Schweiz: Zunahme von Kriminaltouristen in mehreren Kantonen

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Diebstähle nehmen zuMehr Kriminaltouristen: «Reiche Schweiz ist attraktiv»

Die Schweiz verzeichnet einen Anstieg bei den Straftaten. Auffallend: Die Anzahl der Delikte begangen von Kurzaufenthaltern ist beachtlich, vor allem bei den Diebstählen.

Verschiedene Kantone verzeichnen einen Anstieg bei den Vermögensdelikten begangen durch sogenannte «Kriminaltouristen». (Symbolbild)
Der Zürcher Sicherheitsdirektor Mario Fehr fordert eine glaubwürdige Asylpolitik. «Diese beinhaltet eine rasche Integration von Personen, die hier bleiben dürfen, und eine ebenso konsequente Rückführung.»
Schweizweit sprach man in den vergangenen Monaten vermehrt von sogenannten «Fällelern», also Autoeinschleichdieben. (Symbolbild)
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Verschiedene Kantone verzeichnen einen Anstieg bei den Vermögensdelikten begangen durch sogenannte «Kriminaltouristen». (Symbolbild)

20min/Taddeo Cerletti

Darum gehts

  • Die Schweiz verzeichnete im Jahr 2023 einen Anstieg der Straftaten um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

  • Laut dem Bundesamt für Statistik gehören 17,9 Prozent der Beschuldigten zur nicht ständigen Wohnbevölkerung, darunter Kriminaltouristen.

  • Gewaltexperte Dirk Baier erklärt den Anstieg ausländischer Beschuldigter mit der erhöhten internationalen Mobilität nach der Corona-Pandemie.

Mehr als eine halbe Million Straftaten: Die Zahl der Delikte hat 2023 in der Schweiz im Vorjahresvergleich um 14 Prozent zugenommen. Bei den beschuldigten Personen ist die Zahl der Minderjährigen um 4,2 Prozent, die der 18- bis 24-Jährigen um 3,7 Prozent und die der Erwachsenen um 4,5 Prozent gestiegen. Bei den Erwachsenen entspricht dies dem höchsten Wert seit 2009.

Rund 44 Prozent aller beschuldigten Personen sind laut der neuesten Erhebung des Bundesamts für Statistik (BFS) Schweizer Staatsangehörige, 31,2 Prozent gehören zur ständigen ausländischen Wohnbevölkerung, 6,6 Prozent zur Asylbevölkerung und 17,9 Prozent zählen zur Gruppe der übrigen Ausländerinnen und Ausländer, also Kurzaufenthalter, Grenzgänger, Touristen, Expats oder abgewiesene Asylsuchende.

Laut Gewaltexperte Dirk Baier kommen seit dem Ende der Corona-Pandemie wieder mehr Menschen in die Schweiz, um hier Diebstähle zu begehen.

Laut Gewaltexperte Dirk Baier kommen seit dem Ende der Corona-Pandemie wieder mehr Menschen in die Schweiz, um hier Diebstähle zu begehen.

20 Minuten

«Schweiz aufgrund des Reichtums attraktiv»

Die hohe Anzahl ausländischer Beschuldigter erklärt der Gewaltexperte Dirk Baier mit der erhöhten internationalen Mobilität nach der Corona-Pandemie. Seit man wieder reisen könne, kämen wieder mehr Menschen in die Schweiz, um hier Diebstähle zu begehen. «Die Schweiz ist attraktiv aufgrund des Reichtums hier.» Zum Teil seien die Menschen noch zu unaufmerksam, beispielsweise was das Abschliessen von Fahrzeugen oder Wohnungen anbelange, sodass Diebstähle recht einfach auszuführen seien.

«Seit man wieder reisen kann, kommen wieder mehr Menschen in die Schweiz, um hier Diebstähle zu begehen.»

Gewaltexperte Dirk Baier

Obwohl die Anzahl der ausländischen Beschuldigten gestiegen ist, betont Baier: «Rund 95 von 100 Asylsuchenden kommen nicht mit dem Gesetz in Konflikt. Wir reden über eine kleine Gruppe, die vor allem mit Diebstählen aktiv ist.» Welche konkreten Personengruppen schweizweit die Gruppe der beschuldigten Asylbevölkerung und der beschuldigten nicht-ständigen Wohnbevölkerung bildeten, lasse sich aufgrund fehlender Daten nicht im Detail sagen.

Mehr Kriminaltouristen in Zürich

Im Kanton Zürich habe die Kriminalität im Bereich der Asylbevölkerung und der sogenannten «Kriminaltouristen» stark zugenommen, sagte Sicherheitsdirektor Mario Fehr am Montag in einer Pressekonferenz. Vor allem Eigentumsdelikte wie Laden- oder Taschendiebstahl, Diebstahl aus Fahrzeugen oder Einbruchsdelikte müssten dieser Tätergruppe zugerechnet werden, heisst es in einer Medienmitteilung.

Bist du schon einmal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen?

Besonders auffallend seien, so Fehr, algerische Staatsangehörige mit einer Kriminalitätsrate von 91 Prozent. Er betont: «Es handelt sich dabei fast ausschliesslich um abgewiesene Asylsuchende.» Auf Platz zwei stünden rumänische Staatsangehörige, die speziell mit serienmässigem Einbruchdiebstahl auffielen, gefolgt von Marokkanerinnen und Marokkanern.

Im Kanton Bern ist gemäss der Kriminalstatistik bei Diebstählen und Einbrüchen der Anteil an Beschuldigten aus Maghreb-Staaten hoch.

Fehlender Datenaustausch unter den Kantonen

Der deutlichste Anstieg bei den Vermögensdelikten ist bei den Diebstählen ab und aus Fahrzeugen zu verzeichnen (plus 71 Prozent). «Obwohl es sich dabei um Bagatelldelikte handelt, verursachen sie bei den Polizeikorps einen grossen Aufwand», sagt Mark Burkhard, Präsident der Konferenz der kantonalen Polizeikommandantinnen und -kommandanten (KKPKS). Wegen des fehlenden Datenaustauschs unter den kantonalen und kommunalen Polizeikorps sei es schwierig, Serien rechtzeitig zu erkennen und entsprechend zu verfolgen. «Kriminelle bewegen sich über Kantons- und Landesgrenzen hinweg. Wenn wir wissen, dass eine festgenommene Person bereits in einem anderen Kanton einen Diebstahl oder ein Delikt begangen hat, wirkt sich das entsprechend auf die Aufarbeitung durch die Staatsanwaltschaften und Gerichte und schliesslich auf die Gesamtstrafe aus», so Burkhard weiter. Für die Bekämpfung der seriellen Kriminalität seien deshalb nationale Datenbanken unerlässlich.

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Polizei nach Kanton

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche

Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein

Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Beratungsstellen für gewaltausübende Personen

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