Plötzlich darf man nur noch mit Schutzanzug rein

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BaselPlötzlich darf man nur noch mit Schutzanzug rein

Wegen gefährlicher Chemikalien dürfen 15 Gebäude auf dem ehemaligen Chemieareal Klybeck nur noch mit Schutzanzügen betreten werden. In den Gebäuden fanden zum Teil bereits öffentliche Events statt.

Die Swiss Life, welcher das ehemalige BASF-Areal gehört, schränkt den Zugang zu 15 Gebäuden ein. Das Klybeckareal, auf dem künftig gewohnt werden soll, ist mit Altlasten der Chemie belastet.
Ohne Atemschutz, teils Schutzanzügen und Schutzbrillen dürfen diese nicht mehr betreten werden.
In elf Gebäuden gilt demnach die Zutrittsbeschränkung für das ganze Gebäude und in vier für Teilbereiche.
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Die Swiss Life, welcher das ehemalige BASF-Areal gehört, schränkt den Zugang zu 15 Gebäuden ein. Das Klybeckareal, auf dem künftig gewohnt werden soll, ist mit Altlasten der Chemie belastet.

20min/Jeanne Dutoit

Darum gehts

  • Die Swiss Life hat aus Gesundheitsschutzgründen den Zutritt zu 15 Gebäuden auf dem ehemaligen Basler Chemieareal Klybeck eingeschränkt.

  • Ohne Atemschutz sowie teils Schutzausrüstung dürfen die Gebäude nicht mehr betreten werden, obwohl dort zuvor Veranstaltungen stattfanden.

  • Aufgrund der kurzen Anwesenheit und der zahlreichen Berichte sowie Untersuchungen habe für Teilnehmende dieser Veranstaltungen keine Gefährdung bestanden, erklärt Swiss Life.

Die Swiss Life hat den Zutritt zu 15 Gebäuden auf dem ehemaligen Basler Chemieareal Klybeck aus Gründen des Gesundheitsschutzes eingeschränkt. Dies teilen die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) am Mittwoch in einer Mitteilung mit. In elf Gebäuden gilt demnach die Zutrittsbeschränkung für das ganze Gebäude und in vier für Teilbereiche. Dies geht aus dem bisher unveröffentlichten Plan «Gesundheitsschutz/Maskenpflicht Klybeq» der Firma Ecosense, Stand 26. September 2023, hervor, der den AefU vorliegt.

Nun dürfen die Gebäude ohne Atemschutz sowie teils Schutzanzügen und Schutzbrillen nicht mehr betreten werden. Dabei fanden aber vor kurzem noch Veranstaltungen und Führungen statt. Künftig soll dort auch Wohnraum entstehen.

Festivals und nun Atemschutz

Im Juni 2021 führte Klybeckplus im Bau K-26 vier Beteiligungsveranstaltungen zur Arealentwicklung durch. Im September 2021 wurde zum Festival «ZeitRäume Basel – Biennale für neue Musik und Architektur» das K-26 erstmals für ein grösseres Publikum geöffnet, wie es auch in der Einladung von Schweiz Tourismus hiess. Nun darf das K-26 gemäss den Unterlagen der Swiss Life nur mit einer Schutzmaske betreten werden, welche die giftigen und krebserregenden Partikel rausfiltert (FFP3).

Einige Mitarbeiter bezeichneten die stillgelegte Pigment- und Azofabrik Bau K-90 als Giftlokal. Dort stellte Ciba unter anderem aus dem Blasenkrebsauslöser Benzidin das Pigment «Cromophtal Rot 2RF» her. 2017 hatten die AefU bereits vor dem Bau gewarnt: «Es ist ungeklärt, wie stark die Hallenböden und Mauern über die Jahrzehnte den Chemikalien von aus- und überlaufenden Produktionskesseln, kleinen Bränden, Dämpfen, Explosionen und Verpuffungen ausgesetzt waren. Die Giftstoffe können sich regelrecht in die Bausubstanz eingefressen haben.»

Basel-Greenpeace-Aktivisten fordern in einer Protestaktion vom 11. Februar 2021, dass die chemischen Altlasten auf dem Klybeckareal in Basel untersucht werden.

Basel-Greenpeace-Aktivisten fordern in einer Protestaktion vom 11. Februar 2021, dass die chemischen Altlasten auf dem Klybeckareal in Basel untersucht werden.

Greenpeace/Daniel Drognitz

Unklar ist, was für Substanzen aus dem verschmutzten Untergrund z. B. via Leitungen und Abwasserrohre eindringen. Dennoch wurden Ausstellungen, Fotoshootings und Führungen im K-90 durchgeführt, so auch 2017 mit Journalistinnen und Journalisten, die einen Rundgang durch das Klybeckareal dokumentierten. 2022 fanden Besichtigungen durch den Verein «Open House Basel» statt. Nun darf der Bau K-90 nur noch mit Aktivkohle-Atemschutz (P3), Schutzanzug und Schutzbrille betreten werden.

Das sagt die Swiss Life

Der Zugang zu verschiedenen Gebäuden sei seit mehr als einem Jahr nur mit Schutzausrüstung erlaubt, erklärt die Medienstelle der Swiss Life gegenüber 20 Minuten. Auch hatte nur ein eingeschränkter Kreis von Personen Zutritt zum Gebäude. Im Zusammenhang mit den laufenden Arbeiten werden kontinuierlich neue Berichte erstellt und deren Erkenntnisse in die Planung integriert.

In einzelnen Teilen der Liegenschaften kam es in der Vergangenheit zu kurzzeitigen und räumlich begrenzten Veranstaltungen. «Aufgrund der kurzen Aufenthaltszeit und der zahlreichen Berichte sowie zusätzlichen Untersuchungen, die Swiss Life aus den letzten Jahren vorliegen, hat für Teilnehmende dieser Veranstaltungen keine Gefährdung bestanden.» Gleiches gelte auch für die laufenden Arbeiten an den Gebäuden, die von spezialisierten Unternehmen mit entsprechenden Schutzkonzepten ausgeführt wurden und würden.

Schützen sich Arbeiter nicht ausreichend?

Die AefU befürworten zwar die Zutrittsbeschränkungen zu den Bauten im Klybeck, hätten es allerdings begrüsst, wenn die Gebäude auf Schadstoffe untersucht worden wären, bevor sie für das Publikum geöffnet wurden. Ausserdem fordern sie die Offenlegung aller Ergebnisse der Bau-Untersuchungen im Klybeck.

Auch bohren seit April Arbeiter auf dem Chemiegelände. Am 15. Mai 2024 wurde durch die AefU festgestellt, dass sie ohne Schutz vor möglicherweise gefährlichen Gasen und Stäuben arbeiteten. Unklar ist, welche Schadstoffe dabei freigesetzt werden könnten. Die AefU fordern die Basler Gesundheitsbehörden auf, zum Schutz der Arbeiter zu intervenieren.

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