AsylsuchendeWunsch-Flüchtling ist jung, weiblich und christlich
Eine Studie zeigt, wie solidarisch die Bevölkerung mit Asylsuchenden ist – und welche willkommen sind.
Darum gehts
Ukrainer sind am beliebtesten. Doch die Unterstützung für Asylsuchende anderer Länder hat nicht gelitten.
Gewisse Eigenschaften sind besonders beliebt: jung, weiblich, christlich, mit Sprachkenntnissen und vor Krieg geflüchtet. Je besser gebildet, desto lieber werden sie aufgenommen.
Spanien ist am aufnahmefreundlichsten, Tschechien auf der anderen Seite der Skala. Die Schweiz ist in der Mitte.
Forscher der Hochschulen ETH, Berkeley und Stanford wollten wissen, wie wohlgesinnt europäische Länder gegenüber Asylsuchenden sind (siehe Box). Das Resultat ist teilweise erstaunlich. So hat die Aufnahmebereitschaft seit 2016 zugenommen, obwohl mit dem Ukraine-Krieg dreimal so viele Flüchtende kamen wie auf dem Höhepunkt des Syrienkriegs. Gewisse Asylsuchende haben bei der europäischen Bevölkerung bessere Chancen als andere. Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie.
Jung, weiblich, christlich
Besonders willkommen sind Flüchtende dann, wenn sie jung, weiblich und christlich sind, überzeugende Asylanträge einreichen und die Sprache beherrschen. Wer Opfer von Folter wurde, hat besonders gute Aufnahmechancen bei Europäern. Allgemein, wer schutzbedürftig ist. Auch wird ein hoher Bildungsabschluss bevorzugt.
Ukrainer am beliebtesten
Ukrainische Geflüchtete haben die grösste Unterstützung. Dies laut Studienautor Dominik Hangartner von der ETH nicht deshalb, weil die Ukraine ein europäisches Land ist, sondern weil die Ukrainer über die oben erwähnten Eigenschaften verfügen, die von der europäischen Bevölkerung bevorzugt werden. Die Aufnahmebereitschaft für Geflüchtete aus anderen Ländern hat wegen des Ukraine-Kriegs aber nicht gelitten, im Gegenteil, sie ist noch leicht gestiegen.
Studie
Vergleich 2016 und 2022
Ein Forscherteam der Hochschulen ETH, Berkeley und Standford hat 33’000 Personen in 15 europäischen Ländern zu ihrer Aufnahmebereitschaft gegenüber Asylsuchenden befragt. Die erste Befragung fand 2016 statt, die zweite 2022. Die Befragten bekamen Profile von hypothetischen Asylsuchenden, bei denen Merkmale wie Religion, Geschlecht, Beruf oder Fluchtgrund zufällig variierten, und entschieden dann, welche sie in ihrem Heimatland aufnehmen würden.
Spanien am aufnahmefreundlichsten
Die Studie zeigt, dass die Aufnahmefreundlichkeit in Europa gegenüber Asylsuchenden in den letzten Jahren «erstaunlich stabil geblieben ist», wie Studienautor Hangartner sagt. Sie sei heute sogar noch leicht höher als auf dem Höhepunkt der Flüchtlingsbewegung aus Syrien. Am aufnahmefreundlichsten äusserten sich die Befragten aus Spanien, gefolgt von Italien, Deutschland und Griechenland. Auf der anderen Seite der Skala sind Tschechien, Grossbritannien, Ungarn und Frankreich. Die Schweiz ist im Mittelfeld.
Unterstützung rechts der Mitte gestiegen
Personen in der Schweiz, die sich als eher links einstufen, gaben in der Studie bei 65 Prozent der Profile an, dass sie diese Personen aufnehmen würden. Personen, die sich eher rechts der Mitte sehen, haben bei 35 Prozent zugestimmt. Damit ist die Unterstützung sowohl im linken wie auch im rechten Spektrum seit 2016 gestiegen, bei den Befragten rechts der Mitte sogar noch stärker als bei jenen links.
Nach welchen Kriterien werden Flüchtende beurteilt?
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