Fünf Millionen Dollar«Inakzeptabel»: Nationalbank investiert in Trumps Truth Social
Die Schweizerische Nationalbank hält Aktien im Wert von über fünf Millionen Dollar an US-Präsident Donald Trumps Medienfirma – und sorgt damit für politische Aufregung.
Darum gehts
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat Aktien im Wert von über fünf Millionen Dollar an US-Präsident Donald Trumps Medienfirma erworben.
SP-Nationalrätin Jacqueline Badran kritisiert die Investition scharf – und fordert eine Stellungnahme des Bundesrats.
SVP-Nationalrat Franz Grüter sieht in der Investition hingegen keine Probleme.
GLP-Präsident Jürg Grossen betont die Unabhängigkeit der SNB – würde persönlich jedoch bei solchen Investitionen Zurückhaltung üben.
Die SNB kommentiert einzelne Anlagen nicht, erklärt aber, dass sie einen «möglichst marktneutralen, passiven Investitionsansatz» verfolge.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) investiert in das von US-Präsident Donald Trump gegründete Unternehmen «Trump Media & Technology Group». Dabei handelt es sich um die Muttergesellschaft der Social-Media-Plattform «Truth Social» – welche Trump 2022 gründete, nachdem er von Instagram, Facebook und dem damaligen Twitter (heute X) verbannt wurde.
Gemäss der US-Börsenaufsichtsbehörde «US Securities and Exchange Commission» besass die SNB Ende Dezember 157’500 Stammaktien des Trump-Unternehmens. Dies entspricht einem Wert von rund 5,37 Millionen US-Dollar – umgerechnet knapp 4,75 Millionen Franken.
«Inakzeptabel, dass SNB in ‹Medium› eines Dauerlügners anlegt»
Auf die SNB-Investition ist auch SP-Nationalrätin Jacqueline Badran aufmerksam geworden. In einer Anfrage will sie vom Bundesrat unter anderem wissen, ob dieser Kenntnis von den Aktienanlagen hat und wie er das finanzielle und politische Risiko dieser Anlagen beurteilt.
«Es ist inakzeptabel, dass die SNB in ein extrem volatiles ‹Medium› eines Dauerlügners anlegt, das den ganzen Tag Propaganda verbreitet, um die Menschen zu manipulieren – und daran ist, die Demokratie vor unseren Augen abzufackeln», kritisiert sie gegenüber 20 Minuten.
«Persönlich würde ich Zurückhaltung üben»
SVP-Nationalrat Franz Grüter sieht hingegen kein Problem darin, dass die SNB Aktien des Trump-Unternehmens erworben hat. Er gehe davon aus, dass die SNB ihre Investitionsentscheidung aufgrund von «kommerziellen und nicht politischen Grundsätzen» vornehme. «Insofern sehe ich keine Gründe, die gegen ein solches Investment sprechen», so Grüter.
Auch GLP-Parteipräsident und Nationalrat Jürg Grossen ist der Meinung, dass sich die Politik nicht in die Anlagestrategie der SNB einmischen solle. Die Nationalbank sei unabhängig – und es liege in ihrer Verantwortung, wie sie Preisstabilität herstellt. Aber: «Persönlich würde ich als Verantwortlicher einer Zentralbank eines neutralen Landes generell versuchen, Zurückhaltung zu üben bei Investitionen in Unternehmen, die mit der Familie eines Präsidenten irgendeines Staates verbunden ist», hält Grossen fest.
Trump verlegte seine Anteile in Fonds
Im Dezember 2024 übertrug Donald Trump alle seine rund 115 Millionen Aktien – er hielt einen Anteil von etwa 53 Prozent an Trump Media – auf einen Fonds, der von seinem Sohn Donald Trump Jr. kontrolliert wird. Dies, um als US-Präsident Interessenkonflikte zu vermeiden. Zum Zeitpunkt der Verlegung waren die Aktien rund vier Milliarden Dollar – umgerechnet etwa 3,5 Milliarden Schweizer Franken – wert.
Das sagt die Schweizerische Nationalbank
Einzelne Anlagen kommentiere die SNB nicht, wie eine Sprecherin auf Anfrage mitteilt. Die SNB verfolge mit ihren Aktienanlagen einen «möglichst marktneutralen, passiven Investitionsansatz», indem sie die einzelnen Aktienmärkte in «ihrer Gesamtheit abbilde» und ihre Anlagen dadurch «möglichst breit diversifiziert». Die SNB nehme grundsätzlich keine Titelselektion vor und verzichte auch auf eine «Über- oder Untergewichtung einzelner Sektoren».
Im Nachhaltigkeitsbericht der SNB ist zudem festgehalten, unter welchen Bedingungen die SNB eine Investition ausschliesst: So investiere die Nationalbank nicht in Aktien und Anleihen eines Unternehmens, deren Produkte oder Produktionsprozesse «in grober Weise gegen gesellschaftlich breit anerkannte Werte» verstiessen – also etwa grundlegende Menschenrechte «massiv verletzten», systematisch gravierende Umweltschäden verursachten oder an der Produktion «international geächteter Waffen» beteiligt seien.
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Auch Zürcher Kantonalbank investiert in Trump-Firma
Aus den Daten der US-Börsenaufsichtsbehörde geht zudem hervor, dass auch die Zürcher Kantonalbank (ZKB) Aktien von Trump Media gekauft hat – wenn auch in deutlich kleinerem Ausmass. Im November betrug der Wert der Anlage 237’000 Dollar, wie der Tagesanzeiger berichtete. Mittlerweile hat die ZKB aufgestockt – der Wert belief sich Ende Dezember auf knapp 710’000 Dollar.
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