Kosovarin macht ohne Master den Doktor an der EPFL

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Anda SkejaOhne Master zum Doktorat: Mathe-Talent (27) überzeugt EPFL

Im Alter von 17 Jahren löste Anda Skeja mathematische Aufgaben auf Universitätsniveau, mit 27 hat sie ihren Doktortitel von der EPFL in der Tasche. Der Weg der Kosovarin war dabei eher unkonventionell.

Anda Skeja wusste schon früh, dass sie Mathematikerin werden wollte – inspiriert durch ihren Vater, der ihr als Kind Rechenrätsel stellte.
Mit 17 löste sie bereits Mathematikaufgaben auf Universitätsniveau und schloss später ihr Studium in Istanbul als Jahrgangsbeste ab, ergänzt durch einen zweiten Abschluss in Wirtschaft.
Ohne den Umweg über einen Master wagte sie direkt die Bewerbung für ein Doktoratsprogramm an der EPFL in Lausanne – und wurde mit einem Stipendium aufgenommen.
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Anda Skeja wusste schon früh, dass sie Mathematikerin werden wollte – inspiriert durch ihren Vater, der ihr als Kind Rechenrätsel stellte.

Privat

Darum gehts

  • Anda Skeja aus dem Kosovo träumte schon als Kind davon, Mathematikerin zu werden.

  • Ihren Bachelor schloss sie in Istanbul als Jahrgangsbeste ab – mit Doppelabschluss in Mathematik und Wirtschaft.

  • Statt einen Master zu machen, bewarb sie sich direkt für das Doktoratsprogramm an der EPFL in Lausanne – und wurde angenommen.

  • Heute forscht sie als Postdoktorandin in Schweden, möchte langfristig aber in der Schweiz leben – auch wegen ihres Ehemanns, der in Bern arbeitet.

«Ich wusste schon immer, dass ich Wissenschaftlerin werden möchte», sagt Anda Skeja (27) gegenüber 20 Minuten. Und nicht nur irgendeine: Die junge Kosovarin wollte in der Welt der Mathematik forschen. «Mein Vater, ein Universitätsprofessor, stellte mir als Kind Rechenrätsel – ich liebte es.»

Bereits mit 17 verbrachte sie ihre Freizeit damit, Mathematikaufgaben auf Universitätsniveau zu lösen. Zehn Jahre später ist dieser Traum Realität: Mit einem Doktortitel der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) gilt Skeja als Ausnahmetalent.

Jahrgangsbeste im Bachelor

2011 nahm der Kosovo zum ersten Mal an der internationalen Mathematik-Olympiade teil. Skeja war damals in der Mittelstufe und hatte sich bereits intensiv mit anspruchsvollen Matheaufgaben beschäftigt, auch mit denen aus der Olympiade. Doch eine Teilnahme sei für sie nicht infrage gekommen: «Damals gab es in meiner Heimatstadt keine Vorbereitungskurse dafür», sagt sie. Zudem steckte sie schon mitten in den Vorbereitungen für die Uni-Aufnahmeprüfungen – ihr eigentliches Ziel.

Skeja schloss ihr Bachelorstudium in Mathematik an der «Istanbul Teknik Üniversitesi» in der Türkei als Jahrgangsbeste ab und erwarb gleichzeitig einen Doppelabschluss in Wirtschaftswissenschaften. Schon davor sei ihr klar gewesen, dass sie eine akademische Laufbahn einschlagen wollte, weshalb sie sich entschied, den Master zu überspringen. «Ich sah keinen Grund, meine Beschäftigung mit echter mathematischer Forschung hinauszuzögern.»

Ohne den Umweg über einen Master wagte sie direkt die Bewerbung für ein Doktoratsprogramm an der EPFL in Lausanne – und wurde mit einem Stipendium aufgenommen.

Ohne den Umweg über einen Master wagte sie direkt die Bewerbung für ein Doktoratsprogramm an der EPFL in Lausanne – und wurde mit einem Stipendium aufgenommen.

Privat

Volles Risiko für ihren Traum

Die EPFL in Lausanne sei ihr als eine weltweit führende Institution in diesem Feld direkt ins Auge gestochen. «Ich war mir nicht sicher, ob es klappen würde, aber ich wollte es unbedingt versuchen.» Schliesslich setzte sie alles auf eine Karte: «Ich bewarb mich nur an der EPFL.» Und das Risiko zahlte sich aus: Sie wurde nicht nur angenommen, sondern erhielt auch das «Swiss Government Excellence Scholarship». «Für mich bedeutete das nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch die Möglichkeit, mich mit anderen Stipendiaten zu vernetzen.»

Die EPFL bestätigt auf Anfrage, dass in Ausnahmefällen besonders talentierte Studierende direkt ins Doktoratsprogramm aufgenommen werden können. Voraussetzung dafür ist ein vier- oder fünfjähriger Bachelorabschluss sowie die Bereitschaft, im ersten Jahr zusätzliche Anforderungen zu erfüllen.

Zurück in der Schweiz – und bei ihrem Ehemann

Mittlerweile arbeitet Skeja als Postdoktorandin an der Universität Uppsala in Schweden, wo ihr Hauptfokus auf der Forschung liege. Doch gerade ist sie im Rahmen eines Forschungsaufenthalts wieder für zwei Monate an der EPFL. «Ich liebe die Schweiz – und ausserdem lebt mein Ehemann hier. Er absolviert gerade seine Facharztausbildung am Inselspital in Bern.»

Auch deshalb würde sie sich gerne dauerhaft in der Schweiz niederlassen, doch in der akademischen Welt liessen sich Gelegenheiten oft schwer vorhersehen. «Für mich zählt vor allem, an bedeutender Forschung mitzuwirken – und mehr Frauen für die Mathematik zu begeistern.» Deshalb engagiere sie sich aktiv als Mentorin für Studierende ihrer ehemaligen Universität. Noch immer hafte der Mathematik das Stigma an, sie sei zu abstrakt und zu schwierig. «Dabei ist sie wunderschön und ein mächtiges Werkzeug, um die Welt besser zu verstehen.»

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