Wegen ÜberbuchungenSo viel bieten dir Fluggesellschaften, wenn du umbuchst
Um leere Plätze zu vermeiden, überbuchen viele Fluggesellschaften ihre Flugzeuge. Doch was, wenn alle Passagiere auftauchen?
Darum gehts
Viele Fluggesellschaften bieten für Umbuchungen am Gate hohe Entschädigungen an. Dies, weil sie Plätze überbuchen.
Kürzlich ging ein Tiktok-Video viral, das zeigt, wie die US-Fluggesellschaft Delta mittels einer Auktion versucht, Passagiere zu einer Umbuchung oder Stornierung zu bewegen – geboten werden bis zu 1300 Dollar.
Es gibt auch Schweizer Fluggesellschaften, die Passagiere für eine Umbuchung entschädigen.
Die Sommerferien sind da – und damit der Andrang von Urlauberinnen und Urlaubern, die in den Süden fliegen wollen. Viele Fluggesellschaften überbuchen jedoch Sitzplätze, um beim Nicht-Auftauchen von Passagieren finanzielle Verluste zu vermeiden. Das kann zu schwierigen Situationen führen, wenn wider Erwarten alle Gäste am Gate stehen.
Wie ein Tiktok-Video der Userin «Simonealdredge» zeigt, werden Passagiere in solchen Fällen oftmals durch das Angebot von hohen Summen dazu bewegt, ihren Flug zu stornieren oder umzubuchen. Ein Vertreter der amerikanischen Fluggesellschaft Delta bietet Gästen dabei bis zu 1300 Dollar an. Im Video ist zu hören, dass für die Aufgabe des Flugs von New York nach Columbus, Ohio regelrecht gefeilscht wird: «Das ist viel Geld, meine Damen und Herren, können Sie das einfach so ausschlagen?», ist zu hören.
Auch in der Schweiz überbuchen Fluggesellschaften Plätze, darunter Edelweiss und Swiss. Dies bestätigte kürzlich der Swiss-CEO Dieter Vranckx in einem Talk mit 20 Minuten. Laut Edelweiss-Sprecher Andreas Meier geschieht dies bei Flügen, die eine historisch überdurchschnittliche «No-Show-Rate» aufweisen. Damit seien Passagiere gemeint, welche trotz getätigter Buchung und ohne Ankündigung den Flug nicht antreten. «Die Auswahl dieser Strecken wird kontinuierlich überprüft und dynamisch angepasst.»
Swiss verfährt ähnlich: «Das zielgerichtete Überbuchen von Flügen basiert auf Statistiken und kommt nicht bei jedem Flug zur Anwendung», sagt Sprecher Michael Pelzer. «Andernfalls würden vermehrt Plätze leer bleiben, was weder wirtschaftlich noch für die Umwelt sinnvoll wäre.» Zudem sei es möglich, Kundinnen und Kunden attraktivere Preise anzubieten, wenn die Flugzeuge möglichst gut ausgelastet seien.
Helvetic Airways und CH-Air bieten hingegen nicht mehr Flugtickets an, als dass es die Flugkapazität zulässt. Der Grund laut CH-Air: «Zum Wohl unserer Passagiere.»
Was, wenn alle Passagiere auftauchen?
Dass alle Passagiere eines überbuchten Fluges auch tatsächlich antreten, komme jedoch selten vor. Bei Swiss sei 2022 eine Person von 5000 betroffen gewesen. Bei Edelweiss hätten 2019 von fast drei Millionen Gästen einige Dutzend Passagiere nicht befördert werden können.
«Die grosse Mehrheit dieser betroffenen Gäste hat sich freiwillig für eine Kompensation und eine alternative Fluglösung entschieden», sagt Edelweiss-Sprecher Andreas Meier. Die Entschädigung sei abhängig von der Länge des Fluges. Bei Flugstrecken bis zu 1500 Kilometern gebe es 250 Euro, bei Strecken zwischen 1500 und 3500 Kilometern 400 Euro, und bei über 3500 Kilometern 600 Euro. «Der Betrag wird auf eine Cash-Card geladen und kann anschliessend an einem Bancomaten bezogen werden.»
Kunden mit Vielfliegerstatus ausgenommen
Auch Swiss suche zunächst nach Freiwilligen: «Diese erhalten eine Kompensationszahlung und werden auf ein späteres, von ihnen gewünschtes Reisedatum umgebucht», so Sprecher Michael Pelzer. Wenn niemand dieses Angebot annehmen möchte, erfolge die Auswahl grundsätzlich nach der Reihenfolge des Check-ins. «Nicht betroffen sind dabei Kundinnen und Kunden mit Vielfliegerstatus und Passagiere mit speziellen Bedürfnissen wie zum Beispiel alleinreisende Kinder – diese geniessen einen besonderen Schutz.»
Die Kompensation belaufe sich auf 125 bis 600 Euro, abhängig von der Distanz der Flugstrecke sowie der Ankunftsverspätung an der gebuchten Destination mit dem nächstmöglichen Flug. «Zusätzlich übernehmen wir auch allfällig entstehende Kosten für eine Hotelübernachtung und Verpflegung», so Pelzer. Bei der angebotenen Kompensation gebe es grundsätzlich keinen Spielraum. Mit einer Ausnahme: «Unsere Mitarbeitenden haben die Möglichkeit, unseren Gästen in besonderen Situationen nach eigenem Ermessen auch darüber hinaus entgegenzukommen.» Ausgezahlt werde die Kompensation mit einer Prepaid-Kreditkarte. «Die Karte wird mit dem Betrag in Euro aufgeladen – das Bezahlen und Abheben von Bargeld funktioniert dann automatisch in der Lokalwährung.»
Würdest du bei einer Überbuchung auf deinen Flug verzichten?