Ständerat winkt abAnti-Rassismus-Strafnorm: Soll Frauenhass strafbar werden?
Eine breite Frauenallianz will die Strafnorm erweitern, um Sexismus und Gewaltaufrufe gegen Frauen zu verbieten. Doch der Ständerat tritt auf die Bremse. Während Befürworter eine dringende Gesetzeslücke sehen, halten Gegner die Änderung für «unnötig».
Darum gehts
Eine Frauenallianz fordert, die Anti-Rassismus-Strafnorm um den Zusatz «Geschlecht» zu erweitern.
Die Rechtskommission des Ständerats lehnt die Erweiterung ab und sieht keine Notwendigkeit.
Befürworter sehen eine Gesetzeslücke bei Sexismus und Frauenhass.
Gegner argumentieren, dass die aktuelle Gesetzgebung ausreichend ist.
Öffentlich zu Hass oder Gewalt gegen Frauen aufzurufen, soll künftig strafrechtlich verboten werden. Das fordert eine breite Frauenallianz, bestehend unter anderem aus Kathrin Bertschy (GLP), Lilian Studer (Mitte), Sibel Arslan (Grünen) und Jacqueline de Quattro (FDP).
Bereits heute ist der Aufruf zu Hass oder Gewalt aufgrund der Rasse, Ethnie, Religion und der sexuellen Orientierung verboten. Nun soll die Anti-Rassismus-Strafnorm im Strafgesetzbuch um den Zusatz «Geschlecht» ergänzt werden.

Die Rechtskommission des Ständerats findet eine Ausweitung der Anti-Rassismus-Strafnorm «keine Lösung». (Symbolbild)
20min/Matthias SpicherDiese Erweiterung geht den meisten Ständeräten in der Rechtskommission jedoch zu weit. Eine Ausweitung dieser Strafnorm sei «keine Lösung» und könnte das Justizsystem zusätzlich belasten, warnte die Kommission.
Min Li Marti (SP): «Diskriminierung aufgrund des Geschlechts nimmt zu»
Eine der Initiantinnen ist SP-Nationalrätin Min Li Marti. Sie betont: Im Gegensatz zu Rassismus, Antisemitismus oder Homophobie seien Sexismus, Frauenhass, aber auch Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität etwa gegen trans Personen nicht strafbar. «Das ist unseres Erachtens stossend», so Marti.

SP-Nationalrätin Min Li Marti betont, dass in den letzten Jahren die Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität zugenommen habe. (Archivbild)
20min/Matthias SpicherDen Anstoss zur Initiative gab ein Vorfall im Jahr 2019, als Fans des FC Schaffhausen in Winterthur ein frauenfeindliches Banner präsentierten. Trotz grosser Empörung wurden die Fans von der Zürcher Justiz freigesprochen – das Plakat sei moralisch verwerflich gewesen, habe jedoch nicht zu Gewalt aufgerufen.
«In den letzten Jahren haben die Diskriminierungen aufgrund der Geschlechtsidentität zugenommen», meint aber Marti. Es gebe bereits gezielte Aufrufe gegen Frauen von beispielsweise Incels und gar «Amokläufe» gegen Frauen. Aufgrund der bestehenden Gesetzeslücke blieben diese ohne Konsequenzen, so die SP-Politikerin.
Nina Fehr Düsel (SVP): «Jetzige Regelung decken genügend ab»
Kritik an der Initiative kommt unter anderem von der SVP. Kürzlich musste Nationalrat Andreas Glarner wegen eines islamkritischen Tweets vor der Immunitätskommission antraben. Er habe gegen die Anti-Rassismus-Strafnorm verstossen, befand die Kommission und reichte gegen ihn Anzeige ein. Für Glarner sei die Anzeige ein Versuch, ihn «mundtot zu machen», sagte er gegenüber 20 Minuten.

Andreas Glarner sagt gegenüber 20 Minuten, dass die Anzeige wegen eines islamkritischen Tweets ein Versuch sei, ihn «mundtot zu machen».
20min/Stefan Lanz«Ich denke nicht, dass es durch eine solche Norm einen generellen Maulkorb für die öffentliche Meinung gibt», meint jedoch die SVP-Politikerin und Juristin Nina Fehr Düsel. Trotzdem sei in diesem Fall die Meinungsfreiheit wichtiger. Eine Erweiterung der Anti-Rassismus-Strafnorm sei deshalb «unnötig», so Fehr Düsel.

SVP-Politikerin Nina Fehr Düsel findet, die jetzige Regelung genügten, um Hass gegen Frauen zu bekämpfen. (Archivbild)
Tamedia AG«Auch wenn ich Sympathien für das Anliegen habe, finde ich, dass die jetzige Regelung genügt, um Hass gegen Frauen zu bekämpfen.» Betroffene könnten sich schon heute auf die Strafnorm berufen, da diese Hass aufgrund sexueller Orientierung einschliesse, so die SVP-Politikerin weiter.
Wie stehst du zur Erweiterung der Anti-Rassismus-Strafnorm um den Zusatz «Geschlecht»?
Am 16. Dezember wird der Ständerat in der Wintersession über die Änderung des Strafgesetzbuchs debattieren – kampflos wird die Frauenallianz wohl nicht aufgeben.
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