LebensmittelSchweiz will neue Gentechpflanzen erlauben – das musst du wissen
Der Bundesrat will neue gentechnische Methoden in der Landwirtschaft erlauben, allerdings mit Risikoprüfung und sie müssen gekennzeichnet sein. Gegner kritisieren: Der Bund sei vor der Gentech-Lobby eingeknickt.
Darum gehts
Der Bundesrat plant, neue gentechnische Methoden in der Landwirtschaft zu erlauben, jedoch mit strengen Risikoprüfungen und Kennzeichnungspflichten.
Die neuen Technologien, wie die Genschere CRISPR/Cas9, sollen Pflanzen widerstandsfähiger gegen Krankheiten und den Klimawandel machen.
Gentech-Gegner kritisieren, dass der Bundesrat dem Druck der Gentech-Lobby nachgegeben habe.
Das Gesetz geht nun in die Vernehmlassung und soll 2026 dem Parlament vorgelegt werden.
In der Schweiz ist es derzeit verboten, gentechnisch veränderte Pflanzen und Tiere zu züchten – ausser in streng kontrollierten Forschungsanlagen. Dieses Moratorium, welches seit der Annahme einer Volksinitiative 2005 gilt, soll noch für weitere fünf Jahre bis 2030 gelten.
«Neue Züchtungstechnologien» sollen erlaubt werden
Der Bundesrat wurde vom Parlament kürzlich beauftragt, neue Gentech-Möglichkeiten gesetzlich zu ermöglichen. Konkret geht es um Technologien wie die Genschere CRISPR/Cas9 und weitere Möglichkeiten.

Mit neuer Gentechnik veränderte Kartoffeln könnten zum Beispiel gegen die Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln helfen. Diese Krankheit führte in den letzten Jahren zu grossen Verlusten bei Schweizer Landwirtinnen und Landwirten.
Hauke-Christian Dittrich/dpaAm Mittwoch hat nun Bundesrat Albert Rösti (SVP) den Entwurf für ein neues Gesetz dazu vorgestellt. Auffallend: Er sprach dabei sehr konsequent von «neuen Züchtungstechnologien», das Wort «Gentechnik» benutzte er kaum. Die Wortklauberei erklärte er auf Nachfrage damit, dass die Bevölkerung sehr skeptisch gegenüber der klassischen Gentechnik sei und die neuen Technologien mit den alten eben nur wenig zu tun hätten.
Das ist der Unterschied zwischen «alter» und «neuer» Gentechnik
Die Hoffnung der Befürworterinnen und Befürworter der «neuen Züchtungstechnologien»: Die mit Genscheren und Co. veränderten Arten könnten besser mit dem Klimawandel klarkommen, aber auch weniger Pestizide notwendig machen.
So sollen Risiken minimiert werden
Albert Rösti erklärte, dass es beim neuen Gesetz ausschliesslich um Pflanzen gehe, gentechnisch veränderte Tiere bleiben verboten. Vor der Zulassung müssten Züchterinnen und Züchter einen umfangreichen Risikokatalog erfüllen und zudem beweisen, dass die neue Züchtung einen Mehrwert gegenüber herkömmlichen Züchtungen biete.

Albert Rösti vermied das Wort Gentechnik weitgehend. Die neuen Technologien seien mit den alten nicht zu vergleichen, so der SVP-Bundesrat.
20min/Matthias SpicherAuch müsse der Warenfluss vom Feld bis zu den Konsumenten von gentechnisch veränderten Pflanzen getrennt von nicht veränderten Nahrungsmitteln erfolgen. Und: Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssten erfahren, ob bei ihrem Lebensmittel eine «neue Züchtungstechnologie» zum Einsatz kam.
Mit den letzten beiden Punkten wolle die Schweiz weiter gehen als die EU, die derzeit ebenfalls an einer gesetzlichen Erlaubnis von CRISPR/Cas9 und Co. für die Nahrungsmittelproduktion arbeitet. Die Schweiz sei hier einmal eine «Pionierin», sagte Albert Rösti.
Scharfe Kritik von Gentech-Gegnern
Der Verein «für gentechnikfreie Lebensmittel» traut den Beteuerungen der Regierung allerdings nicht über den Weg. Konkret spricht Präsident Martin Graf von einem «Etikettenschwindel». Der Bundesrat habe auf Druck der Gentechnik-Lobby das Wort ‹Gentechnik› aus dem Gesetz und bei der Kennzeichnung von Produkten gestrichen. «Damit nimmt er den Konsumentinnen und Konsumenten die Wahlfreiheit und führt die Bevölkerung hinters Licht.»

Gentech-Gegner Martin Graf kritisiert den Bundesrat: Dieser habe sich von der Gentech-Lobby einspannen lassen.
Verein LebensmittelschutzAuch sei der angeblich strenge Schutz in Wahrheit lückenhaft: «Gentechnik-Pflanzen könnten künftig ohne Risikoprüfung zugelassen werden, bloss weil sie einer bereits zugelassenen ähneln», das sei wissenschaftlich unhaltbar und riskant.
Wie stehst du zur Verwendung von neuen Züchtungstechnologien in der Landwirtschaft?
Zudem sei eben nicht ausgeschlossen, dass Gentechpflanzen Wildpflanzen «kontaminieren» – trotz der Schutzmassnahmen. Und zuletzt seien auch Patente auf Gentechpflanzen möglich, was internationale Agrarkonzerne weiter stärke, so die Kritiker.
Das Gesetz geht nun in die Vernehmlassung, 2026 will der Bundesrat den überarbeiteten Entwurf dem Parlament übergeben.
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