Studie warnt: Ozempic könnte Sehkraft gefährden

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Neue StudieFühren Ozempic und Wegovy zu schwerem Sehverlust?

Verlust der Sehkraft? Laut einer neuen Studie könnte ein Stoff, der in Ozempic und WeGovy steckt, das Risiko für eine Augenerkrankung erhöhen. Für Gewissheit braucht es weitere Forschung, so das Autorenteam.

Um Diabetes zu behandeln oder um ohne Mühe abzunehmen: Semaglutid-haltige Medikamente sind gefragt wie nie.
Das Peptidhormon kommt zum Beispiel <a rel="nofollow" data-li-document-ref="103062572" href="https://20min.ch/103062572">in der Abnehmspritze Wegovy </a>...
... und dem eigentlich für Diabetespatientinnen und -patienten entwickeltem Ozempic vor.
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Um Diabetes zu behandeln oder um ohne Mühe abzunehmen: Semaglutid-haltige Medikamente sind gefragt wie nie.

Darum gehts

  • Eine neue Studie zeigt, dass Semaglutid, enthalten in Ozempic und WeGovy, das Risiko für eine Augenerkrankung erhöhen könnte.

  • Bei Personen, die mit Semaglutid behandelt wurden, wurde häufiger nicht-arteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie (Naion) diagnostiziert.

  • Die Ergebnisse deuten auf einen Zusammenhang zwischen Semaglutid und Naion hin. Unklar ist derzeit noch, ob der Zusammenhang kausal ist.

  • Fachleute sagen, dass Patientinnen und Patienten weiterhin ihre Antidiabetika verwenden sollten.

Viele Diabetiker brauchen ihn, viele Übergewichtige wollen ihn: Den Stoff Semaglutid (siehe Box), der in Ozempic und WeGovy steckt. Nun zeigt eine Studie von Forschenden aus den USA, dass Semaglutid möglicherweise mehr Nebenwirkungen haben könnte, als bislang bekannt.

Was ist Semaglutid?

Semaglutid ist ein sogenannter GLP-1-Rezeptor-Agonist. Das Peptidhormon veranlasst die Bauchspeicheldrüse, Insulin zu produzieren, weshalb es zuerst zur Behandlung von Diabetes eingesetzt wurde. Dass es auch zur Gewichtsabnahme führt, kam damals unerwartet.

Um welche Nebenwirkung geht es?

Laut der im Fachjournal «Jama Ophthalmology» veröffentlichten Studie wird bei Personen, die mit Semaglutid behandelt werden, häufiger nicht-arteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie (Naion) diagnostiziert. Das ist eine Erkrankung, die in der Regel zu einem plötzlichen und potenziell dauerhaften Sehverlust auf einem Auge führt, weil der Blutfluss zum Sehnerv unterbrochen wird. Diabetikerinnen und Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko für diese Erkrankung.

Darum die Studie

Im vergangenen Sommer stellten die Ärzte der Augenklinik der Harvard Medical School eine ungewöhnlich hohe Zahl von Patienten mit Naion fest, wie Cnn.com schreibt. Die Erkrankung ist relativ selten – in der Gesamtbevölkerung können bis zu zehn von 100'000 Menschen davon betroffen sein – doch die Ärzte registrierten drei Fälle innerhalb einer Woche, und alle nutzten Semaglutid.

Was genau beobachteten die Forschenden?

Das Team um Jimena Tatiana Hathaway von der Harvard T.H. Chan School of Public Health und der Harvard Medical School in Boston wertete für seine Studie die Daten von insgesamt 16’827 Patientinnen und Patienten aus, die entweder mit Semaglutid oder einem anderen Medikament behandelt wurden. Von diesen hatten 710 die Diagnose Typ-2-Diabetes. 979 Personen hatten Übergewicht oder Adipositas.

Ergebnis: Während der dreijährigen Studiendauer lag das Naion-Risiko bei den Personen mit Diabetes bei 8,9 Prozent, wenn sie Semaglutid einnahmen, und bei 1,8 Prozent, wenn sie ein anderes Medikament einnahmen. Bei den Personen mit Adipositas lag das Risiko bei 6,7 Prozent in der Semaglutid-Gruppe und bei 0,8 Prozent in der Gruppe, die andere Medikamente einnahm.

Nutzt du ein Präparat mit Semaglutid?

Was bedeutet das jetzt?

Die Studie liefert zunächst einmal nur Hinweise, wie die Forschenden schreiben: «Die Ergebnisse deuten auf einen Zusammenhang zwischen Semaglutid und Naion hin. Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelte, sind weitere Studien erforderlich, um den Kausalzusammenhang zu beurteilen.»

Dafür spricht sich auch Graham McGeown von der Queen's University Belfast, der nicht an der Studie beteiligt war, in einem vom Science Media Center (SMC) publizierten Kommentar aus: Weitere Untersuchungen seien notwendig, vor allem «angesichts des raschen Anstiegs der Verwendung von Semaglutid und seiner möglichen Zulassung für eine Reihe anderer Probleme als Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes».

Auch die Pharmakologin Margaret Morris von der University of New South Wales in Sydney sieht die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen. Gegenüber dem SMC weist sie darauf hin, dass die Gruppe, der Semaglutid verschrieben wurde, älter war als die andere Gruppe. Zudem sei es möglich, dass Semaglutid eher Personen mit schwereren Erkrankungen verschrieben wurde.

Wie sollen sich Semaglutid-Nutzerinnen und -Nutzer nun verhalten?

Dazu äussert sich das Forschungsteam nicht. Laut Cnn.com empfehlen Ärztinnen und Ärzte jenen Patientinnen und Patienten, die Semaglutid wegen ihres Diabetes oder ihrer Adipositas nutzen, es weiterhin zu tun. Sollten sie aber Sehstörungen wahrnehmen, «ist es wichtig, einen Augenspezialisten oder eine Augenspezialistin aufzusuchen», so die Endokrinologin Disha Narang. Diese sollten am besten mit Semaglutid vertraut sein.

Auch Prominente setzen auf Semaglutid: Talkshow-Legende Oprah Winfrey verdankt ihre Figur der «Abnehmspritze».
Und auch Sharon Osborne, Frau von Ozzy Osbourne, hat sie verwendet, um Gewicht zu verlieren.
Allerdings bereut sie dies laut eigener Aussage mittlerweile.
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Auch Prominente setzen auf Semaglutid: Talkshow-Legende Oprah Winfrey verdankt ihre Figur der «Abnehmspritze».

IMAGO/Newscom / AdMedia

Das sagt der Hersteller

Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk, der sowohl Ozempic als auch WeGovy herstellt, zeigt sich von der Studie bislang unbeeindruckt. Er betonte, dass die Daten der neuen Studie nicht ausreichen, um einen Zusammenhang zwischen der Verwendung von Semaglutid-Medikamenten und Naion herzustellen. Das Unternehmen nehme jedoch «alle Berichte über unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit der Verwendung unserer Medikamente sehr ernst», heisst es in einer Mail an CNN.

An der Börse reagierten Anlegerinnen und Anleger derweil verunsichert. Die Aktie von Novo Nordisk gab deutlich nach.

Screenshot Google

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