VBS-Chaos: Diese Baustellen erwarten Martin Pfister als Bundesrat

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Jetzt ist es offiziellNeo-Bundesrat Martin Pfister ist ab 1. April neuer VBS-Chef

Diverse Abgänge, gefloppte Beschaffungen und ein massiver Korruptionsskandal. Auf den neuen VBS-Vorsteher warten diverse Baustellen. Eine Übersicht.

Martin Pfister wurde am Mittwoch in den Bundesrat gewählt. Am Freitag wurde klar, dass die amtierende Bundesräte das Departement nicht wechseln wollen. Damit übernimmt Pfister wie erwartet das Verteidigungsdepartement (VBS) von Viola Amherd.
Dort wartet mehr als eine Mammutaufgabe auf ihn: So muss er mehrere Kaderstellen neu besetzen, die Lehren aus mehreren missglückten Beschaffungen sowie einem massiven Korruptionsfall bei der Ruag ziehen und die Verteidgungsfähigkeit der Schweiz wiederherstellen. (Symbolbild)
Christian Dussey, Chef des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB), tritt zurück. In einer Personalumfrage stellten ihm die Mitarbeitenden des NDB ein miserables Zeugnis aus. Er soll noch bis Ende März 2026 im Amt bleiben.
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Martin Pfister wurde am Mittwoch in den Bundesrat gewählt. Am Freitag wurde klar, dass die amtierende Bundesräte das Departement nicht wechseln wollen. Damit übernimmt Pfister wie erwartet das Verteidigungsdepartement (VBS) von Viola Amherd.

20min/Matthias Spicher

Darum gehts

  • Die amtierenden Bundesräten wollen das Departement nicht wechseln. Am Freitag wurde bekannt, dass Neo-Bundesrat Martin Pfister wie erwartet das Verteidigungsdepartement übernimmt.

  • Dort warten grosse Baustellen auf ihn: Das VBS sorgte in den letzten Wochen mit Skandalen wie einem massiven Korruptionsfall bei der Ruag und prominenten Abgängen für Schlagzeilen.

  • Neben den vielen internen Baustellen, birgt auch die sich verdüsternde Weltlage grosse Herausforderungen.

«Ich weiss, dass ich hohe Erwartungen zu erfüllen habe», sagte der frisch gewählte Bundesrat Martin Pfister am Mittwoch an seiner Medienkonferenz. Am Freitag wurde bekannt, dass er Viola Amherd als Vorsteher des VBS beerbt. Eine Rochade im Bundesrat wäre eine Überraschung gewesen. Im VBS warten «Herkulesaufgaben» auf ihn, wie sein unterlegener Konkurrent Markus Ritter nach der Wahl betonte.

In seiner Rede nach der Wahl ging Pfister auf die düstere Sicherheitslage ein: «Ich trete das Amt in einer Zeit an, in der Krieg herrscht in Europa», sagte er. Drei Jahre nach Ausbruch des Ukraine-Krieges stoppte US-Präsident Donald Trump vorübergehend die Militärhilfen. Als Reaktion auf den Eklat und die bröckelnde Beziehung zu den USA, will Europa nun massiv aufrüsten.

Als VBS-Vorsteher muss Pfister aber zuerst einmal im eigenen Haus aufräumen. Dieses wurde zuletzt von diversen Skandalen und Krisen durchgeschüttelt.

Das sind die Aufgaben für Martin Pfister

Exodus bei der Armee

Beim VBS häufen sich die prominenten Abgänge. Neben der bisherigen Chefin Viola Amherd sind auch Armeechef Thomas Süssli und Nachrichtendienstchef Christian Dussey auf dem Absprung. Ebenfalls gekündigt hat Peter Merz, der Kommandant der Luftwaffe. Als neuem VBS-Chef fällt es Martin Pfister zu, diese Schlüsselstellen neu zu besetzen.

Armeechef Thomas Süssli hat Ende Januar seine Kündigung eingereicht. Er soll bis Ende 2025 im Amt bleiben.

Armeechef Thomas Süssli hat Ende Januar seine Kündigung eingereicht. Er soll bis Ende 2025 im Amt bleiben.

20min/Stefan Lanz

Korruption bei der Ruag

Ein Ruag-Chef aus dem Wallis soll den Bund mit illegalen Panzer-Deals um Millionen betrogen haben. Dies machte die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) vor ein paar Wochen publik. Aus den Berichten geht hervor, dass die «wesentlichen» Fakten zu diesen Missständen dem VBS seit 2019 bekannt waren und diverse Verfehlungen und Versäumnisse bei der Ruag den Betrug erleichterten. Die Aufarbeitung des Skandals und die Frage, wie es mit der Ruag weiter geht, dürfte den neuen VBS-Vorsteher noch eine Weile beschäftigen.

Welche Aufgabe sollte der neue VBS-Vorsteher priorisieren?

Flop-Käufe am Laufmeter

Das Drohnen-Debakel ist nur der neueste Eintrag auf einer langen Liste von missglückten Beschaffungen. Bei den laufenden Beschaffungen befinden sich ein halbes Dutzend Schlüsselprojekte in einem kritischen Zustand.

Vor zehn Jahren bewilligte das Parlament den Kredit für die Beschaffung von sechs Hightech-Drohnen aus Israel. Technische Pannen sind nicht das einzige Problem bei der Beschaffung.

Vor zehn Jahren bewilligte das Parlament den Kredit für die Beschaffung von sechs Hightech-Drohnen aus Israel. Technische Pannen sind nicht das einzige Problem bei der Beschaffung.

Schweizer Luftwaffe

Im Januar machte die EFK in einem Bericht publik, dass sich der Kauf von sechs High-Tech-Drohen aus Israel wegen immer neuen Problemen verzögert und verteuert. Grund dafür seien unter anderem eine mangelhafte Planung und das unzureichende Risikomanagement bei der Beschaffung.

Kein Bock auf Militär

Nicht nur an der Spitze hat die Armee ein Personalproblem: Trotz allgemeiner Wehrpflicht schafft sie es nicht, die jährlich benötigten 18’000 Personen zu rekrutieren. Grund dafür seien die vielen vorzeitigen Abgänge, teilte die Armee im November mit. Konkret würden zu viele in den Zivildienst wechseln. Aktuell sind politische Vorstösse hängig, die dessen Attraktivität senken sollen.

Das zweite Personalproblem, das den neuen VBS-Vorsteher erwartet: Der Armee fehlt es an Rekruten und Rekrutinnen.

Das zweite Personalproblem, das den neuen VBS-Vorsteher erwartet: Der Armee fehlt es an Rekruten und Rekrutinnen.

20min/Simon Glauser

Aufrüstung der Armee

Als VBS-Vorsteher ist Martin Pfister dafür verantwortlich, die Verteidigungsfähigkeit der Schweiz wiederherzustellen. Von links bis rechts besteht ein Konsens darüber, dass der Zustand der Armee den heutigen Anforderungen nicht genügt. Im Kriegsfall könnte nur ein Drittel aller Soldatinnen und Soldaten vollständig ausgerüstet werden. Bereits beschlossen ist, dass die Schweiz ihre Ausgaben für die Armee bis 2032 auf ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts anhebt.

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