2022 Anzeige, der Betrugsversuch erfolgte aber bereits Anfang Jahr», sagt Mediensprecher Matthias Graf auf Anfrage von 20 Minuten. Die betroffene Person wurde von Unbekannten kontaktiert, die nach den Bertelsmann-Lexika fragten.

«Diese boten zwei weitere Bände zum Verkauf an, damit die Sammlung der Person vervollständigt werden kann», so Graf weiter. Anschliessend sei angeboten worden, die nun komplette Buchreihe teuer weiterzuverkaufen. «Für den Kauf der zwei Bände kam es zu einer Zahlung von mehreren Tausend Franken durch die Geschädigte», so Graf weiter. Auch bei der Kantonspolizei St. Gallen sind solche Betrugsfälle bekannt. «Es wurden einige wenige Anzeigen dieser Art erstattet», sagt Polizeisprecher Simon Anderhalden.

«Wir empfehlen, Eltern oder Grosseltern die Bertelsmann-Lexika besitzen, zu warnen»

«Solche Täter gehen oft sehr perfide und überzeugend vor. Wenn man dann zu gutgläubig ist, alle Vorsichtsmassnahmen über Bord wirft und sich nicht über die Risiken informiert, dann läuft man Gefahr, betrogen zu werden oder einem Wucher zum Opfer zu fallen», sagt Simon Anderhalden, Mediensprecher Kantonspolizei St. Gallen.

Eine gesunde Portion Skepsis sei enorm wichtig. «Wir raten, sich und seine Angehörigen über Maschen wie diese gut zu informieren», so Anderhalden.

Die Kantonspolizei geht davon aus, dass die Täter über alte Kundenstämme des Bertelsmann-Verlags verfügen und so an ihre möglichen Opfer gelangen. «Sollten im direkten Umfeld beispielsweise Eltern oder Grosseltern bekannt sein, welche solche Lexika besitzen, empfehlen wir, diese Personen konkret zu warnen», sagt der Polizeisprecher.

Und ganz am Schluss das Allerwichtigste: Machen Sie keine sogenannten Haustürgeschäfte. Die Polizei rät grundsätzlich von Haustür- und Telefongeschäften ab.

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Cybercrime betroffen?

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