Lugano: Ab Montag lädt die Schweiz zur «Wiederaufbau-Konferenz» für die Ukraine 

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LuganoAb Montag lädt die Schweiz zur «Wiederaufbau-Konferenz» für die Ukraine

Aus 37 Ländern reisen Delegationen nach Lugano. Der Bundesrat hat die Konferenz als ausserordentliches Ereignis eingestuft. Selenski selbst wird jedoch nur virtuell teilnehmen. 

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski wird digital zur «Ukraine Recovery Conference» in Lugano zugeschaltet werden – wie abgebildet an einer Friedensdemonstration am 19. März in Bern.
Ursprünglich sollte Selenski nach Lugano reisen und an der Seite von Bundespräsident Ignazio Cassis den Vorsitz der Konferenz übernehmen.
Durch den Krieg hat sich die Thematik der Konferenz geändert. Statt der Korruption in der Ukraine hat sie nun die Planung eines Wiederaufbaus nach dem Krieg zum Inhalt.  
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Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski wird digital zur «Ukraine Recovery Conference» in Lugano zugeschaltet werden – wie abgebildet an einer Friedensdemonstration am 19. März in Bern.

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Darum gehts

«Lugano wird eine der ersten, wenn nicht sogar die erste Plattform sein, auf der über den Wiederaufbau der Ukraine, konkrete Schritte und einen Plan diskutiert wird», sagt der ukrainische Botschafter in der Schweiz, Artem Rybtschenko.

Am Montag beginnt die zweitägige «Ukraine Recovery Conference» unter strengen Sicherheitsvorkehrungen: 1600 Soldaten sollen zur Unterstützung der Polizeikräfte vor Ort nach Lugano entsandt werden, zudem gelten Einschränkungen im Luftraum.

Korruptions-Thematik weicht dem Wiederaufbau

Die Planungen für einen Ukraine-Gipfel waren schon vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs angelaufen. Ursprünglich sollten bei dem Treffen Reformen und der Kampf gegen die Korruption in der Ukraine erörtert worden. Die Ukraine wird von Transparency International seit langem als eines der korruptesten Länder der Welt eingestuft. In Europa stehen nur Russland und Aserbaidschan noch schlechter da.

Doch der russische Einmarsch hat die Tagesordnung verändert: Nun gibt die Konferenz der Regierung in Kiew die Möglichkeit, ihren Wiederaufbauplan vorzustellen und mit ihren Verbündeten darüber zu diskutieren, wie die gewaltigen Herausforderungen am besten bewältigt werden können. Zum Abschluss der Konferenz soll eine gemeinsamen Erklärung beschlossen werden.

Selenski wird digital zugeschaltet

Ursprünglich sollte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski nach Lugano reisen und an der Seite von Bundespräsident Ignazio Cassis den Vorsitz der Konferenz übernehmen. Wegen des Kriegs in der Ukraine wird Selenski aber nur virtuell an den Beratungen teilnehmen. Er wird in Lugano von Regierungschef Denys Schmyhal vertreten, der unter anderem von Aussenminister Dmytro Kuleba und weiteren Ministern sowie mehreren Abgeordneten begleitet wird.

Zu der Konferenz werden ausserdem hochrangige Delegationen aus 37 weiteren Ländern, Vertreter von 14 internationalen Organisationen sowie Hunderte Wirtschaftsvertreter und Repräsentanten der Zivilgesellschaft erwartet. Unter anderem haben EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und die Ministerpräsidenten Polens, Tschechiens und Litauens ihre Teilnahme zugesagt.

Marshall-Plan für die Ukraine

Bei der Konferenz soll eine Strategie entworfen werden, die sich am Marshall-Plan orientiert, der nach dem Zweiten Weltkrieg zum Wiederaufbau Europas beigetragen hat. Der Wiederaufbau der Ukraine, die bereits vier Monate nach Kriegsbeginn verheerende Zerstörungen erlitten hat, wird voraussichtlich Hunderte Milliarden Euro kosten.

Der Schweizer Konferenz-Beauftragte Simon Pidoux betonte jedoch, der Wiederaufbau der Ukraine werde sich «über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinziehen». Selenski will die Konferenz dazu nutzen, seine Vision für einen «intelligenten Aufschwung» der Ukraine vorzustellen sowie seine Pläne, das Land in eine vollständig digitale Demokratie umzuwandeln.

(afp/fis)

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