
Schon sehr junge Beautyfans wissen dank Tiktok, welche Wirkstoffe angesagt sind. Doch diese sind für ihre Haut gar nicht geeignet.
Getty ImagesAnti-Aging ab 11«Kinderhaut braucht noch kein Retinol»
Sehr junge Mädchen kaufen zunehmend teure Hautpflege mit aggressiven Wirkstoffen, die nicht für ihre Haut geeignet sind. Eine Dermatologin klärt über die Risiken auf.
Ob Retinol, Fruchtsäure, Vitamin C oder Hyaluron – wer sich damit auskennt, kann vielen Hautproblemen entgegenwirken und sie gezielt behandeln. Doch wie sieht es aus, wenn plötzlich schon Kinder beginnen, mit hochpotenten Inhaltsstoffen zu experimentieren, weil ihre Vorbilder es auf Tiktok vorleben? Die sogenannten Sephora Kids machen genau das. Dermatologin Dr. med. Sabine Kurzidem klärt über die Gefahren und Risiken auf.
Über die Expertin

Dr. med. Sabine Kurzidem ist Dermatologin und arbeitet bei Skinmed in Zürich.
Zu jung für Retinol
Was viral geht, wird verkauft – und das unabhängig davon, ob es für den eigenen Hauttyp oder das eigene Alter gemacht ist. Die angesagten Bronzing-Tropfen von der Kosmetik-Brand Drunk Elephant sollen laut Website etwa Hyperpigmentierungen und dunkle Flecken mildern, auch ein Serum mit Retinol trendet. Dr. Kurzidem sieht das kritisch: «Retinol ist ein super Inhaltsstoff, aber ganz klar auf Anti-Aging ausgelegt. Zehn- bis Zwölfjährige brauchen ihn noch nicht – und selbst Personen im richtigen Alter müssen mit der richtigen Dosierung aufpassen.» Das liegt laut der Dermatologin daran, dass Retinol die Haut schnell reizt. «Zudem macht es lichtsensibel. Wer am nächsten Tag nicht an den Sonnenschutz denkt, schadet seiner Haut mehr, als dass er ihr etwas Gutes tut. Gerade in einem so jungen Alter ist Retinol kein Produkt, das man braucht.»
Hautschutzbarriere in Gefahr
Auch Produkte mit AHA, einer Fruchtsäure, liegen hoch im Kurs, darunter eine Bodylotion der gehypten Brand Sol de Janeiro. «Auch hier gilt, den Wirkstoff zuerst sehr niedrig zu dosieren und sie langsam in die Routine einzuschleichen.» Wer sich nur auf einen Trend verlasse, ohne sich zu informieren, könne seine Haut überlasten. «AHA kann bei Akne sehr hilfreich sein und der Haut mehr Strahlkraft verleihen – doch es handelt sich um ein chemisches Peeling. Wer nicht mit derartigen Problemen kämpft und solche Produkte schon sehr jung verwendet, kann die Hautbarriere schädigen.»
Wann hast du mit einer Hautpflege-Routine begonnen?
Ausschläge im Gesicht drohen
«Hinzu kommt, dass alle, die häufig ihre Hautpflege-Routine ändern, ein erhöhtes Risiko eingehen, eine periorale Dermatitis zu bekommen», so Kurzidem. Dahinter verbirgt sich ein entzündlicher Hautausschlag im Gesicht – Hautprobleme, ausgelöst durch Hautpflege. Oft wird erst dann ein Besuch in einer Dermatologie-Praxis wirklich notwendig. Wichtig und sinnvoll, auch in sehr jungen Jahren, findet die Expertin nur Sonnenschutz: «Das ist das A und O und sollte in keinem Alter vernachlässigt werden.»
Der Einfluss der Influencer
Das Problem? Es scheint ganz so, dass weder Hautpflege-Expertinnen und -Experten noch geschultes Verkaufspersonal in Kosmetik-Geschäften mit dem Einfluss von Beauty-Influencern mithalten können. Wenn diese in ihren Videos ihre liebsten Produkte teilen und mehrere Millionen Views generieren, landet auch mal ein Retinol-Serum auf der Wunschliste. Und mit dem nötigen Kleingeld auch früher oder später im Gesicht.
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