Die Stadt Zürich soll flächenddeckend höher werden

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WohnungsnotZürich soll flächendeckend ein Stockwerk höher werden

FDP, GLP, SVP und Die Mitte haben Grosses vor in der Stadt Zürich: Hauseigentümer sollen überall eine Etage aufstocken dürfen. Das Anliegen soll vors Volk.

Zürich soll überall einen Stock höher werden – die Initiative kommt vors Stadtzürcher Stimmvolk.
An der von der FDP organisierten Medienkonferenz wurde die Volksinitiative «Mehr Wohnraum durch Aufstockung» vorgestellt.
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Zürich soll überall einen Stock höher werden – die Initiative kommt vors Stadtzürcher Stimmvolk.

FDP Zürich

Darum gehts

  • Die Stadt Zürich soll in die Höhe wachsen – und zwar überall um ein Stockwerk.

  • Die Motion «Mehr Wohnraum durch Aufstockung» wurde im Gemeinderat von links-grün verhindert. Nun wollen FDP, GLP, SVP und Die Mitte Unterschriften sammeln, damit das Volk über das Anliegen abstimmen kann.

  • «Wir erhoffen uns, dass damit Leerkündigungen verhindert werden können», sagt Mitte-Gemeinderätin Karin Weyermann.

Die vier Mitte-rechts-Parteien lancieren eine Volksinitiative für die Stadtzürcher: Sie sollen darüber abstimmen können, ob ihre Stadt überall um ein Stockwerk wachsen darf.

Denn bezahlbaren Wohnraum oder überhaupt eine Wohnung zu finden, gestaltet sich in der Stadt Zürich bekanntlich äusserst schwer.

Die Motion «Mehr Wohnraum durch Aufstockung» wurde im letzten August im Gemeinderat diskutiert – und knapp durch links-grün verhindert. Das wollen sich FDP, GLP, SVP und Die Mitte nicht gefallen lassen: Sie sammeln nun Unterschriften und lancieren eine Volksinitiative. «Wir werden die Unterschriften schnell zusammen haben und sind überzeugt, dass das Volk dem Anliegen zustimmt», sagt Përparim Avdili (FDP) an einer Pressekonferenz am Mittwochmorgen.

Das Vorhaben: Flächendeckend sollen Eigentümer ihre Mehrfamilienhäuser um eine Etage aufstocken dürfen. Dies, um in der ganzen Stadt mehr Wohnraum zu schaffen. Mit einem Ja vom Volk wird die Bau- und Zonenordnung der Stadt Zürich entsprechend ergänzt.

Bis zu 10'000 neue Wohnungen möglich

Die Einwohnerzahl der Stadt Zürich ist in den letzten zehn Jahren um 44'500 Einwohner (+ elf Prozent) gewachsen. In der gleichen Zeit entstanden aber nur acht Prozent neue Wohnungen. «Und bis zum Jahr 2040 sollen weitere 72'000 Einwohner hinzukommen», erklärt Avdili. «Die Massnahmen der Stadt Zürich sind völlig unzureichend, um die grosse Nachfrage nach Wohnungen zu decken.» Die Stadt beschränke sich darauf, die Mietpreisentwicklungen zu begrenzen und den Anteil gemeinnützigen Wohnens zu erhöhen – damit werde aber nicht eine einzige neue Wohnung gebaut.

Mit der Aufstockung, die den Eigentümern nun ermöglicht werden soll, dürften bis zu 10'000 neue Wohnungen gebaut werden können, so die Schätzung. Und zwar egal, ob durch Private, die Stadt selber, städtische Stiftungen oder Genossenschaften.

Hans Dellenbach (FDP): «Die städtische Baupolitik hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum entwickelt, es geht immer um gemeinnütziges Bauen und preiswerten Wohnraum. Das Ziel war nie, dass mehr Wohnraum geschaffen wird. Unser Anliegen ist dagegen sehr zielgerichtet. Die stark steigende Nachfrage erfordert unbedingt ein schneller wachsendes Angebot.»

Niederdorf wird nicht aufgestockt

Laut Jean-Marc Jung (SVP) werde sich aber etwa das Seefeld oder das Niederdorf deswegen nicht verändern. «Natürlich gibt es auch Einschränkungen wie den Heimatschutz.»

Grundsätzlich gehe es aber darum, dass weniger bestehende Gebäude abgerissen werden. Denn bisher sind Ersatzneubauten die Hauptstrategie, um in der Stadt mehr Wohnraum zu schaffen. Dies hat Leerkündigungen von ganzen Gebäuden bis zu gesamten Überbauungen und anschliessend steigende Mietzinsen zur Folge. «Bauen im Bestand kennt diese Schattenseiten in der Regel nicht», sagt Jung.

«Wir erhoffen uns, dass wir mit der Aufstockung Leerkündigungen verhindern können», sagt auch Karin Weyermann (Die Mitte) zu 20 Minuten. «Es sollen weniger Gebäude abgerissen und mehr bestehende Häuser aufgestockt werden.» Wieso die Gegner die Motion im Gemeinderat verhindert haben, sei ihr unerklärlich. «Man hatte einfach Angst vor der Profitgier der Immobilienbesitzer. Klar, mit neuen Wohnungen haben sie mehr Einnahmen – aber sie schaffen ja auch neuen Wohnraum. Das ist ja das Ziel von uns allen.»

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