Betroffene sprechenCrack-Szene Luzern: «Wir betteln, um zu konsumieren»
Im Kanton Luzern hat der Crack-Konsum stark zugenommen. Sascha und Barbara konsumieren bereits ihr halbes Leben und erzählen von der Drogenszene.
Darum gehts
Der Crack-Konsum hat in Luzern in den vergangenen Jahren extrem zugenommen.
Die Gassenküche soll nun länger aufbleiben, hat der Kanton entschieden.
Ein Paar berichtet von seinem täglichen Kampf mit der Sucht und dem schwierigen Leben auf der Strasse.
Trotz der Gemeinschaft unter den Konsumentinnen und Konsumenten gibt es aufgrund von Schulden und Geldmangel häufig Streitigkeiten.
Der Kanton Luzern hat kürzlich beschlossen, wegen der extremen Zunahme des Crack-Konsums die Öffnungszeiten der Gassenküche zu verlängern. Ein Besuch vor Ort zeigt, wie viel konsumiert wird. Barbara und Sascha erzählen von ihrer Sucht.
Nach nicht einmal 20 Minuten vor Ort rauchen zwei Männer Crack. Ein Konsument läuft von der Bushaltestelle wieder zur Gassenküche, um dort noch mehr zu kaufen. Doch der Deal wird von der Polizei unterbrochen und der Käufer wird mitgenommen. Er müsse seine Busse im Gefängnis absitzen, erzählt Barbara später.
Dann taucht ein Mann auf einem Fahrrad auf. Er drückt einem anderen etwas in die Hand. Die Vermutung, dass er ein Verkäufer ist, bestätigt sich, als ein weiterer Mann mit Geld in der Hand ankommt und ihn anfleht, ihm etwas zu verkaufen.
Zweimal Heroin und einmal Crack
Die 51-jährige Barbara und ihr 53-jähriger Mann Sascha haben sich vor 17 Jahren in Zürich an der Langstrasse kennen gelernt – durch Drogen. Wie sie erzählen, wird Luzern in der Schweiz «Crack-City» genannt.
Sie sagt: «Ich konsumiere nur gelegentlich.» Sie rauchen jedoch beide zweimal Heroin und einmal Crack während des Gesprächs. Die beiden leben schon seit einigen Jahren in Luzern. Dass nun die Öffnungszeiten der Gassenküche verlängert werden, finden sie toll. Barbara sagt: «Wir brauchen einen Ort, an dem wir uns ausruhen können.»

Das Crack wird mithilfe einer Pfeife geraucht.
Gassenarbeit LuzernDenn in der Notschlafstelle werde man nach zwei Monaten Aufenthalt für einen Monat gesperrt. «Dann müssen wir auch im kältesten Winter draussen schlafen», erzählt sie, «ausser der Küche gibt es keinen Ort für uns.»
Bist du besorgt über den Drogenkonsum in deiner Umgebung?
Auf die Frage, wie sie sich den Konsum leisten könnten, sagt Barbara: «Wir mischeln.» Damit meint sie betteln. Ausserdem sei sie IV-Bezügerin und habe dadurch bald die Möglichkeit, wieder in eine Wohnung zu ziehen.
Keine Kraft, aus der Obdachlosigkeit zu kommen
Der Dauerstress sei sehr belastend für die beiden. «Wenn man von morgens früh bis spät abends nicht weiss, wo man hin kann, ist das extrem anstrengend», sagt Sascha. Seit vergangenem November leben sie zum ersten Mal in ihrem Leben auf der Strasse. «Man braucht Kraft und Stärke, um das zu ändern, und das haben wir schlichtweg nicht», sagt Sascha.
Streit unter den Süchtigen
Barbara erzählt weiter: «Die Sicherheit hat extrem abgenommen.» Selbst wenn sich die Konsumentinnen und Konsumenten untereinander kennen würden, komme es immer wieder zu schweren Auseinandersetzungen. «Die Leute brauchen Geld oder schulden Geld, dann kommt es zu Streit», sagt Sascha.
Die beiden hätten noch die Zeiten des Platzspitzes miterlebt. Barbara sagt: «Luzern wird mit der Kriminalität und dem Konsum langsam schlimmer als Zürich.»
Die Zunahme des Crack-Konsums erklärt sich Sascha folgendermassen: «Crack zu konsumieren ist einfach, für die kleinste Ration bezahlt man zehn Franken und hat ein ziemlich krasses High.» Das mache die Droge sehr verlockend. Barbara ergänzt: «Die meisten hören auch erst auf, wenn sie kein Geld mehr haben.»

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