
Für den Morgen gibt es Tagescreme, am Abend kommt die Nacht-Variante zum Einsatz, die Augenpartie bekommt auch noch eine Extra-Behandlung – muss das alles wirklich sein?
Instagram/sophiessDermatologin verrätTages-, Nacht- und Augencreme: Das brauchst du wirklich
Brauchst du wirklich eine spezielle Creme für den Abend, den Tag und dann auch noch die Augen – oder ist das alles nur Marketing? Eine Dermatologin klärt auf.
Hier lockt ein günstiges Angebot, da ein Slogan, der «weniger Falten in 14 Tagen» verspricht, und das alles ganz natürlich, ohne Botox oder Filler, nur durch Hautcremes. Aber halt: Greift man zur Tagescreme im Regal, steht daneben die Variante für die Nacht. Und dann wäre da auch noch die passende Augencreme. Ist nicht ohnehin alles das Gleiche, nur in verschiedenen Tiegeln? Wir haben bei Dermatologin Dr. Marianne Meli nachgefragt und verraten, was du wirklich brauchst.
Über die Expertin

Dr. med. Marianne Meli ist FMH Dermatologie und Venerologie sowie ärztliche Leitung der Zürcher Dermanence Kliniken.
Das ist der Unterschied zwischen Tages- und Nachtcreme
«Einerseits haben einige Tagescremes bereits einen UV-Filter eingebaut und schützen so gegen Sonneneinstrahlung», so Dr. Meli. «Zudem enthalten sie häufig Antioxidantien, die gegen schädliche Umwelteinflüsse schützen.» Beides sei in der Nacht nicht nötig. Auch in der Konsistenz unterschieden sich Tages- und Nachtcreme: «Varianten für den Tag sind viel leichter. Nachtcremes pflegen intensiver, daher glänzen wir durch sie aber auch mehr im Gesicht. Am Tag mögen das viele nicht so gern.»
Inhaltsstoffe für den Abend
Einige Inhaltsstoffe in Nachtcremes machen die Haut ausserdem empfindlich gegen die Sonne. Am Tag wären sie daher ein No-go. «Dazu gehören Vitamin-A-Derivate wie Retinol oder Retinal. Sie haben eine gute Anti-Aging-Wirkung, sollten aber nur in der Nachtpflege zum Einsatz kommen.» Andere Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Hyaluronsäure für mehr Feuchtigkeit können laut der Dermatologin morgens wie abends beliebig verwendet werden.
Wie pflegst du deine Haut?
Wieso braucht es Augencreme?
Auch hinter Augencreme steckt – insofern man Wert auf hochwertige Inhaltsstoffe legt – ein tieferer Sinn. «Die Lidhaut ist die dünnste Haut am Körper und dementsprechend empfindlicher auf viele Inhaltsstoffe. Eine gute Augencreme enthält daher nur eine nicht reizende Konzentration von ihnen.» Zudem greift auch hier die Sonderregel für Vitamin-A-Derivate: «Will man Wirkstoffe wie Retinol auch in der Augengegend einsetzen, sollten diese ebenfalls nur am Abend angewendet werden. Für den Tag bräuchte man dann noch eine zweite Pflege. Wer darauf verzichten kann, kommt mit nur einer Creme aus.»

In Augencreme stecken weniger hoch dosierte Inhaltsstoffe, um die empfindliche Haut nicht zu reizen.
Instagram/kylieskinWorauf sollte man bei Cremes achten?
Die unrealistischen Werbeversprechen vieler Anbieter kennt die Expertin und warnt: «Wenn eine Creme verspricht, Falten in 30 Tagen zu beseitigen, sollte man einen Bogen um sie machen. Bis man nur durch Cremes ein Resultat sehen kann, vergehen immer ein paar Monate – und bestehende Falten komplett beseitigen kann kein Produkt auf dem Markt.» Bei starken Inhaltsstoffen könne sogar das Gegenteil der Fall sein: Die Haut verschlechtert sich zu Beginn der Nutzung, erst danach setzt eine Verbesserung ein.
Gut erforschte Wirkstoffe
Viele Wirkstoffe haben mittlerweile eine gute wissenschaftliche Grundlage. Dr. Meli nennt als Beispiele Vitamin A, Glykolsäure, Fruchtsäure und Vitamin C. «Genauso gibt es aber Wirkstoffe, die noch nicht gut untersucht sind und bei denen nicht klar ist, ob sie überhaupt einen Effekt auf die Haut haben. Und natürlich zahlt man bei einigen Linien mehrheitlich für das teure Brand-Image, nicht unbedingt für hochwertige Inhaltsstoffe.»
Wer auf der Suche nach einer neuen Pflegelinie ist, dem empfiehlt die Expertin daher eine fachmännische Beratung etwa in einer Kosmetik- oder Dermatologie-Praxis, bei der genau auf den Hauttyp und die jeweiligen Wünsche des Patienten oder der Patientin eingegangen wird. «Als Laie ist das riesige Angebot schwer zu überblicken.»
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