Verringerung des BIPÜber 200 Fr. Verlust pro Person: So treffen dich die Strafzölle
Trumps Zollhammer trifft die Schweiz besonders hart. Die sinkende Nachfrage nach helvetischen Export-Schlagern bringt direkte Auswirkungen für die Schweizer Bevölkerung – aber nicht sofort.
Darum gehts
Die USA haben Strafzölle von 32 Prozent auf Schweizer Exporte angekündigt.
Die Strafzölle könnten das Schweizer BIP um bis zu 0,6 Prozent senken.
Pro Person droht ein jährlicher Verlust von über 200 Franken.
31 Prozent Strafzölle auf Schweizer Güter: Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump am Mittwochabend war eine Hiobsbotschaft für Schweizer Firmen und Führungskräfte aus der Wirtschaft. Denn der Handelskrieg, den die Vereinigten Staaten spätestens jetzt gestartet haben, dürfte die Schweizer Wirtschaft und in der Folge auch die Bürgerinnen und Bürger empfindlich treffen. Am Donnerstag korrigierte das Weisse Haus die Zahl sogar auf 32 Prozent.
Diese Branchen trifft es am härtesten
Kein Exportmarkt ist so wichtig für die Schweizer Wirtschaft wie die USA: Rund 18 Prozent aller Exportgüter gehen in die Vereinigten Staaten, darunter vor allem Medikamente, Maschinen, Uhren und Präzisionsinstrumente. Pharmaprodukte sind von Trumps Tarifen ausgenommen, nicht aber diverse andere bekannte Schweizer Exporte.

Die Vereinigten Staaten sind die wichtigste Exportnation für die Schweizer Wirtschaft. Besonders Hersteller von Luxusgütern und Präzisionsmaschinen dürften die Strafzölle deshalb empfindlich spüren.
AFPDass die Uhren, Fräsmaschinen, Schokolade und Lasergeräte aus der Schweiz in den USA künftig deutlich teurer werden und sich dadurch tendenziell schlechter verkaufen werden, wird laut Experten der Konjunkturforschungsstelle KOF an der ETH Zürich das Schweizer Bruttoinlandsprodukt sinken und den Wohlstand der einzelnen Bürgerinnen und Bürger schrumpfen lassen.
Das bedeuten die Zölle für dich
Schon im Oktober 2024 errechneten die Forscherinnen und Forscher der ETH, dass durch US-Strafzölle für jede Einwohnerin und jeden Einwohner der Schweiz jährlich Verluste von 200 Franken entstehen würden. Der Grund: Wenn sich die Schweizer Export-Schlager in den USA schlechter verkaufen, könnten die Hersteller die heimischen Preise erhöhen, um die Margen auszugleichen. Heisst: Auch Produkte hierzulande werden teurer.

Wenn die US-Zölle in der jetzigen Form umgesetzt werden, könnte das Schweizer Bruttoinlandsprodukt jährlich um bis zu 0,6 Prozent abnehmen.
imago images/PanthermediaDie Ökonomen stellten die Hochrechnung damals mit einem angenommenen Strafzoll in der Höhe von 20 Prozent auf, damals wurde mit einer Verringerung des Bruttoinlandsprodukts von etwa 0,2 Prozent gerechnet. Die tatsächlichen Gebühren auf in die USA importierte Güter aus der Schweiz fallen aber mit 32 Prozent deutlich höher aus, entsprechend könnten auch die Verluste deutlich mehr als 200 Franken pro Person und Jahr betragen.
Neu rechnen die Experten des KOF deshalb damit, dass das BIP pro Jahr um bis zu 0,6 Prozent abnehmen könnte – solange die Strafzölle gelten. Aktualisierte Hochrechnungen dazu sollen zeitnah verkündet werden.
Diese kurzfristigen Folgen erwarten Ökonomen
Laut Stefan Legge lösen die Strafzölle in der Schweiz vorerst vor allem Unsicherheit aus, so könne es etwa in den betroffenen Wirtschaftssparten wegen der unklaren Lage kurzfristig zu weniger Neueinstellungen kommen. Auf kurze Sicht rechnet er aber nicht mit drastischen Auswirkungen für Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz.
«Für die Bevölkerung werden sich die Tarife vorerst wohl nicht bemerkbar machen», sagt der HSG-Ökonom. Man wisse noch nicht, was definitiv Sache ist, und ob die Zölle wirklich in ihrer jetzigen Form umgesetzt werden – dementsprechend unterschiedlich könnten die Auswirkungen auf Wirtschaft und Bevölkerung ausfallen.
«Wie ein Fussballmatch, bei dem mittendrin die Regeln geändert werden.»
So konnten etwa Kanada und Mexiko durch Verhandlungen mit Trump einen Aufschub der Tarife auf ihre Güter erwirken. «Das ist wie bei einem Fussballmatch, bei dem mittendrin die Spielregeln geändert werden – es gibt ein völliges Chaos», so der Ökonom abschliessend.
Weitere negative Auswirkungen befürchtet
Trumps Zoll-Hammer stellt laut der Konjunkturforschungsstelle «eine scharfe Zäsur» für den Welthandel dar und wird auch für die US-Bevölkerung verheerend sein: Zwar habe die US-Administration bereits diverse heimische Investitionen von grossen Firmen verkünden können, das werde die volkswirtschaftlichen Kosten aber bei weitem nicht ausgleichen können. Zudem sei auf lange Sicht mit weiteren negativen Auswirkungen zu rechnen, wenn die angekündigten Zölle in der jetzigen Form umgesetzt würden: «Die weltweiten Lieferketten würden in einem grösseren Ausmass gestört, die Gefahr einer Rezession und Stagflationstendenzen deutlich verstärkt», schreibt er in seiner Einschätzung für das KOF.
Aus historischer SIcht sind die US-Zölle auf Importe tief – derzeit zeigen sie unter der Trump-Administration aber steil nach oben.
20Min/Tom VaillantExperten in diesem Artikel
Die Konjunkturforschungsstelle KOF ist ein Wirtschaftsforschungsinstitut an der ETH Zürich, das Beiträge zur wirtschaftspolitischen Diskussion in der Schweiz sowie zur internationalen Forschung liefert.
Prof. Dr. Hans Gersbach ist seit Mai 2006 Professor für Makroökonomie an der ETH Zürich und seit Januar 2023 Co-Direktor der KOF Konjunkturforschungsstelle.
Dr. Stefan Legge ist Vizedirektor und Leiter der Abteilung für Steuer- und Handelspolitik am Institut für Recht und Wirtschaft (ILE-HSG) der Universität St. Gallen.
Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?
Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.