Schweiz-EU-Abkommen: Strommarkt und Lohnschutz im Fokus

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AbkommenÜbersicht verloren? Hier gibts alle wichtigen Punkte zum EU-Deal

Die Schweiz und die EU haben monatelang diskutiert. Nun wurde ein Deal abgeschlossen. Dieser muss jedoch noch vors Volk. Alle wichtigen Punkte gibt es hier.

Der EU-Deal ist beschlossene Sache.
Doch was muss man dazu wissen? Wir haben die wichtigsten Geschäfte aufgelistet.
Am Freitag fand die Medienkonferenz mit Ursula von der Leyen und Viola Amherd statt.
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Der EU-Deal ist beschlossene Sache.

20min/Marco Zangger

Darum gehts

  • Die Schweiz und die EU haben unter anderem ein Abkommen zur engeren Zusammenarbeit in den Bereichen Strom, Lohnschutz und Landwirtschaft erzielt.

  • Das Stromabkommen ermöglicht der Schweiz die volle Teilnahme am europäischen Strommarkt und sichert die Versorgung auch in Krisenzeiten.

  • Beim Lohnschutz wurde das Prinzip «gleicher Lohn für gleiche Arbeit» für entsandte Arbeitnehmende festgelegt.

  • Das Landwirtschaftsabkommen soll die Lebensmittelsicherheit verbessern und den Handel mit Agrarprodukten erleichtern.

Nach jahrelangen Verhandlungen haben sich die EU und die Schweiz auf ein Abkommen für eine engere Zusammenarbeit geeinigt. Auf Nachfrage von 20 Minuten erklärten die Bundesräte, dass die Stimmbevölkerung und das Parlament bis zu viermal über die ausgehandelten Verträge abstimmen können – einmal zur Weiterentwicklung bestehender Abkommen und je einmal zu den neuen Verträgen in den Bereichen Strom, Lebensmittelsicherheit und Gesundheit. Ein grosses Thema war im Vorfeld die von der Schweiz geforderte Schutzklausel. Den Artikel dazu findest du hier.

Wir haben fünf weitere wichtige Punkte der Verhandlungen zusammengefasst.

Stromabkommen

Die Schweiz ist eng ins europäische Stromnetz eingebunden, es fehlte aber bisher eine rechtliche Absicherung mit der EU. Das Abkommen soll Versorgungssicherheit und Netzstabilität stärken und den Stromhandel erleichtern. Alle Schweizer Endverbraucherinnen und -verbraucher könnten mit dem Stromabkommen den Stromlieferanten frei wählen.

  • Was wurde erreicht?
    Die Schweiz kann künftig voll am europäischen Strommarkt teilnehmen, während Swissgrid vollständig in die EU-Netzprozesse integriert wird. Nachbarländer dürfen Stromexporte in die Schweiz auch in Krisenzeiten nicht beschränken. Die Schweiz bleibt eigenständig bei der Nutzung von Wasserkraft und Umweltvorgaben und konnte wichtige Ausnahmen wie die Möglichkeit zum Bau von Reservekraftwerken durchsetzen.

  • Das sagt der Bundesrat
    Das Abkommen sorge für mehr Stabilität im Stromnetz und stärke die Versorgungssicherheit in der Schweiz. Gleichzeitig bleibe die Kontrolle über strategische Ressourcen wie Wasserkraft in Schweizer Händen und hohe Umweltstandards würden beibehalten. Für die Schweiz bedeute dies eine sichere und zukunftsorientierte Energieversorgung.

Das Stromabkommen soll zur Stärkung der Versorgungssicherheit und der Netzstabilität sowie zur Vereinfachung des Stromhandels beitragen.

Das Stromabkommen soll zur Stärkung der Versorgungssicherheit und der Netzstabilität sowie zur Vereinfachung des Stromhandels beitragen.

IMAGO/Wolfilser

Lohnschutz

Die Schweiz wollte sicherstellen, dass entsandte Arbeitnehmende aus der EU die gleichen Löhne und Arbeitsbedingungen wie inländische Arbeitnehmende erhalten, um Lohndumping und unfaire Wettbewerbsbedingungen zu verhindern. Das mit der EU vereinbarte Absicherungskonzept sichert nach Auffassung des Bundesrats das schweizerische Lohnschutzniveau auf Grundlage der flankierenden Massnahmen ab. Die inländischen Begleitmassnahmen, welche derzeit in Erarbeitung sind, würden dieses zusätzlich stärken.

  • Was wurde erreicht?
    Es gilt das Prinzip «gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort»: Entsandte Arbeitnehmende müssen Schweizer Löhne erhalten. Die Kontrollen der Lohn- und Arbeitsbedingungen bleiben bei Schweizer Behörden und paritätischen Kommissionen. Besondere Regeln wie eine Voranmeldefrist für ausländische Unternehmen und Kautionen bei wiederholten Verstössen wurden abgesichert. Eine sogenannte Non-Regression-Klausel stellt sicher, dass Schweizer Standards nicht durch künftige EU-Änderungen gefährdet werden.

  • Das sagt der Bundesrat
    Die Schweiz schütze ihre hohen Standards im Arbeitsrecht und garantiere faire Wettbewerbsbedingungen. Gleichzeitig bleibe die Kontrolle in Schweizer Händen, sodass die Eigenständigkeit gewahrt bleibe und unlautere Praktiken verhindert würden.

Lohndumping soll vermieden werden und das Schweizer Lohnschutzniveau erhalten bleiben.

Lohndumping soll vermieden werden und das Schweizer Lohnschutzniveau erhalten bleiben.

Foto: Christian Pfander

Landwirtschaftsabkommen und Lebensmittelsicherheit

Ein gemeinsamer Lebensmittelsicherheitsraum zwischen der Schweiz und der EU soll den Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher erhöhen und den Handel mit Agrarprodukten erleichtern.

  • Was wurde erreicht?
    Die Schweiz erhält Zugang zur Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und kann Pflanzenschutzmittel über das EU-Zulassungssystem regeln. Neue Regeln sollen den Schutz entlang der gesamten Lebensmittelkette verbessern. Wichtige Ausnahmen wie der Grenzschutz, der Tierschutz und die Gentechnikfreiheit bleiben erhalten. Die Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln, die in der Schweiz verkauft werden, bleibt bestehen.

  • Das sagt der Bundesrat
    Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren laut Bundesrat von besserem Schutz und klareren Regeln, während Schweizer Agrarprodukte einfacher in die EU exportiert werden können. Gleichzeitig behalte die Schweiz ihre hohen Standards und bleibe bei der Agrarpolitik eigenständig. Das Abkommen schaffe eine «Win-Win-Situation» für Handel und Verbraucherschutz.

Zwischen der Schweiz und der EU werden jedes Jahr Agrarprodukte und Lebensmittel im Wert von über 16 Milliarden Franken gehandelt.

Zwischen der Schweiz und der EU werden jedes Jahr Agrarprodukte und Lebensmittel im Wert von über 16 Milliarden Franken gehandelt.

Marcus Brandt/dpa

EU-Programme

Nach der Beendigung der Verhandlungen zum institutionellen Abkommen (InstA) war die Schweiz von wichtigen EU-Förderprogrammen wie Horizon Europe und Erasmus+ ausgeschlossen. Das neue Abkommen ermöglicht die Wiederaufnahme dieser Zusammenarbeit.

  • Was wurde erreicht?
    Die Schweiz wird ab 2025 vollständig in Horizon Europe, Euratom und das Digital Europe Programm integriert. Ab 2027 wird sie auch wieder an Erasmus+ teilnehmen können. Das Abkommen schafft zudem die Grundlage für künftige Kooperationen in Bereichen wie Kultur und Raumfahrt. Übergangsregelungen erlauben Forschenden in der Schweiz bereits ab 2025 eine Beteiligung an EU-Ausschreibungen.

  • Das sagt der Bundesrat
    Die Rückkehr zu den renommierten EU-Programmen stärke die Schweizer Bildungs- und Forschungslandschaft und erhöhe die internationale Vernetzung. Auch der Wirtschaftsstandort Schweiz profitiere, da Innovationen und Kooperationen auf europäischer Ebene wieder gefördert werden können.

Nach der Beendigung der Verhandlungen über ein institutionelles Abkommen (InstA) wurde der Schweiz seit 2021 die Assoziierung an wichtigen Kooperationsprogrammen in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation (Horizon-Paket und Erasmus+ 2021–2027) verweigert.

Nach der Beendigung der Verhandlungen über ein institutionelles Abkommen (InstA) wurde der Schweiz seit 2021 die Assoziierung an wichtigen Kooperationsprogrammen in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation (Horizon-Paket und Erasmus+ 2021–2027) verweigert.

IMAGO/Panama Pictures

Gesundheitsabkommen

Die Schweiz will sich besser auf grenzüberschreitende Gesundheitskrisen vorbereiten und dazu enger mit der EU zusammenarbeiten.

  • Was wurde erreicht?
    Die Schweiz erhält Zugang zu EU-Frühwarn- und Krisensystemen sowie zum Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Sie beteiligt sich am EU-Programm «EU4Health» im Bereich Krisenvorsorge und stärkt damit ihre Fähigkeit, auf Gesundheitsgefahren zu reagieren. Eine mögliche Ausweitung der Kooperation auf andere Gesundheitsbereiche bleibt offen.

  • Das sagt der Bundesrat
    Mit dem Abkommen könne die Schweiz Gesundheitsrisiken früher erkennen und effektiver auf Krisen reagieren. Der Zugang zu europäischen Netzwerken verbessere die Koordination bei Pandemien oder anderen Gesundheitsbedrohungen. Damit werde die Sicherheit und Gesundheit der Schweizer Bevölkerung gestärkt.

Die Covid-19-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig eine gute grenzüberschreitende Koordination und Zusammenarbeit in Europa ist.

Die Covid-19-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig eine gute grenzüberschreitende Koordination und Zusammenarbeit in Europa ist.

IMAGO/Rainer Weisflog

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