Tattoos mit KI generieren: Das sind Vorteile und Risiken

Publiziert

Verrückte IdeenHeikel oder hilfreich? KI designt jetzt dein nächstes Tattoo

Auf der Suche nach deinem neuesten Tattoo-Motiv musst du jetzt nicht mehr beim nächsten Studio anklopfen. Die KI erledigt den gleichen Job – oder? Wir haben nachgefragt.

Kommen deine Tattoos aus der Feder des Tattoo Artists, einer Vorlage aus dem Internet – oder wurden sie von einer KI generiert?

Kommen deine Tattoos aus der Feder des Tattoo Artists, einer Vorlage aus dem Internet – oder wurden sie von einer KI generiert?

Getty Images/iStockphoto

Ein neues Motiv für das nächste Tattoo muss her. Es soll individuell auf deine Wünsche abgestimmt sein, deinem Stil entsprechen und ein Einzelstück werden. Für solche Aufträge hast du bisher den Weg ins Studio deines Vertrauens auf dich genommen und mit einem Tätowierer oder einer Tätowiererin gesprochen. Ink AI, eine künstliche Intelligenz, die innerhalb von Minuten Motive generiert, geht einen anderen Weg.

Das Unternehmen gehört zur Tattoostudiokette Inklabs mit vier Studios in Deutschland – doch von der Idee dahinter sind nicht alle Mitglieder der Szene begeistert. Wir haben mit Nico Möller, Marketingchef bei Inklabs, über die Chancen und Kritikpunkte des Programms gesprochen. Agata Haindl, Inhaberin und Tattoo Artist beim Zürcher Tattoo-Studio Absolut Art, teilt ihre Ansicht zur Entwicklung.

Wie viele Tattoos hast du?

Die Chancen einer Tattoo-AI

«Die meisten Personen bekommen ihre Tattoo-Inspiration auf die gleiche Art», berichtet Möller. «Sie googeln oder suchen bei Pinterest.» So seien viele Kunden und Kundinnen mit ähnlichen Vorlagen aufgetaucht. «Selbst, wenn ein Künstler oder eine Künstlerin dann noch den eigenen Stil einfliessen lässt – die Möglichkeiten sind irgendwann erschöpft.» Die von seinem Team entwickelte KI sei hingegen eine Möglichkeit, Gedanken und Ideen in Bilder zu verwandeln.

Haindl stimmt zu – zumindest teilweise: «Zur Ideenfindung für Kunden und Kundinnen kann KI sicherlich hilfreich sein. Ein guter Tattoo Artist versteht aber im Gespräch, was gewünscht ist, und kann es in einer Zeichnung umsetzen. Er braucht dazu keine Unterstützung durch künstliche Intelligenz.»

Erst der Anfang des Prozesses

Laut Möller leidet die Kreativität des Künstlers oder der Künstlerin durch die Unterstützung keinesfalls. «Der Prozess endet nicht, nachdem unser Programm Vorschläge generiert hat, er beginnt erst.» Vor dem eigentlichen Tattoo-Termin gebe es immer ein Beratungsgespräch, bei der man zusammen mit der KI-Vorlage den richtigen Artist auswählt, mit dem das finale Motiv entsteht. Das sei für beide Seiten hilfreich: «Anhand des Motivs wissen unsere Tattoo Artists, wo sie starten können. Sie können Details verändern und das Bild an die jeweilige Körperform oder Stelle anpassen, wissen aber schon, welcher Stil dem Kunden oder der Kundin gefällt.»

Ohne diesen Schritt ginge es auch nicht, wie Haindl anmerkt: «Die KI weiss nicht, wie ein Tattoo funktioniert. Nicht alles, was sie vorschlägt, kann umgesetzt werden. Vor allem, wenn das Motiv auch noch nach Jahrzehnten gut aussehen soll. Genau das ist bei einem Tattoo aber wichtig.»

Die KI traut sich Dinge, die vielen Menschen gar nicht in den Sinn kommen.

Nico Möller, Marketingchef bei Inklabs

Mehr statt weniger Kreativität

«Für viele unserer Künstler und Künstlerinnen ist diese Herangehensweise erfrischend.» Es seien verrückte Ideen dabei, denn «die KI traut sich Dinge, die vielen Menschen gar nicht in den Sinn kommen», so Möller. «Wir haben die Datenbank zuvor mit Motiven von den 300 Künstlern und Künstlerinnen, mit denen wir zusammen arbeiten, gefüttert, sodass sie sie auch selbst als Werkzeug nutzen können. Etwa um erste Ideen zu finden, die ihrem persönlichen Stil entsprechen.»

Die Zürcher Tattoo-Künstlerin ist skeptisch: «Den persönlichen Stil mit Linienführung, dem Setzen von Details und der Art des Zeichnens kann eine KI vielleicht kopieren, aber nie für neue Motive vorhersehen. Dazu kommt, dass ein Motiv realisierbar sein muss, sonst ist die Arbeit umsonst.»

Der Unterschied zu ChatGPT

Statt selbst eine möglichst genaue Beschreibung liefern zu müssen, werden Interessierte bei der KI aus Deutschland in den wichtigsten Punkten unterstützt. Dazu gehören die Auswahl des Tattoo-Stils …
… die Wahl der bevorzugten Farben für das Tattoo …
… und die Wahl der Körperstelle, an der das Motiv tätowiert werden soll.
1 / 4

Statt selbst eine möglichst genaue Beschreibung liefern zu müssen, werden Interessierte bei der KI aus Deutschland in den wichtigsten Punkten unterstützt. Dazu gehören die Auswahl des Tattoo-Stils …

Inklabs

Auch der KI-Vorreiter ChatGPT kann durch einfache Anweisungen Tattoo-Ideen generieren. Auf die Frage nach der Unterscheidung zum deutschen Produkt Ink AI sagt Möller: «Gute Ergebnisse sind auch mit ChatGPT möglich – wenn man es schafft, die Vorstellungen genau zu formulieren. Unser Prozess fragt die wichtigsten Punkte Schritt für Schritt ab.» Auf der Website müssen der gewünschte Stil, die Farben und die Körperstelle für das Tattoo zuvor ausgewählt werden, dann fehlen nur noch einige Stichworte, die das Wunsch-Motiv beschreiben sollen. «60'000 Personen haben das bereits versucht – und 5000 tragen dank unserer AI ein Tattoo.»

Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?

Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt

2 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen