ZürichVier Schüler entwickeln Kaugummi, der gegen Müdigkeit helfen soll
Start-up statt Schulbank: Weil sie vom vielen Lernen müde waren, entwickelten Jeremy (17), Renko (18), Daniel (18) und Dennis (17) einen Koffein-Kaugummi und gründeten ein Unternehmen.
Darum gehts
Vier Zürcher Gymnasiasten haben mit nur 16 Jahren ihr eigenes Unternehmen gegründet – noch während der Schulzeit.
Ihre Idee: ein Kaugummi mit Koffein, der ihnen und anderen Schülern helfen soll, konzentrierter durch lange Lerntage zu kommen.
Die Jugendlichen entwickelten das Produkt im Rahmen eines Freifaches und wollten es danach wirklich auf den Markt bringen.
Trotz fehlender Erfahrung und grosser Herausforderungen bei Produktion und Vermarktung halten sie an ihrer Vision fest.
Neben dem Schulalltag investieren sie viel Zeit ins Start-up und sagen, dass sie dabei mehr gelernt haben als aus jedem Schulbuch.
Vier Gymnasiasten, eine Idee und viel Mut: So starteten Jeremy (17), Renko (18), Daniel (18) und Dennis (17) ihr eigenes Unternehmen – noch während ihrer Schulzeit. Ihr Produkt? Joltz, ein Koffein-Kaugummi. Im Interview mit 20 Minuten erzählt das Team, wie sie Schule und Start-up vereinbaren.
Kaugummi statt Energydrink
Renko erzählt, wie alles begann: «Wir kannten uns zwar vom Sehen, aber so richtig zusammengefunden haben wir erst durch das Freifach.» Das sogenannte «Company Programme» von Young Enterprise Switzerland (YES) bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, ein eigenes Mini-Unternehmen zu gründen – allerdings nur als Simulation für ein Jahr. Für die vier Jungs war jedoch von Anfang an klar: Sie wollten Joltz auf den Markt bringen.
Der Ursprung ihrer Geschäftsidee ist simpel: «Wir wollten unser eigenes Problem lösen», erklärt Jeremy. «Wir alle sind oft müde vom Lernen. Vor den Prüfungen steht bei uns auf jedem zweiten Tisch eine Energy-Drink-Dose – das kann doch nicht sein!», sagt Renko. Ein anderes Energie-Produkt musste also her. «Zuerst dachten wir über Koffein-Tabletten oder -Drinks nach, doch das fühlte sich nicht ganz richtig an. Dann verteilte einer von uns Kaugummis – und plötzlich war es klar!»

Anfangs stellte sich die Frage, wie das Produkt aussehen sollte. Als einer von ihnen Kaugummis verteilte, war es plötzlich klar: Es soll ein Kaugummi werden.
20min/Damian LuginbühlDenn ein Energie-Kaugummi hätte viele Vorteile, so das Joltz-Team. Daniel erklärt: «Er ist eine kompakte, günstigere Alternative zu Drinks – quasi zehn Espressi in einer Packung. Zudem setzen wir auf natürliches Guarana-Koffein, das gemäss unserer Recherche zu einem weniger ausgeprägten Energiecrash führt.»
Schule, Start-up und Leben
Ein Unternehmen zu gründen, sei spannend, bringe aber auch Herausforderungen mit sich. «Die Produzentensuche war richtig schwierig», erzählt Renko. «Die meisten Hersteller verlangen riesige Mindestbestellmengen – was machen wir mit sieben Tonnen Kaugummi?», so Dennis. Für Daniel war vor allem das fehlende Know-how eine Hürde: «Ich wusste nicht, wie kompliziert Verpackungsdesign ist. Jetzt sehe ich jeden Schokoriegel mit ganz anderen Augen!»
Auch Respekt als junge Gründer zu bekommen, sei anfangs schwierig gewesen. «Wir waren damals 15 bzw. 16 Jahre alt, da nimmt dich nicht jeder sofort ernst», sagt Dennis. «Aber durch unser Alter fallen wir auch auf – das bringt uns auch Aufmerksamkeit.»

Vier Köpfe, viele Ideen: Die jungen Gründer schmieden bereits weitere grosse Pläne und wollen schon bald mit einer neuen Sorte sowie im Detailhandel durchstarten.
20min/Damian LuginbühlNeben dem Business läuft der normale Schulalltag weiter. «Stress gehört dazu, aber ich liebe die Herausforderung», sagt Jeremy. Daniel gesteht: «Meine Noten sind schlechter geworden und ich sehe meine Familie und Freunde nicht mehr so oft. Aber das ist okay – alle wissen, Joltz ist mein Ding.» Auch Dennis sieht die Zeitinvestition entspannt: «Was wir hier lernen, kann uns keiner mehr nehmen.»
Lernen, was keine Schule bietet
Gelernt haben die vier so einiges in der letzten Zeit. «Jede Herausforderung hat unser Skillset erweitert. Wer denkt schon über Barcodes oder Lebensmittelvorschriften nach, wenn er im Supermarkt einkauft?», meint Jeremy. «Das meiste war für uns Learning by Doing.»
Nicht nur unternehmerisches Wissen, sondern auch viel über sich selbst hätten sie gelernt. Für Renko war es öffentliches Sprechen: «Beim YES-Abschlusswettbewerb mussten wir am Hauptbahnhof Zürich unsere Idee präsentieren. Vor Nervosität war ich gar nicht mehr ansprechbar! Jetzt fühle ich mich megawohl auf der Bühne – das lernt man nicht in der Schule.» Die vier schafften es unter die Top 25 von über 200 Schülerunternehmen. Für Daniel ein Beweis: «Ich weiss jetzt, dass alles machbar ist.»
«Man ist nie zu jung, um zu starten!»
Und wie geht es weiter? «Unser Ziel ist es, bald in den Detailhandel zu kommen», sagt Renko. Ausserdem erzählt Jeremy: «Wir haben auch viel an unserer Rezeptur für die neue Sorte Peppermint gefeilt. Anfangs haben wir uns vor allem auf unseren eigenen Geschmackssinn und die wohlwollende Kritik aus unserem Umfeld verlassen. Erst später haben wir gemerkt, wie wertvoll ehrliches Kundenfeedback ist.»
Hättest du dir zu Schulzeiten auch ein eigenes Business zugetraut?
Durch ihr Start-up hätten die vier Gründer mehr gelernt als aus jedem Schulbuch, wie sie sagen. Was würden sie anderen jungen Menschen raten? Alle vier sind sich einig: «Man ist nie zu jung, um zu starten. Wer eine Idee hat, sollte sie ausprobieren.»
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